Berlin | Der Einfluss von Binnenschiffen auf die Stickstoffdioxid-Konzentration in Städten ist gering. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion, über die die „Rheinische Post“ berichtet. Nachweisbare Wirkungen der Binnenschifffahrt seien „stark auf die Flussnähe beschränkt“, heißt es darin. Vor dem dritten Dieselgipfel forderte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Tempolimit auf dem Rhein für Schiffe aller Art und behauptete deren Abgase trügen erheblich zur Luftverschmutzung in Köln bei. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) sprach von „Unfug“. 

Die Bundesregierung bezieht sich dabei auf Untersuchungen der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) aus dem Jahr 2015. Untersucht wurde am Niederrhein bei Wesel, am Mittelrhein bei Köln und Bonn, der Oberrhein südlich von Karlsruhe und die Spree in Berlin. Der Grenzwert sei oft schon im Uferbereich deutlich unterschritten worden.

Entscheidender als das Tempo seien bei Schiffen die Strömung, Wassertiefe oder Ladung, heißt es in der Antwort der Bundesregierung weiter.

Reker forderte Tempolimit für Schiffe bei der Durchfahrt durch Köln

Die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, getragen vom Rekerbündnis aus CDU, Grünen und FDP forderte im Dezember 2018 vor dem dritten Dieselgipfel in Berlin: „Deshalb ist ein Tempolimit unumgänglich, sowohl für die Personen- als auch für die Frachtschifffahrt.“ Das Magazin „Binnenschifffahrt“ titelte damals „Schnapsidee aus Köln: Tempolimit auf dem Rhein“ und setzte sich kritisch mit der Aussage von Reker auseinander, dass die Binnenschifffahrt erheblich zur Luftverschmutzung in Köln beitrage. Der BDB wird in dem Blatt zitiert: „Binnenschiffe sind auch auf dem Rhein nicht gerade dafür bekannt, mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Landschaft zu sausen“ und deren Präsident kommentiert Rekers Forderung mit den Worten: „Wir halten das für Unfug“ und hinterfragt Rekers Aussage, die nicht darlegte um welchen Faktor die Emissionen sänken, wenn die Schiffe langsamer führen. Das Magazin rechnete vor, dass im Jahr 80 Millionen Tonnen Güter Köln auf dem Binnenschiff passieren würden. Umgerecht auf LKW würde dies 3,2 Millionen LKW-Fahrten bedeuten, so der Verband, der auch angibt wieviel Liter Diesel je 100 Tonnenkilometer verbraucht würden. Beim Binnenschiff sind dies 1,3, bei der Bahn 1,7 und beim LKW 4,1 Liter pro 100 Tonnenkilometer. Der Kölner Oberbürgermeisterin legte der BDB in dem Artikel nahe: „Anstatt die Schifffahrt auf dem Rhein einzuschränken, sollte Frau Reker sich lieber für mehr Güterverkehr auf dem Wasser einsetzen.“

Autor: dts, ag
Foto: Schiffe auf dem Rhein bei Köln