Köln | Am Freitag, den 15. März demonstrierten Schülerinnen und Schüler in Köln für eine bessere Klimapolitik. Gleichzeitig forderten sie einen Stopp des Braunkohleabbaus und versammelten sich dazu am Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofes und führten anschließend eine Demonstration durch Köln durch. Die Polizei spricht von 10.000 Teilnehmern.

Tausende junge Menschen protestierten am Morgen des 15. März am Bahnhofsvorplatz – während der Schulzeit. Sie wollen unter dem Label „Fridays for Future“ ein Zeichen für eine bessere Klimapolitik setzen.

Lautstark und mit selbstgebastelten Plakaten machen die Kinder und Jugendlichen auf ihr Anliegen aufmerksam – trotz Nieselregen. „Ich hatte nach Lesen des Wetterberichtes keinen Bock mehr“, sagt einer der Schüler, dessen gesamte Klasse die Demonstration als Exkurs besuchte.

„Braunkohleabbau stoppen!“

Eine Gruppe Mädchen hielt ein Schild in der Hand. Damit sich die Pappe nicht auflöst, war es ausgerechnet mit einer Plastiktüte abgedeckt. „Wir wollen, dass die Politiker sich mehr für das Klima einsetzen und den Braunkohleabbau stoppen!“, erklärt eine der Schülerinnen. Strom solle aus Windenergieanlagen kommen und nicht durch das Verbrennen von Braunkohle. Wo die Anlagen stehen und wie der Strom von da transportiert werde, wusste sie nicht.

„Ich glaube, wir hätten heute Mathe, Deutsch und Sport auf dem Stundenplan gehabt aber das hier ist wichtiger“, sagt ihre Mitschülerin.

„Das gilt als Exkursion“

Einer der Schüler verriet, dass sie die Demonstration als „Exkursion“ gelte. Ihre Bio-Lehrerin habe das als Ausflug geplant. Sein Anspruch sei es, das Thema sichtbar zu machen. „Wir interessieren uns und sind besorgt. Wir wissen, dass eine Demo nicht die Welt verändert aber wir wollen trotzdem gehört werden.“

Von Weizsäcker begrüßt Schülerproteste für Klimaschutz

Ernst Ulrich von Weizsäcker, Wissenschaftler und Ehrenpräsident des Club of Rome, begrüßt die weltweiten Schülerproteste für mehr Klimaschutz. „Rückblickend wird man sagen, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Debatten um den Streik mehr gelernt und mehr bewirkt haben, als auf der Schulbank Französisch und Mathematik zu lernen“, sagte von Weizsäcker der „Heilbronner Stimme“. In der Politik seien die Themen Zukunftsangst und Klimaveränderung noch nicht richtig angekommen.

„Sie nimmt sie ungefähr so ernst wie der Durchschnitt des Volkes. Und das heißt nicht ernst genug“, so von Weizsäcker weiter. Greta Thunberg sei in Schweden „so heldenhaft positiv aufgenommen worden, weil Schweden 2018 von nicht dagewesener Dürre und allein 20 großen Waldbränden heimgesucht wurde.“

Scheuer lobt Klimaschutz-Demonstrationen von Schülern

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lobt die inzwischen europaweiten Klimaschutz-Demonstrationen von Schülern. „Ich kann ihr Anliegen grundsätzlich gut verstehen. Ihr Engagement ist gut für die Demokratie“, sagte Scheuer den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagsausgaben).

„Noch besser wäre es allerdings, wenn die Demonstrationen außerhalb der Schulzeiten stattfänden“, so der CSU-Politiker weiter. Klimaschutz stehe auf seiner Prioritätenlisten „ganz weit oben“. Er wolle „gute Mobilität, saubere Luft und Klimaschutz“.

Man mache „Politik für moderne Mobilität – auch vor dem Hintergrund unserer Verantwortung für Heimat, Schöpfung und Klima“, sagte Scheuer. Er diskutiere immer wieder gerne mit Schüler-Besuchergruppen im Ministerium oder im Bundestag. „Da geht es auch, aber nicht nur um Klimaschutz“, so der Verkehrsminister.

Er bekennt sich ausdrücklich zu den international und national vereinbarten Klimazielen. „Die Ziele sind fixiert, und werden von mir auch nicht in Frage gestellt. Wir kennen unsere Verantwortung. Und sind dabei, Maßnahmen zu erarbeiten, die im Zeitalter von Digitalisierung und Mobilitätsfortschritt ganz konkret mehr Klimaschutz bringen“, so Scheuer.

Altmaier gegen Demos während der Schulzeit

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) fordert die Zehntausenden Jugendlichen, die in den vergangenen Monaten für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen sind, dazu auf, nicht mehr während der Schulzeit zu protestieren. „Die Demos wären außerhalb der Schulzeit nicht weniger sinnvoll. Dann würden wir auch mehr über das Klima und weniger über die Schulpflicht diskutieren“, sagte Altmaier dem „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe.

Letztlich streikten die Schüler gegen sich selbst. „Wenn sie später als Erwachsene die Welt verändern wollen, und das hoffen wir ja alle, dann ist eine gute Ausbildung wichtig“, so der CDU-Politiker weiter. Der für Energie zuständige Minister zeigte aber auch Sympathie für die Anliegen der Schüler, die sich immer freitags unter dem Motto „Fridays for Future“ in vielen deutschen Städten versammeln.

„Ich würde mitdemonstrieren. Aber lieber am Samstag oder Sonntag. Als Schüler haben wir damals in unserer Freizeit Grenzpfosten zersägt und für ein Europa ohne Binnengrenzen gekämpft, für eine gemeinsame Währung, für eine europäische Umweltpolitik“, so der Wirtschaftsminister.

Damals hätten viele gesagt, dass „unsere Forderungen völlig illusorisch seien. Heute sind sie Realität“, sagte Altmaier dem „Spiegel“. Die Mitorganisatorin der Schülerproteste, Luisa Neubauer, kritisierte er scharf: „Wir gehen nicht auf die Straße, weil wir später als Erwachsene etwas verändern wollen, sondern weil Entscheidungsträger wie sie jetzt handeln müssen“, so der CDU-Politiker.

Autor: Patrick Koch, dts
Foto: „Fridays for Future“-Demonstration in Köln