Köln | Bei der 16. Ausgabe des jährlich ausgeschriebenen KfW Award Bauen wurde das Kölner Projekt „Klarissenkloster“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Aus einem ehemaligen Rückzugsort für Nonnen wurde ein gemischtes Ensemble mit insgesamt 43 preisgünstigen Wohnungen.

Das Kölner Erzbistum hatte das Architekturbüro LK Architekten mit der Planung des Neubaus beauftragt. Herausgekommen ist ein Ensemble aus Neu- und Bestandsgebäuden, das sich durch eine gemischte Nutzung auszeichnet. So sind neben 43 preisgünstigen Wohnungen auch Büros sowie ein Bildungs- und Begegnungszentrum entstanden, das nicht nur von den Bewohnerinnen und Bewohnern genutzt werden kann. Neben einheimischen Familien und Singles sind hier auch Flüchtlinge untergebracht. Für den ersten Preis gab es ein Preisgeld in Höhe von 7000 Euro.

Im November vergangenen Jahres war die umgebaute, vormalige Klosteranlage am östlichen Rand von Köln-Kalk von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki persönlich eingeweiht worden. Zusammen mit der für Integration zuständigen Staatssekretärin Serap Güler, Bürgermeister Hans-Werner Bartsch und einem syrischen Bewohner des Klarissenklosters pflanzten sie zugleich noch einen neuen Baum. Mehr als 100 Menschen unterschiedlicher Herkunft, viele von ihnen vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflüchet, haben hier ein neues Zuhause gefunden.

Integrativer Ansatz steht im Vordergrund

In der Praxis werden in den Neubauten im ehemaligen Klostergarten und auf dem Vorplatz 24 Wohnungen jeweils zur Hälfte an geflüchtete Menschen und an Kölner Bürger vergeben. Das ehemalige Pfortenhaus dient als barrierefreie Flüchtlingsunterkunft mit zehn kleinen Wohneinheiten, in denen vor allem kranke und behinderte Menschen mit Fluchterfahrung eine erste Unterkunft finden. Die soziale Betreuung und Beratung der Geflüchteten in der Flüchtlingsunterkunft und den Wohnungen leistet der Kölner Caritasverband direkt vor Ort.

Im sogenannten Quadrum, dem ehemaligen Wohntrakt der Schwestern, wird ein Jugendhilfeangebot mit zwei Wohngruppen und vier Apartments geschaffen, in dem unter anderem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und psychisch erkrankte junge Menschen die Chance bekommen, sich in einer geschützten Umgebung auf eine möglichst selbstständige Lebensführung vorzubereiten.

Drei weitere Wohnungen für diese Gruppe stehen im Neubau auf dem Vorplatz zur Verfügung. Die Betreuung übernimmt die Stiftung Die Gute Hand. Um die neuen Nachbarn zu vernetzen und die Integration zu fördern wird es direkt vor Ort ein Begegnungs- und Bildungszentrum unter Leitung der Caritas geben. Das Zentrum bietet unter anderem gemeinsame Aktivitäten und Kurse in den Bereichen Sprache und berufliche Integration an.

Darüber hinaus organisieren die Mitarbeitenden interkulturelle und seelsorgerische Angebote. Geflüchtete, freiwillige Helfer, Nachbarn und andere Menschen aus dem Stadtviertel bekommen auf diese Weise einen neuen gemeinsamen Treffpunkt, so das Konzept des Projekts, das nach der Flüchtlingsinitiative des Kölner Erzbischofs im Herbst 2014 initiiert wurde. Gut ein Jahr später wurde dann der Grundstein gelegt.

KfW Award für besonders innovative Projekte

„Wir zeichnen mit dem KfW Award Bauen Wohnprojekte aus, die den Anforderungen unserer Zeit in vorbildlicher Weise gerecht werden. Dabei steht die Verbindung von gelungener Architektur mit Energieeffizienz, Barrierefreiheit und Wohnkomfort im Mittelpunkt. Gemeinsam ist allen Siegern, dass sie auf Grundstücken und in alten Häusern mehr gesehen haben als Quadratmeter, Flächen- und Ertragspotenziale. Alle Preisträger haben es geschafft, das Flair des Ortes mit besonderen Ideen für seinen Gebrauch zu verbinden“, erklärte Dr. Ingrid Hengster, Mitglied des Vorstandes der KfW Bankengruppe.

Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und die Bildung von Wohneigentum für Familien mit Kindern unter Berücksichtigung von Energieeffizienz und Barrierefreiheit sind Themen, die im Mittelpunkt der aktuellen Wohnungspolitik der Bundesregierung stehen. Die ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie Bauherren nach ihren eigenen Wünschen kreativ intelligenten Wohnraum neu geschaffen, bedarfsgerecht umgebaut oder modernisiert haben. Beispielhaft werden Maßnahmen zur Energieeinsparung effizient umgesetzt, Barrieren nachhaltig abgebaut oder beides wird zur Senkung der Kosten kombiniert“, ergänzte Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.

Der KfW Award zeichnet Bauherren oder Baugemeinschaften aus, die in den vergangenen fünf Jahren ein Neubau-Projekt umsetzten oder ein bestehendes Gebäude erweiterten, umwidmeten, modernisierten oder belebten. Der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer, übernimmt die Schirmherrschaft des KfW Award Bauen. Die Jury um den Architekten Prof. Hans Kollhoff bewertete die Vorhaben hinsichtlich ihrer Balance aus Architektur und Erscheinungsbild, guter Integration in das bauliche Umfeld, Energie- und Kosteneffizienz, zukunftsorientierter und nachhaltiger Bauweise, optimaler Raum- und Flächennutzung sowie auch individueller Wohnlichkeit.

Die weiteren Gewinner in den Kategorien „Neubau“ und „Bauen im Bestand“ kommen aus Pappenheim, München, Weiden, Berlin, Jettenbach und dem Schwarzwald. Der internationale Sonderpreis geht an das Sozialwohnbauprojekt „Alizari“ in Frankreich. Der KfW Award Bauen ist mit einem Preisgeld von insgesamt 35.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung fand im feierlichen Rahmen am gestrigen Donnerstag in der
Hauptstadtrepräsentanz der Bertelsmann AG statt.

Autor: bfl
Foto: Das Klarissenkloster vor der Umgestaltung. Nach außen hin hat sich wenig verändert, aber innendrin ist es zu einem preisgekrönten Vorzeigeprojekt geworden.