Köln | „Coloniade 2018“ – so nennt die Kölner Polizei, Ausrichter des Wettkampfs der Spezialeinsatzkommandos (SEK), die viertägige Übung. Heute konnten auch Kölner Bürger einen winzigen Blick auf die Polizeibeamten ohne Höhenangst werfen. Denn sie starteten mit einer Übung am Kölner Dom in den Tag und erklommen den sieben Zentimeter höheren Nordturm und blickten von 157,38 Metern über Köln. 10 Teams aus der Bundesrepublik, der Schweiz und den Niederlanden messen sich in Köln.


Ein Höhenretter der Kölner Berufsfeuerwehr bereitet den Wettkampf am Nordturm des Kölner Doms vor

Die Höhenretter der Kölner Feuerwehr waren in ihren roten Anzügen gut zu erkennen, für die Spezialkräfte musste man einen guten Blick haben, denn sie passten sich farblich in ihren Overalls dem Dom an. Zunächst ging es den Nordturm im Inneren hinauf, fernab von den Blicken der Bevölkerung, bevor die Männer die Leiter an die Spitze kletterten. Der Dom wurde also durch die Übung nicht beschädigt und ein Koordinator der Spezialeinsatzkräfte erklärte, dass es nicht um einen Zeitwettlauf ginge, sondern um Teamfähigkeit.

Lutz Flassnöcker, Pressesprecher der Polizei Köln, erklärt den Wettkampf und dessen Intention:


https://www.youtube.com/watch?v=GE4qAds74
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Die Übung begann schon am Montag und wird insgesamt 13 Übungen umfassen. Am Montag mussten die Viererteams der SEK-Einheiten aus Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Essen, München, Münster, Rheinland-Pfalz, Rotterdam, Zürich und des Zollkriminalamts an ihre physischen Grenzen gehen. Die Kölner SEK-Einheiten waren als Ausrichter mit der Organisation der „Coloniade 2018“ beschäftigt und beteiligten sich nicht an den Wettkämpfen.

Wichtig ist der Kölner Polizei, auch im Falle des Doms, dass die Übungsorte nichts mit einer aktuellen Sicherheitslage zu tun haben. Wenngleich der Dom mit seiner Symbolwirkung und der als abstrakt formulierten Gefahrenlage auch immer ein Ziel sein könne und so die Spezialkräfte an einem herausragenden Ort üben konnten.


SEK-Kräfte in einem Tümpel

Mit Kopf und Verstand

Am Montag war ein Teil der Übung einen verletzten Kameraden zu tragen. Auch durch einen kleinen Wassertümpel. Hier konnte man erkennen, dass anders als dies oft in den klassischen Actionthrillern dargestellt wird, Menschen bei den SEK-Einheiten vor allem überlegt handeln. Also erst Denken, Lage erkunden und dann handeln, etwa bevor man einen See durchwatet mit einem Verletzten auf der Trage, die Wassertiefe zu erkunden. Die Teams, so einer der Koordinatoren und selbst Mitglied der Kölner SEK-Kräfte, werden an ihre physische und psychische Belastungsgrenze geführt. Es geht also auch um Taktik in den Wettkämpfen, die von Schiedsrichtern begleitet werden. Am Ende werden die Besten bei einer Siegerehrung geehrt.


SEK-Kräfte auf der Spitze des Nordturms des Kölner Doms

Internationaler Austausch

Der gemeinsame Wettkampf verfolgt zudem ein weiteres Ziel. Es geht um den Austausch von Erfahrungen, bis hin zum Austausch über eingesetztes Material und das eben auch international. So können die SE-Kräfte voneinander lernen und können persönliche Verbindungen untereinander aufbauen. Denn es kommt auch vor, dass Kräfte nicht nur über die Grenzen der einzelnen Bundesländer hinweg, sondern auch international gemeinsam agieren müssen. Etwa mit ihren holländischen Kollegen und da ist es natürlich gut zu wissen, wie arbeiten die SEK-Einheiten taktisch und mit welchen Materialien. Die Kölner Polizei, die vom Innenministerium NRW mit der Durchführung betraut wurde, bewertet die Übung: „Der Vergleichswettkampf folgt einer langjährigen Tradition und genießt bei den Spezialeinheiten im In- und Ausland ein hohes Ansehen.“

Wer heute bei strahlendem Sonnenschein in den blauen Kölner Himmel blickte und die Männer der SEK-Einheiten, die von der Domplatte aus, wie kleine Ameisen ihrem Ziel der 157,38 Meter hohen Spitze des Kölner Doms zustrebten, sah, der hörte von Passanten nicht selten das Wort Respekt.

Autor: Andi Goral
Foto: Auf der berühmtesten höchsten Spitze Kölns – ein SEK-Kommando auf der Kreuzblume des Nordturms des Kölner Doms