Köln | Nach den Starkregenereignissen am 14. und 15. Juli ist es am Kölner Kalkberg an zwei Stellen, einmal der West- und der Nordflanke des Kalkberges zu massiven Rutschungen gekommen. An der Nordflanke war die Stadt bereits aktiv, im Westen noch nicht. Hat die Stadt Köln auf das falsche Gutachten gesetzt? Also ein Vorfall mit Ansage.

Zwei Gutachten zur Sanierung des Kalkberges

Im Jahr 2016 gab es ein Sanierungskonzept des Instituts Roger Grün und der von der Stadt Köln beauftragte Gutachter Prof. Benner arbeitete maßgeblich an diesem mit. Die Empfehlung des Experten lautete damals, dass die viel zu steilen Böschungswinkel des Kalkberges stark abgeflacht werden müssten. Die Deponie sollte zudem zur Abwendung möglicher Grundbrüche durch erhebliche Gegenschüttungen an den instabilsten Stellen stabilisiert werden. Das Sanierungskonzept sah zudem vor, dass vier Meter hohe Spundwände an den abgeböschten Flanken des Kalkberges diese den Berg zur Karlsruher Strasse und zum Bischofsacker hin absichern sollten. Dieses Sanierungskonzept wurde aber von der Stadt Köln nicht realisiert, sondern das GFP Ingenieurbüro für Geotechnik und Umweltplanung von der Stadt Köln beauftragt eine neues Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Stadt Köln nutzte Gutachten von GFP

Das Gutachten von Prof. Benner hätte bedeutet, dass die Betriebsstraße für den Hubschrauber-Hangar an der Ostflanke teilweise zurückgebaut hätte werden müssen. GFP erhielt die bereits errichtete und bestehende Zufahrtstrasse. GFP empfahl zudem, die Böschungen nicht so stark abzuböschen, wie dies das Gutachten von Prof. Benner forderte. Warum die Stadt Köln sich nicht für das Sanierungskonzept von Prof. Benner entschied würde hier zur Spekulation führen. Die Böschungsabrisse bei dem Starkregenereignisse am 14. und 15. Juli könnten allerdings darauf hinweisen, dass die Ablehnung des Benner-Sanierungskonzeptes eine Fehlentscheidung gewesen sein könnte. Auf eine Nachfrage dieser Internetzeitung ob damals das richtige Konzept umgesetzt wurde antwortet die Stadt, dass die Bodenkennwerte als Grundlage zur Festlegung der Böschungsneigung genutzt worden seien. Diese seien entsprechend des ausgewählten Konzeptes ausgeführt worden. Den Unterschied der beiden Konzepte in Bezug auf die Böschungsneigung bestreitet die Stadt Köln jetzt: „Die Unterschiede der Konzepte lagen eher in der Form der Abdichtung.“

Stadt sieht keine Fehlentscheidung

Auf die Frage dieser Internetzeitung, ob die damalige Entscheidung gegen das Konzept Grün/Prof. Benner eine Fehlentscheidung war, schreibt die Stadt Köln: „Zur Zeit wird die Ursache für die partielle Erodierung der Böschung gutachterlich untersucht. Zu einer ‚Fehlentscheidung‘ kam es jedenfalls nicht. Das Sanierungskonzept wurde entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik erstellt.“ Zu den Kosten der Sanierung der aktuellen Rutschungen kann die Stadt Köln keine Angaben machen und stellt fest: „Zur Zeit wird die Ursache für die partielle Erodierung der Böschung gutachterlich untersucht. Zu einer „Fehlentscheidung“ kam es jedenfalls nicht. Das Sanierungskonzept wurde entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik erstellt.“ Das bedeutet die Kosten für die aktuelle Instandsetzung müssen aus Steuermitteln der Kommune bestritten werden. Dabei stellt sich hier die Frage nach der Nachhaltigkeit, oder ob der Kalkberg beim nächsten Starkregenereignisse wieder ins Rutschen gerät.

Auf der Nordflanke hat die Stadt Köln jetzt Folien anbringen lassen, die die Rutschungen verdecken und einen Bauzaun aufgestellt. Auf der Westseite waren die Rutschungen am Montag noch gut erkennbar. Geologe Tim Scheuch, der den Kalkberg sehr gut kennt, sagt zu den Rutschungen auf der Westseite: „An der Westflanke des Kalkberges hat man die von der Rutschung betroffene Böschung noch nicht mit einer Folie gegen Regen abgedeckt. Hier kann man noch sehr genau sehen, dass die Wurzeln der dort eingesäten Wildgräser und -pflanzen nicht in der Lage waren den aufgeweichten Boden der Böschung zu halten.“

Waren die Rutschungen also ein Vorfall mit Ansage? Um Schäden in Zukunft zu vermeiden, wäre es geboten, die beiden Sanierungskonzepte noch einmal nebeneinander zu legen. Sonst muss die Stadt womöglich nach jedem Starkregen wieder den Kalkberg instand setzen und da ein solches Ereignis nicht versicherbar ist, könnte dies den Stadtsäckel dauerhaft belasten.

Autor: red
Foto: An der Westflanke sind die Rutschungen der Böschung deutlich zu erkennen.