Köln | Jahrelang war die Weidengasse bundesweites Symbol für ein friedliches Miteinander der deutschen und der türkischen Kultur. Mittendrin „Bosporus“ – mehr als nur ein mehrfach ausgezeichnetes Restaurant, sondern auch Begegnungs- und Veranstaltungsort. 30 Jahre lang – bis es 2013 geschlossen wurde. Eine Kubus-Ausstellung im Stadtmuseum erinnert jetzt daran.

Von Anfang an war es das Ziel von Ali Balaban und seiner Frau Yasemin, nicht nur hervorragendes Essen anzubieten, sondern auch die Menschen zusammenzubringen. Aus dem miteinander im Kleinen wurde ein miteinander im Großen. 1997 wurde hier Stadtgeschichte geschrieben: Kölns damaliger Oberbürgermeister Norbert Burger und sein Amtskollege aus Istanbul hoben hier 1997 die Städtepartnerschaft Köln-Istanbul aus der Taufe. Istanbuls Stadtoberhaupt hieß seinerzeit Recep Tayyip Erdogan – angesichts dessen aktueller Ausfälle mag man es kaum glauben.

Es hagelte nicht nur gastro-kulinarische Auszeichnungen. Hier gab sich auch die Prominenz beider Länder aus Politik, Kultur und Sport aus die Klinke in die Hand. Um nur einige Nahmen zu nennen: Hier saßen und aßen die Schauspieler Götz George und Şener Şen, die Schauspielerinnen Ahu Tuğba und Hella von Sinnen, die Musikerin Yüksel Özkasap und Komponist Mikis Theodorakis, Christoph Daum und Olympiasieger Naim Süleymanoğlu, Fritz Schramma und Cem Özdemir, Alice Schwarzer und Levent Kırca.

Die Balabans begannen ihre „Verbindungsarbeit“ in unmittelbarer Nachbarschaft, weiteten sie auf die Weidengasse aus, schließlich „eroberten“ sie den ganzen Eigelstein. Der von der Stadt eingesetzte „Veedelsmanager“ hätte ohne ihren Einsatz keinen Kontakt zu den Anwohnern gefundene. Doch vor gut zehn Jahren kippte sie Stimmung ins Negative.

Yasemin Balaban macht dafür vor allem die vielen Hausbesitzer verantwortlich, die nicht in Köln wohnten und denen egal sei, an wen sie vermieten. „Zuletzt passte unser edles und nobles Ambiente nicht mehr hierhin“, sagt sie. Was wohl beiden den Entschluss erleichterte, das Restaurant zu schließen. Bis heute gibt es im ganzen Veedel keinen gleichwertigen Nachfolger.

Angesichts der aktuellen Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland und innerhalb der türkischen Gemeinde in Deutschland wollten sie sich nicht weiter politisch äußern. Die aktuelle Ausstellung ist dagegen ein durchaus als politisches Statement. Museums-Vize Michael Euler-Schmidt sind die „30 Jahre Bosporus ein wichtiger Teil der 2000-jährigen Stadtgeschichte“, die Ausstellung das Porträt von erfolgreichen „Brückenbauern“.

Nach der Schließung verkauften die Gastronomen rund 500 Objekte an das Kölnische Stadtmuseum: Einrichtungsgegenstände, Geschirr, Dekorationen und Geschäftsunterlagen wie Gästebücher oder Diplome der zahlreichen Auszeichnungen. Ausgestellt sind jetzt vor allem Diplome, Gästebücher, eine Mokkatassen-Sammlung und der Fassaden-Schriftzug. Verglichen mit der zugemessenen Bedeutung etwas wenig.

[infobox]„Bosporus am Rhein“ – bis 17. Mai 2017, Kölnisches Stadtmuseum, Zeughausstr. 1-3, 50667 Köln, Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr, am ersten Donnerstag eines Monats 10-22 Uhr.

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Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Yasemin und Ali Balaban: 2013 schlossen sie nach 30 erfolgreichen Jahren ihr Restaurant “Bosporus” in der Weidengasse.