Köln | aktualisiert |  Es ist 17:48 Uhr als ein Notruf die Kölner Polizei erreicht. Ein 12-jähriger Junge steht in der Bune des Porzer Hafens bis zu den Knien im Wasser und ist plötzlich nicht mehr zu sehen. Fast zwei Stunden später finden Feuerwehrtaucher den Jungen und retten ihn ans Ufer. Sofort beginnt eine Notärztin mit der Reanimation, der Junge kommt in die Kölner Uniklinik. Wie die Polizei Köln mitteilte, ist der 12-Jährige nach erfolglosen Reanimationsversuchen am Sonntagabend gegen 21:30 Uhr für tot erklärt worden.

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Echolot eingeflogen

Viele Menschen sind an diesem Sommersonntag am sandigen Ufer der Bune, wo auch die Fähre „Krokodil“ an der Groov festmacht. Sie baden, sitzen am idyllischen Sandstrand. Bis der Junge untergeht. Sein Onkel ist dabei, er taucht sofort. Jemand alarmiert die Polizei. Als die ersten Kräfte eintreffen erzählen mehrere Augenzeugen den gleichen Sachverhalt. Ein Junge war in der Mitte der Bune etwa knietief im Wasser gestanden, als er plötzlich verschwunden ist. Feuerwehr und Rettungsschwimmer der DLRG werden angefordert. Vier Taucher der Wasserrettung der Kölner Feuerwehr beginnen sofort mit der Suche. Einsatzleiter Georg Spanghardt lässt aus Fühlingen mit dem Rettungshubschrauber das Echolot einfliegen. Die Polizei hat ihren Hubschrauber vor Ort. Alle suchen verzweifelt nach dem Jungen.

Mit allen Kräften gesucht

Die Wasserschutzpolizei, das Feuerlöschboot, das Rettungsboot Ursula und mit einem Schlauchboot fahren die Retter immer wieder den Rhein und die Bune ab. Die Taucher der Feuerwehr, gesichert mit einem Seil, wie auch die Rettungsschwimmer, schwimmen immer wieder die Bune ab. Aus bangen Minuten, werden Stunden. Am Rand der Absperrung, die Menschen, die zuvor am Strand saßen. Sie alle machen sich Sorgen. Die Retter sind unermüdlich, immer wieder und wieder suchen sie die Bune ab. Gegen 19:30 Uhr weitet die Feuerwehr die Suche stromabwärts aus, dann die Nachricht, dass der Junge gefunden wurde. Es ist gegen 19:40 Uhr, fast zwei Stunden später. Die Polizei hat mittlerweile den Bereich weiträumig geräumt, es ist ganz still in der kleinen Bucht.

Strudelartige Strömung

Ganz vorsichtig heben die Retter den Jungen aus dem Wasser. Die Notärztin beginnt sofort mit der Reanimation. Später wird der Junge unter Reanimationsbedingungen in den Krankenwagen verlegt und in die Uniklinik gebracht. Ob er das Bewusstsein wiedererlangen wird ist unklar. Nach zwei Stunden unter Wasser sind die Überlebenschancen eher gering, wie auch Einsatzleiter Spanghardt erläutert. Ein Bundespolizist, der privat das Unglück miterlebt hatte, habe die Einsatzkräfte unterstützt und wesentlich dazu beigetragen, dass der Junge gefunden wurde. Schon fünf Meter vom Strand entfernt sei die Strömung heftig und strudelartig, so Spanghardt. Er gehe davon aus, dass der Junge wie in einer Spirale von den Strudeln in den Rheinstrom gezogen worden sei. Das Wasser in der Bune sei zwischen 1,20 und 2,0 Meter tief, so der Feuerwehreinsatzleiter.

Alle sind schockiert

Die Taucher der Feuerwehr sitzen still auf den Stufen ihres Einsatztrucks und blicken in die Ferne oder räumen ganz still ihre Geräte zusammen. Alle Einsatzkräfte machen einen traurigen Eindruck, auch die Menschen, die jetzt weiter entfernt warten, sich Sorgen gemacht haben. Es waren dramatische und tragische Stunden an der Groov, die Retter haben bis zur Erschöpfung alles gegeben. Ein Notfallseelsorger der Feuerwehr betreut die Angehörigen, den Onkel und den Vater, der heran geeilt war. Er ist völlig verzweifelt, wird von Polizeibeamten vom Ort des Geschehens gebracht. Es war der 20. Einsatz der Kölner Feuerwehr mit dem Stichwort Person im Rhein seit dem 1. Juli. Erst heute Morgen wurden zwei Betrunkene am Rheinauhafen aus dem Strom gezogen.

Warum gibt es kein mehrsprachiges Hinweisschild?

Die Bune an der Groov macht von außen eine so friedlichen Eindruck, denn sie hat eine tiefe Ausbuchtung, der Rheinstrom ist etwa 30-50 Meter vom Sandstrand entfernt. Kein Schild weist auf die Gefahren hin, die nur wenige Meter vom Ufer auf Schwimmer oder nur Menschen die plantschen wollen lauern. Auch wenn die Stadt Köln die Mitteilung, dass das Schwimmen im Rhein gefährlich ist, über die Medien oder eigene Kanäle verbreitet ist nicht sicher gestellt, dass sie die Menschen alle erreicht. Vor allem auch Mitbürger mit Migrationshintergrund lesen nicht unbedingt die klassischen Medien. An den Stellen, wie an der Rodenkirchener Riviera, dem Rheinstrand am Cranachwäldchen oder eben an der Groov in Zündorf wäre ein mehrsprachiges Hinweisschild auf die Gefahren des Schwimmens im Rhein angebracht. Denn das würden alle die sehen, die dort schwimmen gehen wollen.

Autor: Andi Goral
Foto: Die Retter haben den Jungen gefunden und bringen ihn ans Ufer