Köln | aktualisiert | Es ist eine ältere Ehrenfelderin, die den Elften im Elften 2020 auf den Punkt bringt: „Die brauchen sich ja gar nicht maskieren, die tragen ja schon alle eine“. Sagts, kichert gemeinsam mit ihrer Freundin und geht weiter. Auf der Deutzer Werft tummeln sich rund 120 Corona-Leugner und lauschen Supermann und Batmann, die wirklich kostümiert sind. Die Kölner Altstadt strahlt hellgelb durch die ganze Security und da sonst kaum jemand da ist, ist am Willi Ostermann Brunnen das Wasserspiel zu hören.
Es ist ein sonniger Tag in Köln und in der Innenstadt sind eine Reihe Menschen beim Shopping. Karnevalisten finden sich kaum. Auf dem Alter Markt steht ein Mann mit einer roten Funken Mütze und die Maske auf halbacht. Einen jungen Mann der den Alter Markt eiligen Schrittes überquert, raunzt die Polizei mit ihrem Lautsprecher an und jagt ihm mit dem Einsatzwagen – immerhin ohne Blaulicht – nach. Er wird ermahnt mit seiner Maske Nase und Mund zu bedecken. Den Jecken mit der roten Funken Nase lassen die Ordnungshüter unermahnt.
Die Brauhäuser haben dicht und auch am Corona-Testzentrum keine Warteschlangen. So ruhig dürfte es an einem Elften im Elften in der Kölner Altstadt noch nie gewesen sein und auch die Glascontainer füllen sich lediglich mit Coffee to go Bechern. Köln ist leer und die vielen Medienleute, die filmend und fotografierend in der Altstadt unterwegs sind, haben genau nach diesen Bildern gesucht.
Auf der Deutzer Rheinseite haben sich auf der Werft ungefähr 120 Menschen versammelt. Einige haben sich verkleidet. Da ist der Tod dabei, Supermann der Reden schwingt und Batmann der moderiert. Es laufen die neuesten Charts aus der Hitparade der Corona-Leugner. Aber sie sind alle sehr brav und gesittet und halten die Abstandsregeln ein. Rund 10 Linke rufen aus fernem Abstand Schmähworte. Es werden Gedichte vorgetragen, Aluhüte in der modischen Variante Cowboyhut getragen und auch einige wenige Gesichter der rechten Kölner Szene sind zu sehen. Gegen 14:40 Uhr beendete die Veranstalterin, so die Kölner Polizei, ihre Versammlung. Da es zu Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung gekommen sei, wurden die Personalien von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufgenommen.
Und vielleicht ist das die Karnevalsmeldung des Tages: Der Karnevalsverein 1. FC Köln launchte just am Elften im Elften sein neues Karnevalstrikot. Digital versteht sich.
Autor: Andi Goral
