Köln | „Wir sind da, um uns zu wehren, damit aus Kitas keine Verwahranstalten werden“, sagt die Personalratsvorsitzende der städtischen Kindertagesstätten, Sabine Bruns unter dem Jubel der Demonstranten. Laut Veranstalterangaben sind heute Mittag 2500 Kita-Beschäftigte von der Messe zum Alter Markt gezogen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. „Die personelle Situation in den Einrichtungen ist oft angespannt, trotzdem geben die Kollegen alles, um eine gute Betreuung zu gewährleisten“, sagt Bruns.
 

Auf 20 Kinder kommen derzeit zwei Betreuer, davon sind bis zu sechs Kinder unter drei. „Künftig soll dazu noch Kinder ab einem Jahr kommen, will soll da noch vernünftige Arbeit geleistet werden“, fragt sich die Rednerin und Blick auf Transparente und Plakate mit Aufschriften wie „Kinder sind keine Ölsardinen“. Die Geduld der Kollegen sei am Ende. „Wir gestalten Zukunft und das können wir nicht in Verwahranstalten“, sagt Bruns.
 

Die Forderung der Gewerkschaft Verdi ist klar formuliert: Die Gruppenstärken können unverändert bleiben, dafür müssen aber mehr Betreuer pro Kind kommen. Das bedeutet beim Nachwuchs bis zu zwei Jahren eine Fachkraft auf 3,5 Kinder, beim Nachwuchs zwischen zwei und drei Jahren eine Fachkraft auf fünf Kinder und danach eine Fachkraft auf maximal neun Kinder.
 

„Wir treten ein für Vorfahrt für Bildung. Das bedeutet gleichzeitung bessere Betreuungsbedingungen und bessere Arbeitsbedingungen. Wer in Kinder investiert, investiert in die Zukunft“, sagt Verdi-Chef Frank Bsirske. Der Druck sei groß und das Platzangebot werde absehbar nicht ausreichen. „Überbelegung ist aber keine Lösung. Das bedeutet eine große psychische und physische Belastung für die Beschäftigten“, erklärt Bsirske.

Er kritisiert, dass Arbeitszeiten immer länger würden und das in einer Zeit, in der die Betreuung immer zeitintensiver und anspruchvoller werde. „Eltern der Mittelschicht geben ihre Kinder mit zwei Jahren in die Kita und wollen sie mit 18 als Abiturienten zurückhaben“. berichtet der Gewerkschaftschef über die gesellschaftlichen Ansprüche an die Einrichtungen. Dabei sei die Kita für die späteren Chancen der Kinder maßgeblich.

„Wir kämpfen für bessere Bildung, aber auch dafür, dass die Kollegen nicht kaputt aus dem Beruf herauskommen“, fasst Bsirske seine Ansprüche an das neue Kita-Gesetz in NRW zusammen, für das heute Beschäftigte auch in Wuppertal, Dortmund und Bochum auf di Straße gegangen sind. Finanziert werden soll das neue Gesetz durch eine Umverteilung von Vermögen in der Gesellschaft. „Dafür sind neue Steuern auf Vermögen und Erbschaften unumgänglich“, fordert Bsirske.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Streikende auf dem Kölner Alter Markt