Köln | „Combat 18“ („Kampfgruppe Adolf Hitler“) ist eine neonazistisch-terroristische Organisation, die sich als der harte Kern und bewaffnete Arm des seit 2000 verbotenen rechtsextremen Netzwerks „Blood & Honour“ versteht. Bundesinnenminister Horst Seehofer prüft nach einem Bericht von „Zeit-Online“ das Verbot von „Combat 18“. Die Linke in Köln fordert: „Kölner Verbindung von Combat 18 aufklären“. Die antifaschistische Plattform „Exif“-Recherche meldet heute von einer Videobotschaft und titelt „‚Combat 18‘ droht Journalisten mit Mord“.

Bundesinnenministerium prüft Verbot von Combat 18

Als Konsequenz aus dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke prüft das Bundesinnenministerium (BMI), ob die rechtsextreme Gruppe „Combat 18“ verboten werden kann. Das kündigte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch im Innenausschuss des Bundestages an, berichtet „Zeit-Online“ unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung. Das rechte Netzwerk Blood & Honour ist seit dem Jahr 2000 in Deutschland verboten.

„Combat 18“ gilt als Teil dieser Verbindung. Mit dem Verbot von „Blood & Honour“ wurden jedoch weder die Strukturen noch die Logos von „Combat 18“ verboten. Das solle nun noch einmal geprüft werden, sagte Seehofer Teilnehmern zufolge.

Der hessische Innenminister Peter Beuth sagte im dortigen Innenausschuss, er setze sich beim BMI für ein „zeitnahes Verbot“ ein. Die Gruppe war Thema in den Innenausschüssen des Bundestages und des hessischen Landtages, weil davon ausgegangen wird, dass Stephan E., der mutmaßliche Mörder von Lübcke, Kontakt zu ihr hatte.

Durch eine Anfrage der Grünen Abgeordneten Verena Schäfer im Landtag NRW  ist bekannt, dass „Combat 18“ seit 2009 mehr als 80 Straftaten in NRW, 19 davon in Köln, verübte. Bericht von report-K >

Kölner Linke fordert Polizei auf rechte Kölner Szene aufzuklären

Das Kölner Umfeld von rechtsextremen Gewalttaten muss endlich aufgeklärt werden, fordert die Kölner Linke und weiter: Jetzt muss Combat 18 ausgehoben und die Gruppe verboten werden.

Die Kölner Linke erinnert an die gewalttätigen Anschläge und Morde des NSU seit 2000 und die in den Prozessen immer wieder gestellte Frage: Wie konnte der NSU das alleine bewerkstelligen? Konkrete Ortskenntnisse mussten vorhanden sein. Eine große Enttäuschung des NSU-Prozesses sei, dass diese Frage nicht beantwortet wurde. Es bliebe der Verdacht, dass der Verfassungsschutz selbst im Umfeld aktiv war.

Die Linke zitiert zur mangelnden Aufklärung der NSU-Ermittlung denVerwaltungswissenschaftler Dr. Wolfgang Seibel aus seinem Buch „Verwaltungsdesaster“: „Dieses Kalkül hätte sich ganz anders dargestellt, wenn die Mordopfer Angehörige der Deutschen Mehrheitsgesellschaft gewesen wären.“

Dazu erklärt Jörg Detjen, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE im Kölner Stadtrat: „Diese These teile ich. So makaber es klingt: Das etablierte deutsche Bürgertum ist erst jetzt aufgewacht, weil ein CDU-Spitzenbeamter ermordet wurde. Damit diese Terroranschläge und Morde endlich aufhören, müssen jetzt mit Hochdruck die fast 200 Morde von Rechtsextremen in den letzten Jahrzehnten aufgeklärt werden. Der Schlüssel dafür ist die Betrachtung des rechtextremen Umfeldes!

Die Anschläge in der Probsteigasse, (2001) der Nagelbombenanschlag in der Keupstraße (2004), die gewalttätigen Ausschreitungen bei Hogesa (2014) und der Mordversuch an der Oberbürgermeisterin Reker (2015) haben einen Zusammenhang: Die Mörder bekamen Unterstützung von einem rechtsextremen Umfeld in der Kölner Region.

Das muss endlich aufgeklärt werden! Die Polizei hat nach hartnäckigem Fragen einem Journalisten mitgeteilt, dass die 19 Anschläge von ‚Combat 18‘ in Köln in der Zeit von 2009 bis 2019 durch drei Täter verübt wurden. Einer davon lebt in Köln, zwei im Umland. Damit ist es doch offensichtlich, dass ‚Combat 18‘ einen Stützpunkt in Köln hat.“

Detjen fordert von der NRW-Landesregierung und der Kölner Polizei tätig zu werden. Er schreibt: „Sie kennen die Personen und haben viele zusätzliche Informationen und Daten. Sie können dadurch eventuell Verbindungen zwischen Combat 18 und dem vermutlichen Mörder Stefan E. auf der einen Seite und den terroristischen Anschlägen und Aktivitäten des NSU und Hogesa in Köln auf der anderen Seite aufdecken. Diese Untersuchungen können aber auch zu anderen Tatorten führen.“ Die Linke will Ermittlungen, damit auch Beweismittel gesichert werden und „Combat 18“ verboten wird.

„Combat 18“ sendet Videobotschaft – Echtheit wird geprüft

Die antifaschistische Plattform „Exif“-Recherche berichtet, dass am Mittwoch, 26. Juni, auf einer Plattform eine Videoansprache eines Vertreters von „Combat 18“ aufgetaucht sei. Der Mann äußert sich zum Mord an Walter Lübcke und behauptet, dass der geständige Stephan E. keine Verbindung zu „Combat 18“ habe und begründet dies mit einem Medienbericht von einem Treffen an dem Stephan E. teilgenommen haben soll. Dies konnte aber nicht eindeutig belegt werden. In dem Video droht der Mann einem Journalisten, der maßgeblich an den Veröffentlichungen zu Stephan E. beteiligt war. Diesem Journalisten drohte auch der Veranstalter des Neonazi-Festivals in Ostritz Thorsten Heise, NPD, mit den Worten „Der Revolver ist schon geladen Herr…“, so der „Mitteldeutsche Rundfunk“ („MDR“). Die sächsische Polizei gab auf Twitter bekannt, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen Heise eingeleitet habe. „Exif“ stellt fest, dass eine Videobotschaft eine bislang unbekannte Form der Selbstinszinierung der Gruppe sei. Das Video ist betitelt mit „‚Combat 18‘ Deutschland“ und dem Signet des Drachens der Gruppe. Inwiefern der mit Sturmhaube im Grünen stehende Sprecher legitimiert ist für die Gruppe zu sprechen ist nicht festzustellen. Sicherheitsbehörden prüfen jetzt die Echtheit des Videos.

Autor: Andi Goral, dts