Am Freitag, 3. Mai, werden die ersten beiden Treppen-Kunstwerke am Ebertplatz eröffnet. Sie sollen den Ort revitalisieren und attraktiver machen.

Köln | Es wirkt, wie wenn ein Riese sein übergroßes Spielzeug auf einer der Rolltreppen am Ebertplatz verloren hätte, das gerade noch auf die Straßenebene herausragt. Es ist ein Monstrum, ein großes Raumschiff, das den Platz auf der Rolltreppe einnimmt, die seit langem außer Betrieb ist. Neue, teure Rolltreppen einzubauen hatte der Rat abgelehnt, solange die Umgestaltung des zentralen Platzes noch nicht aussteht.

Knapp ein Jahr ist es her, dass das Gremium beschlossen hat, die Ebertplatzpassage mitsamt der vier Kulturräume nicht wie geplant zu schließen. Dagegen hatte es von Künstlern und Anwohnern massiven Widerstand gegeben. Stattdessen wurde für die Jahre 2018 bis 2021 ein Zwischennutzungskonzept beschlossen, mit dem der in die negativen Schlagzeilen gekommene Ebertplatz zu neuem Leben erweckt werden sollte.

Seither ist viel passiert. Dazu gehört auch, dass der beliebte Brunnen mit der wasserkinetischen Plastik des Künstlers Wolfgang Göddertz seit vergangenem Juli wieder sprudelt. Eine Eisfläche für Schlittschuhläufer wurde genauso realisiert wie ein Gastrocontainer für kühle Drinks oder heißen Kaffee. Künftig soll es auch ein Sportkiosk geben, der verschiedene Sportgeräte zum Ausleihen zur Verfügung stellt. Dazu kamen bislang punktuelle Konzerte, ein Open-Air-Kino, Straßentheater, der Plattform- und Bühnenbau, Kunstinstallationen auf dem Platz sowie ein Markt für gutes Leben.

Zu den zentralen Projekten für die Revitalisierung des Ebertplatzes gehören die beiden Treppen-Kunstwerke, die ab Freitag, 3. Mai, an die Öffentlichkeit übergeben werden. Die Eröffnung der Treppen-Kunst ist für 20.30 Uhr vorgesehen. Insgesamt sind bis Mitte 2021 acht Kunstwerke auf den Rolltreppen mit verschiedenen Laufzeiten geplant. Insgesamt hatte es 53 Einsendungen gegeben, aus denen eine Jury die zu realisierenden Entwürfe ausgewählt hat. Die Rolltreppen selbst stammen aus den 70er Jahren und sind seit 2004 stillgelegt. Für Mitte 2021 ist der Start des Umbaus des gesamten Ebertplatzes terminiert.

Das Kunstwerk mit dem Raumschiff, das auf der Rolltreppe festzustecken scheint, trägt den Namen „Gatecrash“ und wurde von dem Szenenbildner für das Fernsehen, Sebastian Hahn, und der bildenden Künstlerin Sandy Craus geschaffen und umgesetzt. Es besteht aus 500 unterschiedlich großen, hellen und dunklen Holzteilen sowie einer Lichtkonstruktion im Inneren der Skulptur. Es ist 3,60 Meter hoch und 15 Meter lang. Es soll zunächst für ein halbes Jahr seinen Platz auf der Rolltreppe einnehmen.

Die Einzelteile wirken auf den ersten Blick chaotisch verteilt, doch dahinter steckt ein ausgeklügeltes Konzept. Das Objekt soll Energie und Dynamik zum Ebertplatz zurückbringen. Verändert wird durch das Kunstwerk auch der Blick auf die nutzlose Rolltreppe, die ihre Funktion verloren hat. „Die ersten Selfies sind bereits hier entstanden. Was jetzt mit dem Kunstwerk passiert, bleibt abzuwarten“, sagt Hahn, der durchaus damit rechnet, dass sich „Gatecrash“ in seinem äußeren Erscheinungsbild zum Beispiel durch Sprayer immer wieder verändern wird.

Das zweite Treppen-Kunstwerk gleich nebenan, trägt den Titel „Pass“ und wurde von dem Künstlerquartett Roman Jungblut, Claus Daniel Herrmann, Eduard Paal und Sebastian Heilmann umgesetzt und realisiert. Unterstützung gab es dabei vom den Werkstätten der Köln International School of Design. Es ist eine reaktive Ton- und Lichtinstallation. Es soll den Raum heller und freundlicher gestalten, aber auch die Geschichte des Platzes reflektieren.

Wenn sich Menschen der Kunst nähern, werden diese gescannt. Zunächst verweigert die Treppe mit der Farbe Rot den Zugang, später laden grün und blau dazu ein, es zu begehen. Die Installation ist so eingerichtet, dass jeweils nur ein Besucher auf die Treppe darf. „Pass“ hat die Doppelbedeutung „Durchgang“ und „Ausweispapier“, mit der entsprechenden Kontrolle. Das Werk besteht aus LED-Streifen auf den Treppen, Kontaktlautsprechern in den Seitenwänden und Lasersensoren. Die Rolltreppe selbst wird hier zum Klangkörper. Es soll bis zu zwei Jahre vor Ort bleiben.

Das nächste Treppen-Kunstwerk, das umgesetzt wird, ist die Verwandlung einer Rolltreppe in einen übergroßen Barren. Es soll in ein bis anderthalb Monaten eröffnet werden. Jedes Kunstwerk musste sich einer intensiven Überprüfung der zuständigen Ämter sowie des TÜVs und der Bauaufsicht unterziehen. Ab sofort werden auch die Kunsträume am Ebertplatz länger, von 15 bis 20 Uhr, öffnen. Vor Ort gibt es dazu einen neuen Infostand. Dazu kommt die Kunstinstallation aus hellgelber Acrylfarbe auf Holz von Anja Gerecke im Lichthof der Ebertplatzpassage.

Autor: Von Stephan Eppinger