Köln | Immer mehr Menschen sind in Köln mit dem Coronavirus infiziert. Alleine von Donnerstag auf Freitag registrierte das Kölner Gesundheitsamt 204 neue Fälle. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Dr. Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamtes und Dr. Volker Ruster, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr Köln, äußerten sich zur Lage und zu den neuen Regeln, die das Land NRW vorschreibt.

Oberbürgermeisterin Reker verteidigte die aktuellen Reaktionen der Verwaltungen auf die Entwicklungen der Coronavirus-Pandemie. Die vielen Änderungen seien ein Ergebnis einer sehr dynamischen Lage, so die Kölner Oberbürgermeisterin. Sie machte deutlich, dass ihr daran gelegen ist, dass die Kölnerinnen und Kölner verstehen, dass der Staat nicht alles regeln könne und dies auch der Idee der bürgerlichen Freiheit entgegenstehe. Jede und jeder Einzelne sei aufgerufen in Eigenverantwortlichkeit Abstand und Hygieneregeln einzuhalten sowie Kontakte zu vermeiden. Im Idealmodel hieße dies, es brauche keine Regeln mehr. Reker beklagte, dass in vier von zehn Fällen durch das Kölner Gesundheitsamt derzeit keine Kontakt-Rückverfolgung gelinge, weil Menschen immer noch keine wahrheitsgemäßen Angaben machten. Reker forderte die Kölnerinnen und Kölner auf wahrheitsgemäße Angaben zu machen.

Reker: Bäume sind nicht ansteckend
Reker wünscht sich eine differenzierte Betrachtung von Corona-Regeln, die für Millionenstädte wie Köln oder den kleinen Ort an der niederländischen Grenze aufgestellt werden. Alleine die Spielstätten oder Arenen hätten eine ganz andere Dimension. Also mehr Eigenverantwortung für die Städte in der Ausgestaltung der Regeln und weniger landesweit einheitliche Bestimmungen. Zur Maskenpflicht appellierte Reker an den gesunden Menschenverstand. Dort wo es eng sei und der Abstand von 1,5 Metern nur schwer einzuhalten sei, dort müsse Maske getragen werden. Wer im Wald spazieren gehe, brauche keine Maske, denn Bäume seien nicht ansteckend. Die Landesregierung NRW habe eine Sperrstunde um 23 Uhr verfügt, die die Stadt umsetzen werde, wie etwa Berlin. In Berlin allerdings haben die Gerichte die Sperrstunde für die klagenden Wirte gekippt. Reker will hier, sollten auch NRW-Gerichte so entscheiden, Urteile erst einmal abwarten. Sollten diese wie in Berlin gekippt werden, scheint die Stadt Köln aktuell noch keinen Plan B in der Tasche zu haben.

Die Testsituation in Köln

Das Testzentrum am Kölner Hauptbahnhof sei ausgelastet, so Dr. Ruster von der Kölner Feuerwehr. Am Flughafen gebe es noch Kapazitäten. Dort läge die tägliche Testkapazität bei 2.100 Testungen pro Tag, aber nur 1.300 pro Tag derzeit durchgeführt. Für Menschen, die eine kürzere Wartezeit einplanen möchten, empfahl Ruster daher den Flughafen.

Ist das Kölner Gesundheitsamt schon an der Kapazitätsgrenze

Es sind die täglichen Zahlen, die Nießen aktualisierte. Die Inzidenzzahl für Köln, für den Zeitraum 9. bis 15. Oktober liegt nach Robert-Koch-Institut bein 75,4. Mit Stichtag heute sind in Köln 1.078 Menschen am Coronavirus erkrankt. 4.562 Menschen befinden sich in Quarantäne. 132 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus verstorben. Die Zahl der Menschen, die mit Covid-19-Erkrankungen auf Intensivstationen in Köln liegen nimmt auch zu und beträgt 21. 111 Coronavirus-Erkrankte liegen in Kölner Kliniken. Bei den Klinikzahlen differenziert die Stadt Köln allerdings nicht zwischen Kölnerinnen und Kölnern und Menschen aus anderen Regionen.

Die Situation in den Kölner Altenheimen: 38 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Heimen sind an Covid-19 erkrankt. 28 Einrichtungen sind betroffen. 104 Schülerinnen und Schüler an 67 Schulen sind mit dem Coronavirus infiziert und 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 23 Schulen. 2 Kita-Kinder in 2 Kitas und 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 16 Kitas sind derzeit infiziert.

Das Gesundheitsamt äußerte sich im Fall von 835 Fällen zu den Orten an denen sich Menschen ansteckten. 72 Prozent sind unter 50 Jahre alt. Nur 6 Prozent der Fälle hängt mit der Einreise aus unterschiedlichen Ländern zusammen. 46 Prozent steckten sich bei Infizierten an. Orte an denen sich mehr als 3 Menschen ansteckten: Die meisten Fälle ereigneten sich bei privaten Feiern, alleine auf einer Feier 18 Personen. In je zwei Fällen waren die Ansteckungsorte Krankenhäuser und Altenheime. Eine Flüchtlingsunterkunft, die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe, eine Tanzschule und ein Sportverein zählen zu den größeren Clustern.

Offen bleibt die Frage, wie das Gesundheitsamt der Stadt Köln, noch oder wie lange noch in der Lage ist, die Rückverfolgung zu gewährleisten. Dies wäre wichtig, um Infektionsketten zu durchbrechen. Nießen sagte, auf Nachfrage dieser Internetzeitung, dass das Amt derzeit in der Lage sei die Neuinfektionen am ersten Tag zu kontaktieren, auch Dank der Hilfe der Bundeswehr. Die Kontaktpersonen der Neuinfizierten werden in den darauffolgenden Tagen kontaktiert. Das gelinge innerhalb von 1-2 Tagen.

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Die neuen Regeln

Bei allen Veranstaltungen sind 100 Personen maximal zulässig. Ausnahmen gelten, wenn zuvor der Stadt Köln ein Hygiene- und Infektionsschutzkonzept vorgelegt. Dann gilt für den Innenbereich maximal 250 Personen und außen 500 Personen.

Für die Gastronomie gilt eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr. An den Wochenenden gilt von Freitag 20 Uhr bis Montag 6 Uhr ein Verkaufsverbot von Alkohol in den Feiermeilen Kölns.

Ab 22 Uhr darf kein Alkohol mehr im öffentlichen Raum konsumiert werden.

Maximal 5 Personen dürfen sich im öffentlichen Raum treffen.

Mund-Nasen-Bedeckung an allen Orten, wo ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. In allen Fußgängerzonen, Einkaufsstraßen, in der Kölner Altstadt, am Rheinufer zwischen Mülheimer Brücke und Südbrücke linksrheinisch sowie rechtsrheinisch am Rheinboulevard.

Der Einzelhandel muss den Zugang so beschränken, dass pro Kunde 10 Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Private Feiern außerhalb der eigenen Wohnung sind auf 10 Personen beschränkt. Die Bürgerinnen und Bürger sollen keine privaten Feiern mehr in der eigenen Wohnung veranstalten, aber auch hier sollte eine Begrenzung von 10 Personen eingehalten werden

Autor: Andi Goral