Eine Studie der RWTH hat überprüft, ob die neuartigen Fluggeräte am Airport eine Option sind.

Köln | Wer den Verkehr in und um Köln kennt, weiß wie anstrengend es sein kann, vom Flughafen an sein Ziel zu kommen. Da erreicht man binnen relativ kurzer Zeit von einem weit entfernten Ziel den Airport und sitzt dann eine kleine Ewigkeit im Auto oder auch im Zug. Das könnte in Zukunft anders werden. Denn dann geht es vom Flughafenterminal zum Wartebereich der Flugtaxis auf der Landseite des Airports. Das neue Fluggerät bucht man einfach vorab per App mit dem Smartphone. Dieses bringt den Passagier genau dorthin, wo er hin muss.

Ob solche Flugtaxis auch für den Flughafen Köln/Bonn mit seinen vor Corona jährlich bis zu zwölf Millionen Fluggästen eine Option darstellen, hat jetzt eine Studie der RWTH Aachen überprüft. Sie kommt zum Schluss, dass der Standort durchaus für diese Verkehrsmittel geeignet ist und dass die Einrichtung eines sogenannten Vertiports technisch machbar ist. Das liegt auch daran, dass Köln mit seinem Flughafen ein wichtiger internationaler Verkehrsknotenpunkt ist, bei dem es im Umkreis von 150 Kilometer zahlreiche Ziele für die Flugtaxis gibt, die teilweise auch in den benachbarten Benelux-Staaten liegen.

Würden etwa fünf Prozent der Passagiere auf Flugtaxis zurückgreifen, wären das 600.000 potenzielle Kunden pro Jahr. Ob das gelingt, wird auch vom Angebot und vom Preis der Flugtaxis abhängen. Die Studie für Köln/Bonn könnte zudem eine Blaupause für weitere Standorte in NRW und Deutschland darstellen.

Im Moment sind verschiedene, elektrisch betriebene Fluggeräte in der Entwicklung, die laut Studie in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen werden. In Zukunft könnte es auch Hybridvarianten geben, die auch Wasserstoff nutzen könnten. Aktuell gibt es etwa 200 Projekte im Bereich der Flugtaxis. Stand jetzt würden diese von Berufspiloten gesteuert. Denkbar wären aber auch pilotenlose Passagierdrohnen. Zugelassen werden müssen, die Fluggeräte bei der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit kurz EASA, die ihren Sitz in Köln hat. Deutschland ist bei der Entwicklung der Flugtaxis gut aufgestellt. „Die Region um München ist das Silicon Valley für diese Fluggeräte“, sagt Flughafenchef Johan Vanneste. Dort werden zum Beispiel der CityAirbus und der Lilium Jet entwickelt.

Was den Standort der Lufttaxis auf der Landseite des Flughafens angeht, werden die Oberdecks der Parkhäuser P2 und P3 favorisiert. Dort hätte man den Platz für die erforderlichen fünf bis sechs Stellplätze für Flugtaxis. Diese würden auf dem Parkhaus landen und starten, würden dort aufgeladen und könnten ihre Passagiere aufnehmen, für die es vor Ort einen Wartebereich gibt. Zentrale Punkte, die vom Gesetzgeber vorab geregelt werden müssen, sind zum Beispiel der Lärm, den die Geräte verursachen, und deren Integration in den Flugbetrieb des Airports. Anlehnen könnte man sich beim Vertiport an den bestehen Heliports für Hubschrauber. Großes Potenzial sieht die Studie hier durch zukünftige autonome Flugführungssysteme.

„Es wird viel Geld in die Verkehrsinfrastruktur gesteckt und trotzdem gibt es Staus. Ich sehe das Potenzial der Flugtaxis, weil es Passagiere gibt, die diese nutzen werden, um schneller zu ihrem Ziel zu kommen, als dies bislang möglich ist. Schon in wenigen Jahren könnten Flugtaxis zu unserem Alltag gehören. Selbstverständlich werden wir als Flughafen mit dabei sein, wenn es um die Innovation des Reisens geht“, sagt Vanneste. Positiv schätzt auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, der sich vor Ort über die Studie informierte, die Zukunft der neuen Fluggeräte ein: „Sichere, saubere und zuverlässige Mobilität gehört zur Grundversorgung der Menschen. Wie wir künftig von A nach B kommen, ist eine der zentralen Zukunftsfragen. Flugtaxis werden ein Teil der Antwort sein.“

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Präsentation der Flugtaxis in Köln