Köln | Heute feierten die Verantwortlichen des Gerling Quartiers ein Richtfest in den ersten Rohbauten des Projekts. Mit dem „Agrippina Palais“ und dem „Haus von Werth“, beides zukünftige Wohnhäuser im Norden des Quartiers, sowie dem Torhaus an der Von-Werth-Straße, das gewerblich genutzt werden soll, ist bei drei Gebäuden der Rohbau fertiggestellt. Im Zuge des ersten Bauabschnitts, der Ende 2014 abgeschlossen sein soll, werden insgesamt zehn Immobilien entstehen. Nach der vollständigen Übernahme durch die „Immofinanz Group“ vor zwei Monaten wurden sowohl Bautempo als auch Vermarktung angekurbelt.

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Mit der Fertigstellung der drei Rohbauten hat die Immofinanz Group ein erstes Etappenziel erreicht. Dem Immobilieninvestor zufolge sind damit 40 Prozent der Rohbauten abgeschlossen. Aktuell arbeiten rund 140 Arbeiter auf dem Gelände des Gerling Quartiers, um die Baumaßnahmen weiter voranzutreiben. Auf einer Nutzfläche von mehr als 13 Fußballfeldern sollen in der Innenstadt Wohn- und Gewerbeimmobilien für Besserverdiener entstehen. Trotz Quadratmeterpreisen von 5.000 Euro aufwärts fürchtet der Architekt und Masterplaner des Quartiers, Johannes Kister, kein „Ghetto für Millionäre“. Vielmehr setze man auf eine junge und stadtaffine Zielgruppe. „Durch die Verkleinerung der Wohnungsgrundrisse wird ein jüngeres und urbaneres Publikum angesprochen.“, so Kister. Projektleiter Christan Riener von der Immofinanz Group zeigte sich ebenfalls zuversichtlich. „Marienburg war gestern, heute ist Gerling.“, unterstrich Riener die eigenen Ansprüche. Betuchte Menschen aus dem Kölner Umland sollen zukünftig ins zentral gelegene Gerlinger Quartier ziehen, anstatt sich in dem Villenvorort im Kölner Süden anzusiedeln. Filetstück des Quartiers ist das rund 400 m² große Penthouse im „Haus Gerling“, für das bereits Anfragen in ungeahnter Höhe eingegangen seien, so Riener.

Nachfrage steigt

Allgemein ist das Interesse an den Wohnungen gestiegen. Von den 94 im Markt befindlichen Wohnungen seien bereits 40 Prozent verkauft, teilte Projektleiter Riener mit. Auch das nun als Wohnungsimmobilie geplante „Haus Gerling“ erfreut sich trotz noch nicht gestarteter Vermarktung großer Beliebtheit. Den Grund für die spürbar gestiegene Nachfrage sieht Riener nicht zuletzt in der mit der Übernahme durch die Immofinanz Group einher gegangenen Beschleunigung der Bauarbeiten. „Die Leute sehen jetzt, dass hier etwas passiert und glauben daran, dass das Quartier in absehbarer Zeit fertiggestellt sein wird.“, so Riener.

„Ein Aston Martin, der total restauriert wird“

Architekt Johannes Kister vom „Architekturbüro kister scheithauer gross“ betonte, dass die Baumaßnahmen im Gerling Quartier nicht nur eine Sanierung der bestehenden Gebäude darstellen, sondern fast die Dimension eines Neubaus erreichen. Kister verglich das Gerling Quartier mit dem Aston Martin aus dem neuen „James Bond“-Film, der ähnlich wie das Gerling Quartier zwar auch nach der Restaurierung immer noch ein Aston Martin sei, aber eben runderneuert. Erfreut zeigte sich Kister über die plangemäße Umsetzung seines Entwurfs trotz Finanz- und Eurokrise. „Die Schwierigkeiten einer Zeit berühren im Normalfall im Nachhinein auch die Architektur. Beim Gerling Quartier mussten wir jedoch keine Abstriche machen und konnten das hohe Niveau wie geplant erhalten.“, so Kister.

Unterschiedliche Interessen Grund für vollständige Übernahme

Nach der Auflösung des 50:50-Joint Ventures mit der Frankonia Eurobau AG im September hat die Immofinanz Group das Projekt vollständig übernommen. Eduard Zehetner, Geschäftsführer der Immofinanz Group, nannte unterschiedliche Interessen als Grund für die Auflösung. Als Investor habe die Immofinanz grundsätzlich mehr Zeit für den Verkauf ihrer Immobilien, während die Frankonia als Immobilienentwickler auf einen schnellen Absatz angewiesen ist. Eine derartige Auflösung komme allerdings relativ häufig vor, so Zehetner. Insgesamt investiert die Immofinanz Group knapp 400 Millionen Euro in das Gerling Quartier. Als einer der fünf größten börsennotierten Immobiliengesellschaften Europas bewirtschaftet die aus Österreich stammende Immofinanz Group über 1.800 Immobilien.

Bauabschnitt 2 noch in Planung

Im zweiten Bauabschnitt sollen weitere fünf Gebäude errichtet werden. Momentan werden die vorliegenden Entwürfe im Hinblick auf Nutzung und Umsetzung geprüft. 2013 soll dann mit dem Bau begonnen werden, der Ende 2014 oder Anfang 2015 abgeschlossen sein soll. Geschäftsführer Zehetner teilte mit, dass man hierbei keine dramatisch Eile habe. Mit dem Abschluss des ersten Bauabschnitts sei dieser Bereich als eigenständiges Quartier ohnehin nicht von den Baumaßnahmen im Rahmen des zweiten Bauabschnitts betroffen. Im Grunde liege man aber gut im Zeitplan. Lediglich ein Römerskelett im Boden könnte die Bauarbeiten noch entscheidend verzögern, so Riener. Auch darauf sei man jedoch vorbereitet.

Autor: Christian Bauer
Foto: George Floré, Projektleiter Wohnungsvertrieb, vor dem Rohbau des „Agrippina Palais“ und dem „Haus von Werth“.