Köln | „In der vielfältigem Museumslandschaft des LVR etwas ganz Besonderes“, befand Jürgen Wilhelm vom LVR. „Zwei Jahrtausende erlebbare Geschichte am originalen Platz“, strahlte OB Henriette Reker. Und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet konstatierte: „Das strahlt etwas Europäisches aus.“. Lobesworte für das „MiQua“, das „Museum im Quartier“ vor dem Rathaus, dessen Grundstein am Donnerstag in Anwesenheit zahlreicher Prominenz gelegt wurde.

Eigentlich sind es zwei Museen, „untrennbar miteinander verzahnt“, beschrieb der Saarbrücker Architekt Wolfgang Lorch sein Projekt. Im Untergrund führt ein 600 Meter langer Parcours durch die Schichten Kölner Stadtgeschichte – von den Römern durch das Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Zu sehen ist, was Archäologen hier seit 2007 freigelegt haben – inklusive des Prätoriums und des jüdischen Ritualbades Mikwe, die schon zuvor besichtigt werden konnten. Oberirdisch dann das Museumsgebäude für die Kostbarkeiten, die hier gefunden wurden. Insbesondere wird es um die jüdische Geschichte Kölns gehen, schließlich steht das Museum in der Mitte des ehemaligen Ghettos.

Ein Museum – nicht nur – für die jüdische Geschichte Kölns

Es ist – darauf verwies Wilhelm, 1. Stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland im LVR – eine Geschichte mit Brüchen. Ein Edikt von Kaiser Konstantin aus dem Jahr 327 belegt erstmals die Existenz einer jüdischen Gemeinde in Köln, sie war lange die größte nördlich der Alpen. In den Zeiten von Kreuzzügen und Pestepidemien kam es immer wieder zu Pogromen, 1424 wurden die Juden ganz aus Köln vertrieben. Erst als Napoleon die Stadt besetzte, durften sie sich wieder im Schatten des Domes ansiedeln. Dass die Kölner sich an der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten beteiligten, wurde noch lange nach 1945 verleugnet.

Mit diesem Museum, war sich Laschet mit den anderen einig, wird nun ein Kapitel der Stadtgeschichte sichtbar gemacht, das auch Teil der christlichen Geschichte ist. Er hofft in Zeiten eines wachsenden „agressiven, oft anonymen Antisemitismus“ auf viele Besucher, insbesondere auf Zuwanderer und Kinder aus Familien, in denen Antisemitismus Tradition ist. Und erhielt dafür viel Beifall von den Gästen aus Politik, Verwaltung und Kultur.

Dombaumeister Peter Füssenich entwarf den Grundstein

Die Grundsteinlegung auf Straßenniveau, die sich den Reden anschloss, entsprach dann nicht ganz der üblichen Tradition: Ein Kran enthüllte ihn, später wird er im unterirdischen Ausstellungsparcour in eine Mauer eingelassen. Steinmetzmeister Markus Heindl von der Dombauhütte hat ihn nach dem Entwurf von Dombaumeister Peter Füssenich aus französischem Stein gehauen. Seine Gestaltung symbolisiert die Stadtschichten, das Jahr der Grundsteinlegung ist in römischen, jüdischen und arabischen Ziffern festgehalten.

OB Reker dankte in ihrer Rede vor allem der aktuellen Landesregierung und deren Vorgängerin für die „großzügige“ Unterstützung von insgesamt 32,7 Millionen Euro. Insgesamt soll das „MiQua“ 77 Millionen Euro Kosten. Umplanungen im Vorfeld, insbesondere neue Sicherheitsmaßnahmen hatten zuletzt die Kosten nach oben getrieben. Wenn das Museum wie geplant 2021 eröffnet wird, übernimmt der Landschaftsverband-Rheinland den Betrieb. Noch nicht geklärt ist die endgültige Nutzungsvereinbarung.

Erste Reaktion aus der Politik

Für die Kölner Grünen stellt die Grundsteinlegung einen wichtigen Meilenstein bei der Realisierung dar, nachdem das Projekt bereits vor zehn Jahren einen konkreten Entwurf kürte. Ursprünglich mit dem A-Stempel der Regionale 2010 ausgestattet, wurde das Raumprogramm reduziert, gleichzeitig stiegen die voraussichtlichen Kosten immer weiter an. Für die Kölner Grünen sind keine Gründe, der Realisierung mit Hoffnungen entgegen zu sehen.

„Das MiQua – LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier wird ein Juwel in der Kölner MuseumslandschaftIch bin froh, dass sich diese Idee nach und trotzt aller Auseinandersetzungen genau an diesem Ort verwirklicht. Denn genau da, wo das Museum stehen wird, liegen seine bis in die Gegenwart reichenden Spuren. Es ist keine Rekonstruktion, kein beliebiger Sammelort, sondern selbst unmittelbares geschichtliches Zeugnis, das in einmaliger Weise die jüdische Geschichte in ihrer engen Verknüpfung mit der Kölner Stadtgeschichte lebendig werden lässt“, so die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitta von Bülow.

Autor: ehu
Foto: Nach gutem alten Brauch legt OB Henriette Reker eine aktuelle Tageszeitung in den Grundstein. Hinter ihr Jürgen Wilhelm.