Köln | Am gestrigen Samstag, 5. Dezember, meldet das Robert Koch-Institut (RKI) für Köln 220 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Zwei Menschen verstarben im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Die 7-Tage-Inzidenzzahl für den Zeitraum 29. November bis 5. Dezember liegt in Köln bei 128,6. Für Deutschland gesamt gibt es einen kräftigen Anstieg zudem wird befürchtet, dass es in deutschen Kliniken zu Überlastung kommt. Zudem verweigert der Bund dem RKI IT-Personal.

In den Kölner Kliniken befanden sich am Samstag 307 Patientinnen und Patienten, davon 101 auf Intensivstationen. Die Stadt Köln erfasst mit diesen Zahlen nicht nur Menschen, die ihren Erstwohnsitz in Köln haben.

RKI meldet mit 17.767 Corona-Neuinfektionen kräftigen Anstieg

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Sonntagmorgen 17.767 Corona-Neuinfektionen gemeldet, kräftige 22 Prozent oder 3.156 Fälle mehr als am Sonntagmorgen vor einer Woche. Prozentual handelt es sich um den stärksten Anstieg im Vorwochenvergleich seit einem Monat. Auch die durchschnittliche Anzahl der täglichen Neuinfektionen, bei der der Wochentagseffekt ausgeblendet wird, steigt dadurch um über 400 auf auf 18.375 Fälle, ist aber noch knapp 500 Fälle niedriger als beim bisherigen Höchstwert am 12. November.

Außerdem meldete das RKI nun 255 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus, im Wochendurchschnitt stieg diese Zahl auf 378 und damit auf ein neues Allzeithoch. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Sonntagmorgen 4.055 Covid-19-Patienten intensiv behandelt, 35 mehr als 24 Stunden zuvor. Die RKI-Zahlen bestätigen damit im Wesentlichen die Zahlen der sogenannten Kommunenabfrage vom Vorabend, bei der die 401 kreisfreien Städte und Landkreise direkt abgefragt werden.

Diese hatte einen sprunghaften Anstieg der Neuinfektionszahlen um 25 Prozent im Vorwochenvergleich gezeigt.

Deutschlands Kliniken droht Überlastung

Deutschlands Kliniken kommen angesichts der steigenden Belastungen durch die Pandemie an ihre Grenzen. „In einzelnen Ländern wie Sachsen ist die Zahl der Intensivpatienten fünfmal so hoch wie im April. Dort geraten Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen oder haben diese bereits überschritten“, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der „Welt am Sonntag“.

Nach Angaben der DKG befinden sich gegenwärtig 40 Prozent mehr Covid-19-Intensivpatienten auf Station als noch während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr. Hinzu kämen rund 16.000 Covid-19-Fälle, die auf Normalstationen versorgt würden. „Diese haben einen deutlich höheren Versorgungsaufwand als andere Patienten“, so Gaß.

Anders als im Frühjahr, als kleinere, weniger gut ausgerüstete Kliniken ihre schwer kranken Covid-19-Patienten meist problemlos an Maximalversorger wie etwa Universitätskliniken überweisen konnten, nähern sich diese in manchen Regionen jetzt selbst der Belastungsgrenze. „Noch können wir Patienten von den kleineren Häusern aufnehmen. Aber wir müssen uns da mittlerweile schon sehr strecken, zumal wir uns auch weiterhin um andere Patienten kümmern wollen“, sagte Gernot Marx, der die Klinik für Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Aachen leitet und ab dem Jahreswechsel als Präsident auch die Führung der „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ (DIVI) übernehmen wird.

Angesichts personeller Ausfälle werde die Übernahme solcher Patienten zusehends schwieriger. „Nicht die Intensivbetten sind der limitierende Faktor, sondern das entsprechend qualifizierte Personal“, warnte er. Die Kliniken wehrten sich auch gegen Kritik, wonach sie die Lage dramatisieren würden, um mehr Finanzhilfen zu erzwingen.

„Den Vorwurf des Alarmismus weisen wir deutlich zurück“, sagte DKG-Präsident Gaß. Die Wiedereinführung der sogenannten Freihaltepauschalen für Intensivbetten bis Januar sei zwar ein richtiger Schritt, werde aber wegen der „sehr restriktiven Zuordnungskriterien“ nur für wenige Kliniken eine wirksame Hilfe sein. Es müssten aber viel mehr Krankenhäuser ihre Regelversorgung wegen Covid-19 einschränken, wodurch Erlösausfälle und Liquiditätsprobleme drohten, warnte er. „Klar ist auch, dass wir Probleme bekommen werden, wenn wir es nicht schaffen, die Infektionszahlen entsprechend zu verringern.“ Das sei weder Schwarzmalerei noch Alarmismus, sondern eine nüchterne Feststellung.

Bund verweigert Robert-Koch-Institut IT-Personal

Der Bund verweigert dem Robert Koch-Institut (RKI) während der zweiten Corona-Welle eine dringend notwendige Aufstockung des Personals. Konkret geht es um die IT-Abteilung des RKI, die bereits vor Corona drastisch unterbesetzt war, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eigene Informationen. Durch die Pandemie hat sie eine Vielzahl neuer Aufgaben hinzubekommen, etwa die Betreuung der Corona Warn-App, des Onlineportals zu Infektionszahlen und des Intensivbettenregisters.

Der Haushaltsausschuss des Bundestags bewilligte dem RKI für den IT-Bereich Ende November lediglich vier neue Stellen – von 68, die das Institut beantragt hatte, berichtet die Zeitung. Damit stimmte der Parlamentsausschuss einem Entwurf der Bundesregierung zu. Das Gesundheitsministerium und das Finanzministerium wollten sich nicht zu den Gründen äußern.

Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD im Bundestag, forderte: „Der Personalhaushalt des RKI für IT-Aufgaben muss sofort aufgestockt werden.“ Das RKI könne sonst seine zahlreichen Aufgaben nicht ausreichend schnell erfüllen. „Das können wir uns jetzt nicht wirklich leisten, hier zu sparen.“

Wäre das RKI technisch besser aufgestellt, könnte es die Bundesregierung schneller und genauer über den Verlauf der Pandemie informieren. Dadurch könnte diese schnellere und zielgerichtetere Maßnahmen treffen, um Corona einzudämmen. Andrew Ullmann, Obmann der FDP-Bundestagsfraktion im Gesundheitsausschuss, sagte, in der Pandemie zeige sich, dass die IT-Abteilung des Instituts über Jahre hinweg zu schlecht ausgestattet wurde.

„Dafür kriegen wir jetzt die Quittung in der Pandemie“, sagte Ullmann. So seien die Meldungen per Fax, telefonische Quarantäne-Kontrollen und die Zettelwirtschaft mit dafür verantwortlich, dass Gesundheitsämtern schon bei vergleichsweise geringen Fallzahlen „die Überlastung droht“.

Autor: red, dts