Köln | Am heutigen Mittwoch hat die Polizei Anwohner und Geschäftsleute im unmittelbaren Umfeld der Ditib-Moschee über die Einschränkungen am kommenden Samstag informiert. Auch wenn derzeit noch nicht alle Fragen geklärt sind, will die Sicherheitsbehörde schon vorab sensibilisieren.

So hat das Ehrenfelder Bezirksteam bereits zu Beginn dieser Woche mit ersten Gesprächen auf die bevorstehende Großveranstaltung hingewiesen. Die Behörde geht davon aus, dass der türkische Staatspräsident nach seinem Arbeitsfrühstück mit Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Köln fliegt und vom dortigen Flughafen direkt nach Ehrenfeld reist. Einen genauen Zeitplan habe man derzeit aber noch nicht, betonte die Behörde beim heutigen Pressetermin.

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Wie umfänglich die Absperrmaßnahmen vor allem in die Ehrenfelder Wohnviertel sein werden, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Fest steht nur eines: Auf der Venloer Straße ist ab den Morgenstunden mit umfassenden und andauernden Einschränkungen zu rechnen. Das gilt vor allem für die Anwohner und Anlieger auf der Hauptstraße. Auch die nördlich der Moschee gelegenen Sportplätze gehören zum Sicherheitsbereich. Hier finden an den Wochenenden regelmäßig Fußballspiele von Amateurvereinen statt. Auch die Zufahrten zu den Seitenstraßen können in Moscheenähe kurzzeitig abgesperrt werden. Evakuierungen im direkten Umfeld sind allerdings nicht vorgesehen.

Umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen in der Planung

Die Polizei bittet über Aushänge und Hinweise die Bevölkerung, Mülltonnen und andere Gegenstände frühzeitig wegzuräumen. Auch geparkte Fahrzeuge auf der Venloer Straße werden kostenpflichtig abgeschleppt. Wie weit diese Sperrzone nach Westen reicht, hänge auch vom Besucheraufkommen ab. Viele türkische Organisationen haben im Vorfeld über soziale Netzwerke die Werbetrommel gerührt. Hinter vorgehaltener Hand gehen auch die Beamten von weit über 5.000 Anhängerinnen und Anhängern Erdogans aus, die am Samstag nach Köln kommen, um mit dem Staatsoberhaupt der Türkei gemeinsam die Moschee zu eröffnen. Hier stehe man im engen Austausch mit dem Veranstalter Ditib und beobachte die sozialen Medien sehr genau. Ob sich die Veranstalter allerdings daran beteiligen, mäßigend auf die Anhängerschar einzuwirken, bleibt abzuwarten.

Da nach derzeitigem Stand der Dinge auf dem Hans-Böckler-Platz, nur wenige Hundert Meter von der Moschee entfernt, eine Gegendemo angemeldet ist, dürften mehrere Tausend Polizeibeamte an diesem Tag im Einsatz sein. Private Feste in der Umgebung, beispielsweise Hochzeitsfeiern, sind allerdings nicht gefährdet, wenn sie erst in den Abendstunden stattfinden. Bis dahin sind die offiziellen Feiern vorbei und Erdogan wieder auf dem Weg in die Türkei. „Oberste Priorität hat die Sicherheit des Staatsgastes“, stellte Polizeisprecher Thomas Held klar. Danach gehe es um die Sicherheit der Gäste und auch der Anwohner und Anlieger.

Großes Interesse bei Kölner Medien fand der heutige Pressetermin. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf die zu erwartenden Menschenmengen am kommenden Samstag?

Mülltonnen und andere verdächtige Gegenstände sollten in den Gebäuden bleiben. Für die direkten Anwohner der Moschee gilt der Grundsatz „wohngerecht verpacken“, wie es Polizeihauptkommissar Peter W. Eischeid ausführte. Zusammen mit einer Kollegen hatte er heute die Wohnungen in dem kernsanierten Wohnkomplex aufgesucht und über das bevorstehende Wochenende informiert. „Wir wollen die Betroffenen frühzeitig informieren und sie so auf die Einschränkungen vorbereiten“, ergänzte Polizeisprecher Held.

Ehrenfelder reagieren gelassen

Beim heutigen Rundgang machten die meisten Ehrenfelder (viele Geschäftsleute haben hier einen türkischen Migrationshintergrund) einen eher gelassenen Eindruck, als sie vor einem guten Dutzend Medienvertretern die Infozettel der Bezirksbeamten entgegennahmen. Zwar dürfte es ihnen kaum gefallen, wenn durch den Besuch Erdogans und die Einschränkungen ein normales Wochenendgeschäft nicht möglich ist.

Aber gerade solche, die bereits seit Jahren auf der Venloer Straße ansässig sind, sehen das eher mit Gleichmut. „Wir können es eh nicht verhindern, also machen wir das Beste draus“, war von einem Geschäftsmann zu hören. Andere äußerten sich ähnlich.

Kritik an der Ditib – Reker bleibt ebenfalls fern

Unterdessen gibt es Kritik an der Ditib, die Eigentümerin der Moschee. Ebenfalls am heutigen Mittwoch sah sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker genötigt, von dem islamischen Dachverband Gesprächsbereitschaft und eine angemessene Information der Öffentlichkeit einzufordern. Reker, die sich schon als Sozialdezernentin immer wieder für einen interreligiösen Dialog eingesetzt hat, wird denn auch bei der anstehenden Eröffnungszeremonie nicht dabei sein. Wenige Tage zuvor hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sein Fernbleiben bekannt gegeben.

„In den vergangen Wochen habe ich der DITIB wiederholt meine Dialogbereitschaft signalisiert und geduldig eine angemessene Antwort erwartet. Denn nur ein Dialog beinhaltet die Bereitschaft aufeinander zuzugehen und zuzuhören. Als Trägerin der größten Moschee in Europa außerhalb der Türkei kam und kommt der Ditib dabei eine besondere Rolle und Verantwortung zu. Ich muss aber erkennen, dass die DITIB derzeit ihrer Verantwortung nicht gerecht wird. Noch drei Tage vor der Eröffnung ist der Ablauf und unter anderem die Rolle der Stadt Köln völlig ungeklärt“, begründete Reker ihren Entschluss.

Die Kölner Polizei wird am morgigen Donnerstagnachmittag weitere Details über das Einsatzkonzept am kommenden Wochenende vorstellen. Report-k.de berichtet von der Pressekonferenz im Kölner Polizeipräsidium.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: An vielen Stellen finden sich schon heute Hinweise von Polizei und Stadt: Am 29. September 2018 wird es auf der Venloer Straße wegen des Staatsbesuchs von Erdogan zahlreiche Einschränkungen geben.