Köln | aktualisiert | Ein herrenloser Koffer hat heute für eine über dreistündige Sperrung des Bahnhofsvorplatzes ausgelöst. Und das an Weiberfastnacht, wenn tausende auswärtiger Gäste mit dem Zug nach Köln gereist sind und am Abend oft zurückreisen. Vor allem Gäste aus dem nahen Umland. Um 17 Uhr wurde der bunte Trolley gefunden. Daraufhin sperrte die Bundespolizei den Bahnhofsvorplatz. Die Bundespolizei wirkte führungslos, unvorbereitet und das obwohl jeder in Köln die An- und Abreiseproblematik an Weiberfastnacht kennt. Die Landespolizei teilte mittlerweile mit, dass die Bundespolizei für den gesamten Einsatz verantwortlich zeichnete.

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Ein Polizeibeamter schickt die Menschen nach Deutz

Tausende landen ratlos vor Drängelgittern

Zunächst war noch ein Zugang über die Domprobst-Ketzer-Straße und über die B-Passage möglich. Auch das wurde nicht, etwa über Lautsprecher, kommuniziert. Später wurde auch dieser Bereich völlig gesperrt. In der Zeit zwischen 17 Uhr und 20:30 Uhr setzte aus der Kölner Altstadt ein starker Strom an Menschen ein, die ihre Rückreise antreten wollten. Vor allem an der Trankgasse brandete die Rückreisewelle gegen die Polizeiabsperrung. Da die Polizei zunächst nicht informierte, kam es vor der Absperrung immer wieder zu Drängelsituationen und Reibereien. Zwar stellte sich ein Beamter auf eine Erhöhung und rief der Bahnhof sei gesperrt, bot aber keine Alternative an, sondern wollte die Menschen über die Deutzer Brücke zum Deutzer Bahnhof schicken. Nach über einer halben Stunde hatte man ein Megaphon organisiert und es dauerte mehr als eine Stunde bis man die Lautsprecher in den die ganze Zeit vor der Absperrung stehenden Polizeibullies nutzte. Dadurch konnte man die Lage vor dem Drängelgitter ein wenig entspannen. Dennoch brandeten tausende Menschen an den Drängelgittern an, oft von weit her ohne Ortskenntnis und die Polizei ließ sie, vielleicht auch in Ermangelungen derselben – noch dazu in der Stressphase der Abreisesituation – ziemlich alleine und orientierungslos zurück. Bei jeder Demonstration von 100 Menschen hat man einen Lautsprecherwagen vor Ort, warum nicht an einem Tag wie Weiberfastnacht? Wo waren Führungskräfte, die eine solche Situation in die Hand nehmen und organisieren können?


Der Tunnel in der Trankgasse wird zur Fußgängerzone

Bundespolizei und Landespolizei reagieren führungslos und orientierungslos

Die Reisenden wurden später, wie auch Autos, Rettungsfahrzeuge in den Tunnel der Trankgasse geschickt. Diesen Weg wählten die Menschen zunächst von sich aus um den rückwärtigen Eingang am Breslauer Platz zu erreichen. Auch hier gab es keine Regelung durch die Beamten. So hätte man erst den Tunnel für den Individualverkehr sperren können und dann die Menschen in Gruppen durchgehen lassen können. Im Klartext bedeutet dies, dass sowohl Landespolizei und Bundespolizei nicht den Eindruck machten auf eine solche Situation überhaupt vorbereitet zu sein. Die Landespolizei und vor allem die Bundespolizei wirkte zudem völlig führungslos und unkoordiniert. Anstatt vernünftig zu erläutern und zu erklären, sichere Alternativwege zu organisieren und zu informieren, reagierte man hochaggressiv und genervt, ging Reisende sogar mit Hunden an. Der Tunnel in der Trankgasse war dann schnell unkontrolliert voller Menschen und einige fühlten sich an die Situation bei der Loveparade in Duisburg erinnert.

Gegen 20.30 Uhr wurde die Sperrung urplötzlich aufgehoben, wieder keine Information und der Zugang zum Bahnhof eingeschränkt geöffnet. Und sofort kam es wieder zu gefährlichen Drängelsituationen, weil man anstatt zuvor den Zufluss zu regeln dann noch hektisch die Drängelgitter aufbaute.

Autor: Andi Goral
Foto: Wegen dieses Trolleys wurde der Bahnhofsvorplatz heute für über drei Stunden gesperrt.