Köln | Nach den jüngsten Vorfällen im Zusammenhang mit Fangewalt rund um Fußballspiele des 1. FC Köln hat Polizeipräsident Uwe Jacob und Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt am heutigen Freitag einen Überblick über den bevorstehenden Einsatz gegeben. 400 bis 500 gewaltbereite Fans haben sich zu einem „Fanmarsch“ verabredet, die Sicherheitskräfte wollen das verhindern.

Die letzte Pressekonferenz vor einem Spiel des heimischen FC gab es vor der Heimpartie gegen Roter Stern Belgrad in der vergangenen Saison. Aber die Auseinandersetzungen rund um die Begegnung mit Union Berlin am 13. August, in denen angebliche Kölner Fans einen Bus mit Berliner Fußballanhängern mit Steinen bewarfen, haben die Kölner Behörde aufgeschreckt. Um Bilder eines wütenden Mobs in Köln zu verhindern, will die Sicherheitsbehörde Einsatzkräfte aus ganz NRW zusammenziehen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„Gewalt und Fußball wird ein neuer Schwerpunkt in der Arbeit unserer Behörde“, stellte Jacob klar und verurteilte die Gewaltexzesse von Fans beider Mannschaften. Sieben Dresdner Fußballfans mit Krawallhintergrund konnten die Ermitler im Vorfeld identifizieren, dazu eine nicht genannte Zahl Kölner und Dortmunder Fans. Sie wurden vor der morgigen Partie mit einem „Bereichsbetretungsverbot“ belegt. Sollten sie im Stadion, Stadionumfeld oder bestimmten neuralgischen Punkten gesehen und aufgegriffen werden, droht ein Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro, so Jacob weiter.

Sein Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt, der schon während des Erdogan-Besuchs die Leitung für die Kölner Polizeibehörde übernahm, geht von 400 bis 500 gewaltbereiten Dresdner Fans aus, die am Samstag nach Köln reisen werden. 5.000 sollen es insgesamt sein. Rund 2.000, so der derzeitige Stand der Mutmaßungen, werden sich an einem so genannten „Fanmarsch“ beteiligen.

Doch mit einem friedlichen Umzug habe das wenig zu tun, wie ein zweiminütiges Video einer Partie der Dresdner in Karlsruhe am 14. Mai 2017 zeigt. Mehrere Hundert Personen nebelten sich mit Rauchtöpfen ein und verübten aus der Anonymität heraus Straftaten. Sie warfen unter anderem Böller und Raketen in Richtung Polizei und hinterließen eine Spur der Zerstörung an geparkten Fahrzeugen und öffentlichen Einrichtungen. „Solche Bilder wollen wir in Köln nicht haben“, bekräftigte Einsatzleiter Rüschenschmidt.

Polizei stellt sich mit Großaufgebot in den Weg

Nach derzeitigen Ermittlungen wollen sich die Fans auf dem P&R-Parkplatz in Weiden-West treffen, um von dort aus über die Aachener Straße in Richtung Innenstadt zu ziehen. Doch weil diese Pläne inzwischen bekannt sind, könnte der Treffpunkt der Dresdner auch anderswo liegen. Die Polizei will darauf mit Flexibilität reagieren, was für die Kölnerinnen und Kölner zu Beeinträchtigungen auch außerhalb des Stadionumfeldes verbunden sein kann.

Neben sieben Hundertschaften der Polizei werden auch sämtliche Reiterstaffeln aus NRW, Hundeführerinnen und -führer mit ihren Vierbeiner, Wasserwerfer und sogar ein Sondereinsatzkommando SEK vor Ort sein. Die Verantwortlichen hoffen, dass sie nicht zum Einsatz kommen, signalisieren damit aber zugleich ihre Bereitschaft, hart und entschlossen eingreifen zu wollen. Umfangreiche Kontrollen an ausgesuchten Punkten im Stadtgebiet sollen die sprichwörtliche Spreu vom Weizen trennen.

Appell an die wahren Fans

Immer wieder kommt es im Umfeld von Ligaspielen des 1.FC Köln zu Polizeieinsätzen nach Einsatz unerlaubter Pyrotechnik und Gewaltausbrüchen. „Was wir bräuchten, wäre ein Aufstand der wahren Fans“, hofft Polizeipräsident Jacob. Doch angesichts der Vorfälle alleine in dieser Saison wiederholte Kölns ranghöchster Sicherheitsbeamter, was er bereits im August dieses Jahres ausgesprochen hatte. Die Fangewalt ist auf ein nie dagewesenes Maß gestiegen.

Seinen Appell richtete er ausdrücklich an die Anhänger beider Mannschaften, die mit Kindern und Familie in den Sportpark kommen. Insbesondere die Dresdner Fans, die mit Autos anreisen, sollten den Besucherparkplatz B4 ansteuern. Von hier aus werden sie dann zum Stadion geleitet, ohne „Fanmarsch“ und die damit befürchtete „Schneise der Verwüstung“, so der abschließende Hinweis.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Polizeipräsident Uwe Jacob (links) und Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt wollen mit großem Aufgebot ausufernde Fangewalt verhindern. Die Anhänger von Dynamo Dresden wollen sich zu einem „Fanmarsch“ treffen.