Im Kölner Zoo wurde das Gehege der Löwen aufwendig saniert. Bis Ostern bekommen auch die Tiger eine neue Umgebung.

Köln | Interessiert erkundet Löwe Navin sein neugestaltetes Außengehege – das er und seine Löwin Gina gestern zum ersten Mal besichtigen durften. Wenn die prächtige Raubkatze oben auf dem neuen Kunstfelsen steht, erinnert die Szene ein wenig an den aktuellen Disney-Kinofilm „Der König der Löwen“. Stolz steht Navin im leichten Sommerwind und betrachtet aufmerksam seine Umgebung inklusive der vielen menschlichen Zaungäste.

„Durch den neuen Hügel sind die Tiere erstmals auf Augenhöhe mit den Zoobesuchern, was den Löwen sehr entgegenkommt. Sie sind erst ein paar Stunden auf dem neuen Gelände und haben noch nicht alles erkundet, aber das Gehege scheint ihnen zu gefallen“, sagt Zoodirektor Theo Pagel. Die neue, 2.50 Meter hohe Plattform im Zentrum des rund 1100 Quadratmeter großen Außengeheges hat die Form eines breiten Hügels mit beheizbaren Liegeflächen. „Die Löwen werden die für Besucher gut einsehbaren Liegeflächen sehr wahrscheinlich als bevorzugte Ruheplätze nutzen“, sagt Pagel. Für zusätzlichen Wetterschutz sorgt eine vor der Plattform modellierte Höhle, die ebenfalls gut einsehbar ist. Auch hier gibt es die „Fußbodenheizung“ für die großen Tiere.

Neu verkleidet wurde auch das Raubkatzenhaus mit seiner Schieferfassade aus den 60er Jahren, das hinter einer künstlichen Felswand verschwunden ist. Dies kommt auch dem asiatischen Heimatgebiet der Löwen deutlich näher. Erneuert wurde zudem die Bepflanzung der großen Anlage. Sattes Grün empfängt dort jetzt das Löwenpaar„Ursprünglich ging es darum, die Anlage für die Tiger neu zu gestalten. Die Entscheidung, in diesem Zuge auch das Löwengehege zu sanieren, fiel kurzfristig, die Arbeiten haben im Mai begonnen“, sagt der Zoochef.

Die Tiger Sergan und Hanya sind im Moment ausgelagert und leben übergangsweise in Krefeld und in Schwerin. Ihre Anlage soll bis Ostern 2020 fertiggestellt sein, sodass die Raubkatzen den Saisonstart in Köln erleben können. „Es wird ein strukturierter Umbau mit einer neuen Höhle und Managementgehegen, in denen man die Tiere bei Bedarf auch trennen kann. Außerdem wird es eine von außen sichtbare Trainingswand im Gehege geben, sodass die Besucher das Training der Tiger live miterleben können“, erläutert Pagel. Gerade entsteht zwischen beiden Gehegen noch ein neues Blockhaus, in dem künftig der Imbiss angesiedelt wird, der gegenüber für das neue Gehege der kleinen Pandas weichen musste.

In den 60er Jahren hatte der damals neue Raubtierbereich neue Maßstäbe in der artgerechten Haltung der Großkatzen gesetzt. Heute entspricht er jedoch nicht mehr durchgängig den Ansprüchen an eine natürliche Umgebung für die Löwen und Tiger. Außerdem soll die umgestaltete Anlage es den Besuchern leichter machen, die Raubkatzen aus der Nähe zu beobachten.

Der Kölner Zoo hält seit rund 20 Jahren Asiatische Löwen. 15 Jungtiere erblickten am Rhein bereits das Licht der Welt, letztmals im Jahr 2004. „Wir wollen die Zucht wieder aufnehmen, sobald die Umbauarbeiten komplett abgeschlossen sind“, sagt Pagel. Asiatische Löwen gelten inzwischen als gefährdete Tierart. „So einen Löwen in freier Wildbahn zu sehen, ist äußerst selten geworden. Und wir haben mit Navin einen besonders prächtigen Löwen. Er ist erst drei Jahre alt. Wenn er mit sechs Jahren ausgewachsen ist, wird seine Mähne noch dunkler und prächtiger.“

Die letzten der einst weit verbreiteten Löwen haben sich im Gir Nationalpark im nordwestindischen Bundesstaat Gujarat gehalten. Aus den ursprünglich verbliebenen 20 bis 50 Tieren ist eine Population von rund 600 Löwen im Gir-Wald-Ökosystem entstanden. In europäischen Zoos leben derzeit etwa 150 dieser Raubkatzen.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Löwe Navin