Köln | Fraunhofer IAIS & ML2R und das Gesundheitsamt der Stadt Köln kooperieren bei einer Datenanalyse des Kölner Infektionsgeschehens. Die Ergebnisse stellte die Stadt Köln heute vor.

Aus der Kooperation Fraunhofer IAIS & ML2R und des Gesundheitsamts der Stadt Köln können die so gewonnenen Daten nur eingeschränkt bewertet werden, teilte der Beigeordnete Dr. Harald Rau mit, aber sie könnten dazu beitragen noch zielgenauer auf das Infektionsgeschehen zu reagieren. Die Kooperation ist Teil des Aktionsprogramms „Fraunhofer vs. Corona“ und das Forschungsinstitut ist proaktiv auf die Stadt zugegangen.

Erste Erkenntnisse

Insgesamt standen den Forschern anonymisierte Daten von 28.848 Indexfällen und 101.918 Kontaktpersonen zur Verfügung. Bei 9.759 Indexfällen war die Ansteckungsquelle bekannt, bei allen anderen nicht. Die Datenanalyse gibt vor allem eines: Ein differenziertes Bild auf die Entwicklung in den einzelnen Stadtbezirken bis hinunter auf Stadtteilebene, wie es auch die auf den Stichtag 16. März bezogene Auswertung zeigt. Die jetzt vorgestellten Daten beziehen sich auf den Zeitraum März 2020 bis Januar 2021.

Festzustellen ist, dass sich das Infektionsgeschehen in Köln verlagerte. Waren es im März bis Juni 2020 vor allem die linksrheinischen Gebiete mit höheren Inzidenzwerten so verlagerte sich dies ab Juli 2020 bis Januar 2021 in die rechtsrheinischen Stadtgebiete mit höheren Inzidenzen.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Ansteckungen vor allem in der gleichen Generation weitergegeben werden. 72 Prozent der Indexpersonen, die sich bei einer jüngeren Person ansteckten geben das Virus nicht weiter. Eine Interpretation dieser Daten aus den reinen Fallzahlen heraus scheint schwierig bis unmöglich.

Die Datenspezialisten verglichen nun die Inzidenzwerte mit den soziökonomischen Faktoren wie Arbeitslosenquote, Migrationsanteil und dem Mietspiegel. Dabei fällt auf, dass es eine Korrelation gibt zwischen diesen sozioökonomischen Faktoren und den Inzidenzen.

Anhand des Beispiels der Arbeitslosigkeit zeigen die Daten, dass in der frühen Phase der Pandemie im März bis Juni 2020 vor allem Stadtteile betroffen waren in denen die Arbeitslosigkeit niedrig war. Ab Juli 2020 ändert sich das Bild und die Inzidenzen in den Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit schnellen in die Höhe. Die Forscher sagen, dass es sich bei den beiden anderen Faktoren Mietspiegel und Migrationsanteil ähnlich verhalte. Allerdings schränken sie auch ein: „Durch die hohe Korrelation der verschiedenen Faktoren und die Analyse auf Gebietsebene können keine Aussagen über Kausalitäten getroffen werden.“ Aber die Menschen in den Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit können die Ansteckungsquelle häufiger benennen. Insgesamt sinken allerdings auch in den Phasen des 2. Lockdown die Zahlen der genannten Kontaktpersonen.

Rau will reagieren

Auch wenn eine Bewertung der Daten schwierig scheint, will die Stadt Köln auf die Erkenntnisse reagieren. Dies sei auch im Krisenstab so besprochen und festgehalten worden, so Sozialdezernent Harald Rau. Die Stadt Köln will in den stärker betroffenen Stadtteilen jetzt noch intensiver informieren. Wie sie das tun will, bleibt allerdings noch offen. Zudem sollen mehr Testkanpazitäten in diesen Stadtteilen zur Verfügung gestellt werden, auch in Schulen und Kitas. Rau möchte also die Prävention in diesen Stadtteilen ausweiten und ausbauen. Rau musste zugeben, dass es im rechtsrheinischen Köln bisher weniger Testangebote gibt.

Autor: red