Köln | Denkmalschutz oder Naturschutz? Der Streit zwischen beiden Interessen lähmte seit langem die Sanierung des Bahnhofs Belvedere in Köln-Müngersdorf. Jetzt scheint der gordische Knoten zerschlagen: Ein neues Gutachten zeigt auf, wie durchbautechnische Maßnahmen eine 150 Jahre alte Platane erhalten werden kann, ohne das gut 30 Jahre ältere Gebäude zu gefährden. So teilte es jetzt Kölns Liegenschaftsdezernentin Ute Berg mit.

Wie diese Maßnahmen im Detail aussehen, erklärte sie allerdings nicht. Immerhin: Die Stadt übernimmt eine Sicherheitsgarantie, sollte es trotz deren Umsetzung zu Schäden kommen. Außerdem trägt sie 2,1 Millionen Euro der insgesamt auf rund drei Millionen geschätzten Sanierung. Mit über 440.000 Euro fördert die NRW-Stiftung das Projekt.

Er ist der älteste erhaltene Bahnhof Deutschlands

Der Bahnhof Belvedere in Köln Müngersdorf ist das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude Deutschlands. Eröffnet wurde er 1839 am vorläufigen Endpunkt der Eisenbahnstrecke Köln-Antwerpen. Gleichzeitig war er ein beliebtes Ausflugslokal, von der ersten Etage bot sich ein Ausblick auf Köln und den Dom. 1980 wurde er unter Denkmalschutz gestellt, seit 2010 steht er leer.

Die Wurzeln einer nahe am Gebäude stehende Platane mit dem Status eines Naturdenkmals drohen, sein Fundament zu zerstören, der Einsturz droht. Eine zweite Platane steht an der Stelle eine geplanten Erweiterungsbaus, der den Aufzug für einen barrierefreien Zugang aufnehmen soll.

Seit Jahren bemüht sich der „Förderkreis Belvedere“ um den Erhalt des Bahnhofs, hier soll ein kulturelles Begegnungszentrum entstehen. 2015 hatte der Rat dem Verein das Erbbaurecht über das Grundstück übertragen und eine Förderung in Höhe von 250.000 Euro bewilligt. „Der Erbbaurechtsvertrag und der Förder- und Zuschussvertrag liegen inzwischen zur Beurkundung beim Notar, der Abruf der Planungsmittel für den Bauantrag ist eingeleitet. Dafür danken wir der Dezernentin für Wirtschaft und Liegenschaften“, so Elisabeth Maria Spiegel vom Förderkreis.

Autor: ehu
Foto: Diese beiden Platanen abholzen oder den Bahnhof Belvedere einstürzen lassen? „Neue bautechnische Maßnahmen“ können – so die Hoffnung – beides verhindern.