Köln | In der ehemaligen Gärtnerei des Schlossparks Stammheim liegt die „Naturstation“. Manfred Hebborn ist seit vielen Jahren so etwas wie die „gute Seele“ und das „grüne Gewissen“. Nun erhält er für sein unermüdliches Engagement den Ehrenamtspreis der Stadt Köln.

„Schon als Kind bin ich mit meinem Fernrohr durch die Natur gegangen und habe Tiere beobachtet“, berichtet der gebürtige Kölner Manfred Hebborn nicht ohne Stolz. Und auch wenn er beruflich in eine völlig andere Richtung ging (er absolvierte eine Lehre als Leuchtröhrenglasbläser), die Natur – Fauna und Flora – blieben sein „Steckenpferd“.

Er bildete sich weiter, besuchte Fachveranstaltungen und erweiterte sein Wissen um die Fauna und Flora seiner Heimat und gibt es weiter. Mit der „Naturstation“ hat Hebborn nun einen Ort, an dem er seine ganzen Kenntnisse anwenden kann. Und er ist damit nicht alleine.

Ein langes Leben für die Natur

Bereits 1989 begann der heute 77-Jährige mit monatlichen Führungen durch die Flittarder Rheinaue und den Schlosspark Stammheim, bis heute sind es rund 350. Als Mitglied im Vorstand des Bürgervereins Flittard und dank der intensiven Beziehungen zum benachbarten Bürgerverein Stammheim übernahmen Hebborn und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter die ehemalige Gärtnerei des Schlossparks, pflanzten neue Obstbäume, legten einen Gemüsegarten an und installierten Informationstafeln.

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17.000 Quadratmeter umfasst das Areal, hinzu kommen die gepachteten Obstwiesen in der Flittarder Aue. Insgesamt gibt es dort rund 300 Obstbäume, vorwiegend Äpfel verschiedener Sorten, die es heute kaum noch zu kaufen gibt. Auch für die Anwohner aus den benachbarten Stadtteilen ist die Naturstation ein beliebter Anlaufpunkt. Hier können sie nach Herzenslust Äpfel sammeln. Zwei Imker, einer von ihnen ist bereits 87 Jahre alt, kümmern sich um die Bienenvölker, deren Arbeiterinnen auf dem weitläufigen Areal Honig und Pollen sammeln und so die wichtige Bestäubungsarbeit leisten.

Naturschutz nur im Konsens möglich

Zwischenzeitlich absolvierte er die Jägerprüfung, die er dank seiner Vorkenntnisse mit Bravour bestand. „Eigentlich sind Jäger und Angler auch Naturschützer“, so seine Erkenntnis aus dieser Zeit. Damit reibt er sich zugleich an der Politik der Organisationen, die sich für Naturschutz einsetzen. Den könne es nur geben, wenn auch Jäger und Angler in die Überlegungen zum nachhaltigen Schutz der Umwelt einbezogen werden. Konsens statt Konfrontation, so sein Motto.

Manfred Hebborn im Videointerview mit Report-k.de. Wir haben ihn in seiner „Naturstation“ besucht und trafen einen engagierten Umweltschützer mit viel Kölscher Seele.

„Naturschutz heißt für mich, ganzheitlich denken“, betont Hebborn, der in seinen Führungen sogar schon Zoologen und Botanik-Professoren ins Staunen brachte. So macht die Naturstation ihrem Namen alle Ehre. Neben Obstbäumen, Gemüsegarten und einem kleinen Gewächshaus für Jungpflanzen befindet sich auch eine Pflanzung verschiedener Wiesenblütenpflanzen, mannshohe Brombeer- und andere Sträucher in einem Beerengarten sowie ein Areal mit Brennnesseln auf dem Gelände.

Das Naturidyll bietet neben Bienen, allerlei Insekten Kaninchen und einem Fuchs auch zugreiste Arten wie Schwalben- und Taubenschwänze, Schmetterlingsarten, die vor Jahren aus dem Mittelmeerraum kamen, Lebensraum. Naturschutz bedeutet aber auch, der Natur freien Lauf zu lassen. So werden abgestorbene Bäume nicht etwa gefällt, sondern bleiben stehen. „Wenn man die Ringe entfernt, sieht man, dass ein vermeintlich toter Baum voller Leben ist. Und auch in einem Wald ernähren ältere, absterbende Bäume den Nachwuchs durch Nährstoffe“, erläutert der Autodidakt.

Wissensvermittlung als Roter Faden

Und auch die Unterrichtung des Nachwuchses ist ihm ein Herzensanliegen. Mehr als zehn Jahre hielt er Kurse an der Umweltschule am Standort des benachbarten Großklärwerks ab, neben Kindern gab es hier auch Lehrerfortbildung. Und weil er jede Menge Anekdoten auf Lager hat, die er mit Kölschem Einschlag zum Besten gibt, wird es auch nie langweilig.

Selbst Nachrichten über aggressive Wildschweine oder Wölfe machen ihm keine Angst. So begegnete er bei einer Wanderung einmal einer Horde wilder Schweine, ausgesetzte Hängebauchweine, wie sich später herausstellen sollte. „In der Regel sehen wir diese Tiere nicht“, so Hebborn.

Naturstation – Idyll und Schaugarten

Neben der Passion für die Natur ist Hebborn aber auch ein – typisch Kölsch – ein geselliger Typ. So wird das ehemalige Betriebsgebäude, das vor der Naturstation einem Einsiedler als Wohnung diente, zu einem beliebten Treffpunkt für Anwohner und Freunde. Zwei Garagen mit technischen Geräten und allerlei Zubehör, ein Seminarraum, eine Küche machen den Flachbau zu einem idyllischen Ort inmitten der Kölner Natur.

Und so will Hebborn auch weiterhin in seiner Naturstation und mit Führungen seine Mitmenschen über die Wunder der Natur informieren. Zwei Termine stehen für dieses Jahr noch an. Am 16. September geht es um Zuwanderung der natürlichen Art. „Was sich am Rhein alles so ansiedelt“, lautet der Titel der kostenlosen Führung. Treffpunkt ist am Parkplatz Hubertusstraße / Rheindamm. Die letzte Führung in diesem Jahr beschäftigt sich mit den Bäumen im angrenzenden Schlosspark, Pilzen und den Skulpturen, die jedes Jahr neu installiert werden. Treffpunkt hier: der Haupteingang zum Schlosspark Stammheim an der Stammheimer Hauptstraße.

Mehr zum Thema Ehrenamtspreis der Stadt Köln finden Sie auf Report-k.de.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Am Schlosspark Stammheim liegt die Naturstation. Hier wirkt seit Jahren Manfred Hebborn ehrenamtlich. Dafür erhält er nun den Ehrenamtspreis der Stadt Köln.