Vor zwölf Jahren stürzte das Historische Archiv ein

Köln | Am 3. März 2009 stürzte das Historische Archiv und weitere Gebäude an der Severinstaße unweit des Waidmarkts in die davor liegende Baugrube der Nord-Süd-Bahn. Zwei junge Männer verloren damals ihr Leben. Jetzt wird wieder an der Unglücksstelle gearbeitet. Anfang November hat die für die Umsetzung des Projekts zuständige Arge Los Süd die Vorarbeiten für die Sanierung der Baustelle am Gleiswechsel Waidmarkt aufgenommen. Dafür wurde die Severinsstraße im betroffenen Bereich komplett gesperrt. Nur noch Fußgänger können hier noch weiter unterwegs sein.

Bei den Vorarbeiten für die Sanierung wurde bislang die Straßenbrücke, die über den Randbereich der U-Bahn-Baugrube führte, abgebrochen. Mit Stahlträgern, die in Bohrlöcher eingelassen und dort betoniert werden, sowie mit Holzbohlen wird zunächst die Baugrube gesichtert. Mit Stahlbetonplatten, die auf einen Kopfbalken und Stahlträgern befestigt werden, wird die Baugrube zudem abgedeckelt. Taucher erkunden außerdem die Situation im Bauwerk, Es wird damit gerechnet, dass diese Arbeiten bis Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen sind. So bald der Deckel für die Baugrupe fertiggestellt ist, kann die Severinstraße wieder für den Verkehr geöffnet werden.

Danach beginnt die hochkomplexe Sanierung des Bauwerks, die laut der Arge etwa vier Jahre in Anspruch nehmen wird. Dazu sind mehr als ein Dutzend verschiedene Baustufen notwendig. Dabei wird die Baugrube leergeräumt. Entfernt werden müssen von oben nach unten unter anderem 5000 Kubikmeter des beim Unglück eingedrungenen Boden- und Schuttmaterials wie zum Beispiel Kies, sowie 2000 Kubikmeter Auflastbeton, der nach der Haverie zur Stabilisierung in die Baugrube eingebracht wurde. Dazu kommen der beschädigte alte Deckel und die alte Zwischendecke. Hier werden noch einmal Beton, etwa 90 Tonnen Stahl sowie zurückgelassene Arbeitsgeräte entfernt. Dazu wird unter anderem einer der größten, verfügbaren Turmdrehkräne zum Einsatz kommen. Dieser ist auf dem Weg von Schweden nach Köln.

Da der gesamte Bereich der U-Bahn-Baustelle letztlich trocken gelegt und reichlich Material entnommen wird, muss die Baugrube durch die Montage von Stahlaussteifungen, mit denen die Schlitzwände gegeneinander abgestützt werden, entsprechend stabilisiert und gesichtert werden. Den Boden des U-Bahn-Baus bildet eine Unterwasserbetonsohle, die mit 240 Mikro-Stahlpfählen gegen den Auftrieb gesichert wird. Immer wieder müssen Arbeiten unter Wasser ausgeführt werden, für die zwei bis drei Tauchteams vor Ort sein werden.

Im Jahr 2025 soll nach den bisherigen Planungen der eigentlich Weiterbau der Nord-Süd-Bahn beginnen, der seit 2009 unterbrochen werden musste. Dieser dauert etwa drei bis vier Jahre, sodass mit der Fertigstellung wahrscheinlich 2028/29 zu rechnen ist. Gebaut wird ab 2025 der eigentliche Gleiswechsel Waidmarkt. Dann entstehen neben der U-Bahn-Anlage die Wände, die neue Zwischendecke, das Nottreppenhaus, Versorgungsschächte und das Unterwerk für die Stromvesorgung im Zwischengeschoss. In der obersten Ebene wird die „Halle mit dem Knick – K3“ gebaut, ein Raum für Kunst, Kommunikation und Kultur. Eine Gedenkstätte für die Opfer des Unglücks ist oberirdisch geplant.

Die Kosten für die Sanierung werden gemäß des getroffenen Vergleichs von der Arge Los Süd getragen, die auch die Fertigstellung des Bauwerks schuldet und die den Rohbau des K3-Raums übernimmt. Am Ende der Arbeiten werden das Gelände oberhalb des nun fertigen Rohbaus aufgeschüttet und die Oberfläche wieder hergestellt.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Das Foto wurde von den Kölner Verkehrsbetrieben der Presse zur Verfügung gestellt und soll von einem Fotografen der KVB vor rund einer Woche aufgenommen worden sein. | Foto: Christoph Seelbach/KVB