Köln | Das aktuelle Kalendarium, ein Jahreskalender für 2014,  herausgegeben durch das Historische Archiv der Stadt Köln, widmet sich in diesem Jahr der 1999 durch Sprengung abgerissenen Kölner Sporthalle. Anhand von Veranstaltungsplakaten lässt das Archiv in dem Kalender die über vierzigjährige Geschichte der Halle Revue passieren.

Das Cover des zum achten Mal erscheinenden Kalendariums, mit herausgegeben und finanziert durch die Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln zieren Plakate der Eisrevue „Holiday on Ice“, Frank Zappa und Heintje, aber auch Fotos, die an das Kölner Sechstagerennen erinnern. Allesamt Veranstaltungen, mit denen viele Kölnerinnen und Kölner persönliche Erinnerungen verbinden. Und hierdurch sollen Brücken geschlagen werden zum Historischen Archiv der Stadt. Man wolle mit der Aktion vor allem die bürgerliche Schicht Kölns erreichen, so  Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia. Durch die Reflexion der eigenen Geschichte kombiniert mit Stadtgeschichte wolle man die Kölner Bürgerinnen und Bürger darauf aufmerksam machen, dass das Historische Archiv ein „Bürger-Archiv“ sei. Der Kalender soll helfen, die Idee des Bürger-Archivs in die Öffentlichkeit zu transportieren.

„Halle dieser Größe fehlt heute in Köln“

Auch Wolfgang Niedecken, der selbst 26 Mal auf den wie er sie auch in seinem Buch nennt „heiligen Bretter“ der Konzertbühne in der 8.000 Menschen fassenden Halle stand, verbindet zahlreiche Erinnerungen mit der Sporthalle. Nicht als Musiker mit seiner Band „Bap“ auf der Bühne, sondern auch als Zuschauer. So etwa beim ersten Kölner Auftritt der „Rolling Stones“ 1967 und zahllosen weiteren Konzertbesuchen. „Nur Heintje habe ich nicht gesehen“, scherzt Niedecken. Eine Halle dieser Größe fehle heute in Köln. „Ich würde was drum geben, wenn es die Halle noch gäbe.“, fügt er abschließend hinzu. Das Plakat zur „Pik Sibbe Tour ’94“ von „Bap“ ziert das März-Kalenderblatt des Kalendariums.

Auch Stefan Brings, Bassist der gleichnamigen Kölner Band kann sich gut an Besuche der Halle erinnern. Ebenso wie an das erste Konzert seiner Band in der Sporthalle vor 6.000 Menschen – bis  zu damaligen Zeitpunkt das größte Konzert von „Brings“. Er kann sich noch gut erinnern, wie nervös die Bandmitglieder wurden, als ihnen der Manager auf dem Weg zur Bühne erzählte, wer alles vor ihnen schon den gleichen Weg genommen hätten –  so brachten unter anderem die Rolling Stones, Jimi Hendrix, Queen, Elton John und Tina Turner die Sporthalle zum Kochen. „Brings“ sind mit ihrem Tourplakat zu „Hex’n’Sex“  auf dem November-Blatt im Kalendarium vertreten.

Auf Elefanten durch die Halle geritten

In den 40 Jahren zwischen 1958 und 1998 besuchten dort 15 Millionen Menschen fast 3.500 Veranstaltungen. Auf der „schnellsten Holzbahn Deutschlands“ jagten einst Didi Thurau und Rudi Altig nach dem goldenen Siegerkranz beim Kölner Sechstagerennen, das auch gleichzeitig mit der Halle sein Ende fand. Franz Wendland, Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH und Direktor der Kölner Sporthalle von 1977 bis 1998, kann sich noch gut daran erinnern. Unvergessen auch der Ritt von Wendland und Marie-Luise Nikuta durch die Halle auf dem Rücken zweier Zirkuselefanten während eines Sechstagerennens in den 70ern. „Ich kann mich nicht mehr an das genau Jahr erinnern“, so Wendland, „aber es war bitterkalt und neben der Halle gastierte ein Zirkus“. Die Artisten des Zirkus, die sich in der Halle aufwärmten, hätten ihm leid getan und man habe für den wegen der Kälte kaum besuchten Zirkus ein wenig die Werbetrommel rühren wollen. „So kam es dann dazu, dass Marie-Luise Nikuta und ich auf dem Rücken zweier Elefanten durch ein Tor in die Halle einritten“, erinnert sich Wendland.

Das Historische Archiv hat die Dokumente der Sportstätten GmbH, die die Kölner Sporthalle seit 1959 betrieb, in den Jahren 1997 und 1998 übernommen. Darunter befand sich auch eine umfangreiche Sammlung von Veranstaltungsplakaten in unterschiedlichen Formaten. Peter Müller boxte sich in die Herzen der Kölnerinnen und Kölner, Zigtausende jubelten den Protagonisten von „Holiday on Ice“ oder „Hair“ zu.  Alle diese Ereignisse sind für die Nachwelt dokumentiert anhand der Plakaten. Sie haben den Einsturz zu großen Teilen glimpflich überstanden und werden derzeit digitalisiert.

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Das Kalendarium mit dem Titel „Geschichte – Nostalgie – Kult: die Kölner Sporthalle im Plakat“ ist für 15 Euro beim Historischen Archiv, bei Köln-Tourismus und in vielen Buchhandlungen erhältlich. Mitglieder des Fördervereins „Freude des Historischen Archivs der Stadt Köln“ erhalten ein Exemplar gratis. Der Mitgliedsbeitrag für Einzelpersonen beträgt 35 Euro, für Schüler und Studierende 20 Euro.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Bettina Schmidt-Czaia und Wolfgang Niedecken mit dem Plakat zur „Pik Sibbe Tour ’94“ von „Bap“.