Köln | Der Kölner Dom ist durch die Erschütterungen im Bereich der Sakristei und der Domschatzkammer, die definitiv von der U-Bahn hervorgerufen werden, nicht akut bedroht. Das teilte heute Dombaumeister Michael Hauck mit. Im Bereich der Sakristei wurden nach Angaben Haucks heute zwei weitere Sensoren angebracht, die die Erschütterungen, die den Dom treffen, genauer messen sollen. Mit der Anbringung der Sensoren am heutigen Vormittag war die Erdbebenstation Bensberg unter Leitung von Klaus Hinzen beauftragt worden.

Bisherige Messungen habe man von einer Station bezogen, die in 50 Metern Abstand zu Tunnel und Domschatzkammer liege. Da das Erdreich zwischen Tunnel und Messstation wie eine Art Puffer diene, könne man aus den bisher gewonnen Daten keine stichhaltigen Schlüsse ziehen, so der Dombaumeister. Die Maßnahme der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), die Geschwindigkeit der Bahnen auf dem fraglichen Abschnitts von 30 auf 20 km/h zu senken, habe schon spürbare Verbesserungen gebracht. „Vor der Maßnahme haben die Glaselemente des Fahrstuhls der Domschatzkammer merklich vibriert, wenn eine Bahn durch den Tunnel fuhr. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall“, erläuterte Hauck.

Weitere Messungen und Testfahrten in den kommenden Wochen geplant

In den kommenden zwei bis drei Wochen wolle man nun Messergebnisse sammeln und gleichzeitig in Kooperation mit der KVB Testfahrten mit Geschwindigkeiten von 15 bis 40 km/h durchführen, um den genauen Einfluss der Geschwindigkeit der Bahnen auf die Stärke der messbaren Erschütterungen in Erfahrung zu bringen. Seitens der KVB soll es auch schon mehrere konkrete Vorschläge geben, wie man die Erschütterungen eindämmen könne. Eine mögliche Maßnahme wäre die komplette Entkopplung von Gleisbett und Tunnelröhre, wie dies bereits in Streckenabschnitten unterhalb der Philharmonie geschehen sei. Die Frage, ob es im Vorfeld der Inbetriebnahme des neuen Teilstücks zwischen Dom/Hauptbahnhof und der neuen Haltestelle Rathaus seitens der KVB Gespräche bezüglich einer solchen Schutzmaßnahme auch für den Dom gegeben habe, verneinte Hauck. „Das hat man im Falle der Domschatzkammer wohl nicht für nötig gehalten.“

Austausch von Bauplänen vereinbart

Bei gemeinsamen Gesprächen mit Stadt und KVB habe man eine enge Zusammenarbeit und den Austausch von Bauplänen vereinbart. Bisher herrsche seitens der Dombauhütte nur eine eingeschränkte Kenntnis über die genau Lage und den Verlauf des Tunnels. Man wisse, dass er in etwa auf gleichem Niveau wie die untere Ebene der Domschatzkammer liege und in etwa vier Metern Entfernung zu ihr verlaufe.

Der Kölner Dombaumeister betonte mehrmals, dass vom U-Bahn-Verkehr keine akute Gefährdung des Doms ausgehe, dass man jedoch eine längerfristige Belastung durch die Erschütterungen nicht dulden und auch nicht verantworten könne. Deshalb wolle man einen Zustand wiederherstellen, wie er vor Inbetriebnahme des neuen Teilstücks der Nord-Süd-Verbindung geherrscht habe.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Der Kölner Dombaumeister Michael Hauck präsentierte heute Messergebnisse, die zeigen, dass die neulich gemessenen Erschütterungen klar der neuen U-Bahnstrecke zuzuordnen sind.