Köln | aktualisiert | Mit einer groß angelegten Aktion „Feiern in Köln – aber sicher“ gehen Kölner und Bundespolizei in der heutigen Nacht in einer konzertierten Aktion gegen Straßenräuber, die vor allem Menschen nach dem Feiern ausrauben und dabei auch teilweise schwer verletzen vor. Report-k.de begleitete eine Streife von sechs Beamten auf ihrer Tour rund um den Dom. Zwar war die Frequenz von Feiernden, als auch potentiellen Tätern durch den kalten Regen eher gering, aber schon der erste Mann der aufgehalten wurde, hatte fünf Päckchen Marihuana dabei und erhielt einen Platzverweis.

Es ist kurz nach Mitternacht, als sich der Trupp von sechs Beamtinnen und Beamten auf den Weg vom Hauptbahnhof in Richtung Domumfeld und Altstadt macht. Am Alten Wartesaal feiern viele junge Leute und die fetten Beats brachten sicher auch den darüber liegenden Hauptbahnhof leicht zum grooven. Vorbei an den teilweise auch unschönen Hinterlassenschaften der Partypeople nähern wir uns dem Teil der Altstadt der nahe an der Hohenzollernbrücke liegt. Nur wenige Sekunden nachdem wir den Platz am Weltjugendtagweg erreicht haben, laufen drei junge Männer in drei unterschiedliche Himmelsrichtungen davon, die sechs Beamten setzen einem nach und stellen ihn an der Hohenzollernbrücke. Unter der Brücke wird der Mann durchsucht. Die Beamten finden fünf Pakete Marihuana und es gab Unklarheiten mit seinen Personalien. Der junge Mann wechselt die Sprachen und immer wenn er etwas nicht verstehen will, wechselt er ins Französische. Eine der jungen Beamtinnen kann französisch und erklärt dem Mann seine Rechte. Auch wenn das sicher für den jungen Mann nicht angenehm war, alles lief ruhig und sachlich ab. Wegen der Betäubungsmittel wird er wahrscheinlich eine Anzeige erhalten. Für diesen Abend erhielt er für Köln eine Platzverweis und kaum kann er den Ort verlassen ist er superschnell in einer Tunnelröhre verschwunden.

Polizeipräsident Wolfgang Albers sieht mit Sorge, dass es im 1. Halbjahr 2013 einen weiteren Anstieg bei der Straßenkriminalität gegeben habe. Alleine im jahr 2012 gab es auf Kölns Straßen rund 1.000 Raubüberfälle und 9.000 Taschendiebstähle. Sorge bereitet den Beamten auch, dass die Täter immer gewaltbereiter werden, um zu ihrem Ziel zu kommen. So werde Pfefferspray eingesetzt, aber auch Messer. Die rund 200 Täter, die die Kölner Polizei diesem Deliktfeld zuordnet, suchten sich bewusst Menschen nach dem Feiern aus. Zum einen weil die guter Stimmung sind und deren Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Darunter sollen 40-50 Intensiv und 150 Gelegenheitstäter sein. Die Opfer werden oft nur nach dem Weg gefragt, dann bedanken sich die Täter überschwenglich durch Umarmen der Opfer und hinterher fehlt Geldbörse oder Mobiltelefon. Die Täter suchten dabei ganz besonders nach hilfloseren oder abgelenkten Personen.

Der Einsatzleiter, Kriminaloberrat Thomas Schulte, erläuterte, dass man im 1. Halbjahr 2013 schon an 12 Wochenenden vermehrt mit verdeckten Ermittlern operiert habe und dabei 100 Personen auf frischer Tat ertappt habe. Mit dem Auftritt in der heutigen Nacht in Uniform, wolle man noch stärker auch die Präsenz visualisieren. Die Bundespolizei, so der Leiter der Bundespolizeiinspektion, Polizeidirektor Helge Scharfscheer, ermittelt dabei im Schwerpunkt über Täter die über die Bahnhöfe einreisten. Aber auch im Bereich Bahnhof gibt es einen Anstieg bei den Raubdelikten von Handgepäck. Alleine im Mai sei die Schadensumme mit über 200.000 Euro zu beziffern. Oft betreut die Bundespolizei auch die Opfer, gerade bei Touristen, die dann im Bahnhof auch präsent seien.

Die Bilanz der Polizei nach der Aktionsnacht:

Insgesamt wurden bei der Schwerpunktaktion 26 Straftaten festgestellt, wobei acht Taten einen unmittelbaren Bezug zu Raubdelikten und Taschendiebstählen hatten. Dabei wurden neun Personen festgenommen. Insgesamt wurden 437 Personen überprüft. In 22 Fällen erteilten die einschreitenden Beamten Platzverweise.

Autor: Andi Goral
Foto: Die Polizeibeamten durchsuchen einen jungen Mann der später einen Platzverweis erhält