Köln | Modisch muss das neue T-Shirt. Und billig. Wie es produziert wurde? Das ist eher unwichtig. Die Ausstellung „Fast Fashion“ im Rautenstrauch-Joest-Museum zeigt „die Schattenseiten der Mode“ – zeigt die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, den Einsatz von Giften, die Zerstörung der Umwelt.

Ein T-Shirt für 3 Euro, ein Hemd für 9, eine Jeans für 10 – wohl die wenigsten Kunden der Billig-Mode-Ketten machen sich Gedanken darüber, wie solche Preise möglich sind. Im Rautenstrauch-Joest-Museum gibt’s die Antwort darauf. Und die ist alles andere als erfreulich: Aufträge in Billigst-Lohnländer, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Einsatz von gesundheitsgefährdenden Chemikalien, keine Rücksicht auf die Folgen für die Umwelt.

14-Stunden-Tage und 7-Tage-Wochen,

Nein, ein Gang durch die Ausstellung, die vom Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe übernommen wurde, ist alles andere als ein Vergnügen. Nicht nur, weil an den Einsturz einer Kleiderfabrik 2013 in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh, mit über 1.100 toten Beschäftigten erinnert wird. Fotos und Filme dokumentieren faktenreich die aktuellen Arbeitsbedingungen rund um die Welt. Zu lesen sind die Aussagen von Arbeiterinnen. Sie berichten von 14-Stunden-Tagen und 7-Tage-Wochen, von fehlenden Schutzmaßnahmen beim Einsatz von Chemikalien oder wenn Jeans durch Sandstrahlen auf „alt“ getrimmt werden.

Oft genug werden gesetzliche vorgeschriebene Mindestlöhne nicht gezahlt, Mutter- und Kündigungsschutz sind die Ausnahme, von Krankenversicherung ganz zu schweigen. Bei einem T-Shirt, das in Deutschland für 5 Euro angeboten wird, macht der Arbeitslohn so gerade einmal 13 Cent aus. Wer geht Pleite, wenn dieser Betrag verdoppelt wird, wer kann sich in Europa das T-Shirt nicht mehr leisten, wenn es 13 Cent mehr kostet? Im Übrigen ist eine teure Markenjeans keine Garantie, dass die Produktionsbedingungen einwandfrei sind.

12.000 Liter Wasser für die Produktion eines T-Shirts

Dann die „Kollateralschäden“. So können bis zu 12.000 Liter nötig sein, um ein T-Shirt zu fertigen. Der Wasserverbrauch für den Anbau von Baumwolle hat in Zentralasien die fast totale Verlandung des Aral-Sees zur Folge. In China haben 320 Millionen Menschen keinen Zugang mehr zu Trinkwasser, weil Textilfabriken ihre Abwässer ungeklärt in die Flüsse leiten und diese– entsprechend der aktuellen Produktion – bunt färben.

Schließlich der Transport rund um die Welt: 40.000 Kilometer legt ein Kleidungstück zurück, das in den Niederlanden entworfen wirft, in einem Billiglohn-Land hergestellt wird, nach Europa verschifft und als Lumpen im afrikanischen Sambia entsorgt wird. Und vor dem Ansehen eines Schockfilms wird ausdrücklich gewarnt: Schafscherer in Australien und den USA gehen beim Schafscheren alles andere als sorgsam mit den Tieren um.

Es gibt Alternativen – aber die sind nicht billig

„Slow Fashion“ heißt der positive Teil der Ausstellung. Hier wird gezeigt, wie in einzelnen Billiglohnländern die alten nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktionstechniken wiederentdeckt werden. Lokale Modedesignerinnen und -designer etwa in Bolivien, Papua-Neuguinea, Bangladesh, Uganda oder Myanmar greifen sie auf und können sich damit auf dem internationalen Modemarkt behaupten. Billigkleidung ist das dann allerdings nicht.

Nicht zu vergessen politische Maßnahmen wie in Burkina Faso, das Textilimporte verbot. Europäische Altkleider-Exporte zerstören den afrikanischen Markt. Auch Studenten der Kölner ecosign-Schule haben sich Gedanken über nachhaltige Mode gemacht.

Die Ausstellung richtet sich ausdrücklich auch an Schulen und bietet ein reichhaltiges Begleitprogramm an. Wünschenswert in der Ausstellung wären Informationen über die Vielfalt der „Ökosiegel“, mit denen die Textil-Hersteller werben.

[infobox]„Fast Fashion – die Schattenseiten der Mode“ – bis 24. Februar 2019. Cäcilienstr. 29-33 (Am Neumarkt), Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, am ersten Donnerstag im Monat 10-22 Uhr (außer an Feiertagen). Eintritt zur Sonderausstellung 12/9 Euro

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Autor: ehu | Foto: Tim Mitchell
Foto: Arbeiterinnen recyceln Alttextilien, die aus Europa importiert wurden. | Foto: Tim Mitchell