Köln | Ein außergewöhnlicher mittelalterlicher Fund befindet sich seit Montag, 22. April am Institut für Konservierungswissenschaften der Fachhochschule Köln in der Südstadt: Zwei Ganzkörperreliquien, die in der vergangenen Woche einem Altar in der Munsterkerk im niederländischen Roermond entnommen wurden, liegen nun zur genaueren Datierung auf einem Labortisch. Sie sind weltweit die bislang einzigen dieser Art.

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Zusätzlich zu den beiden Körperreliquien wurden 45 präparierte und in Tücher gewickelte Schädel, ein unverhüllter Schädel sowie weitere Schädelfragmente aus dem Altar geborgen, die teilweise noch mit dem original Mörtel ihrer Niederlegung behaftet sind, wovon sich die Expertinnen und Experten des Teams um Annemarie Stauffer, Leiterin Studienrichtung Textil und Archäologische Fasern, weitere Hinweise auf das Alter der Reliquien erhoffen. Ebenfalls geborgen wurden sechs so genannte Klosterarbeiten, Knochenfragmente unterschiedlichster Art, die kunstvoll in Schmuckgegenstände eingearbeitet wurden und ebenfalls als Reliquien gehandelt und vereehrt wurden.

Mittels verschiedener Datierungsmethoden, wie die metallurigsche Untersuchung der Drahtverzierungen, Röntenaufnahmen aus dem Inneren der in Tücher gewickelten sterblichen Überreste oder auch Radiokarbonmessungen soll das genau Alter der Reliquien in Köln festgestellt werden. Auch soll Spekulationen nachgegangen werden, wonach es sich bei einer der Reliquien, zumindest dem Alter nach, um die sterblichen Überreste der Heiligen Ursula handeln könnte, deren Gebeine laut alter Aufzeichnungen im Roermonder Münster liegen sollen.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Am Montag waren die Reliquien – das Bild zeigt einen Teil davon – in Köln eingetroffen.