Köln | In dieser Woche enden besonders komplizierte Sanierungsarbeiten im Erdreich des Clouth-Quartiers in Köln-Nippes. Auf dem ehemaligen Industriegelände war aus zwei Bodentanks in den zurückliegenden Jahrzehnten Toluol ausgetreten. Der Boden musste in den vergangenen acht Wochen abgetragen und das Grundwasser gereinigt werden. Die Verunreinigungen waren großflächiger als vermutet. Die Sanierungskosten verdoppelten sich auf etwa 200.000 Euro.

Der Schadstoff Toluol wurde während der aktiven Zeit der Clouth-Gummiwerke unter anderem für das Überziehen von Metallwalzen mit Gummi verwendet. Durch Auftragen dieses Lösungsmittels wurde das Metall fettfrei und sauber, so dass das Gummi besser haftet.

Toluol, das in geringen Mengen auch in Benzin enthalten ist, wurde auf dem Gelände in bodenliegenden Tanks gelagert. Diese sind vermutlich über die Jahre undicht geworden, so dass der Stoff an dieser Stelle in den Boden einsickerte. Die Herausforderung war, dass Toluol bis in zehn Meter Tiefe vorgedrungen war. Dies erschwerte wegen des Grundwasserspiegels die Sanierung.
„Neben zwei bekannten Tanks, stießen wir nach Beginn der Arbeiten auf zwei weitere Behälter, die in keinem Lageplan eingezeichnet waren. Deshalb mussten wir das Sanierungsgebiet auf etwa 400 Quadratmeter verdoppeln“, erläuterte Bernd Streitberger, Geschäftsführer der „moderne stadt“ GmbH, der Entwicklungsgesellschaft der Stadtwerke Köln GmbH und der Stadt Köln. Das Unternehmen entwickelt das Clouth-Quartier.

Für die Arbeiten, die zwei Monate dauerten, musste eine Drehbohr-Maschine zweckentfremdet werden: Anstatt mit dem 19 Meter hohen Gerät den Boden mit Betonpfählen zu verdichten, um einen stabilen Bauuntergrund zu erhalten, wurde es für die Sanierung eingesetzt. Die Spezialmaschine bohrte mit Hilfe eines Rohres, an dessen Ende sich ein Bohrkopf befindet, bis zu zwölf Meter tiefe Löcher in die Erde. Das von der Bohrschnecke zutage geförderte, verseuchte Erdreich wurde auf Lkw verladen und zu einer Aufbereitungsfirma transportiert. Anschließend wurde das Loch mit sauberem Kies verfüllt. Dabei wurde eine Vertiefung neben die andere gebohrt, aus geschaufelt und verfüllt, so dass am Ende das gesamte Erdreich ausgetauscht war. „Parallel dazu wurde an dieser Stelle das Grundwasser abgepumpt und gereinigt. Am Anfang hatte das Wasser noch eine Toluol-Belastung von 70.000 Mikrogramm pro Liter, nach zwei Monaten von lediglich 700 Mikrogramm“, sagte Axel Fahrenwaldt, Prokurist der Kölner Mull und Partner Ingenieurgesellschaft, die die Abriss- und Sanierungsarbeiten auf dem Ex-Industrieareal leitet. Damit die aufwendigeren Arbeiten dennoch innerhalb des festgesteckten Zeitrahmens realisiert werden konnten, wurden die Arbeitszeiten in die Abendstunden ausgedehnt.

Der Schadstoffwert muss trotz dieser 99-prozentigen Verbesserung weiter reduziert werden, bis er die zulässigen Grenzwerte unterschreitet und die Umweltbehörde ein Unbedenklichkeitszertifikat ausstellt. So lange bleibt die Aktivkohle-Reinigungsanlage in Betrieb, aus der regelmäßig Stichproben entnommen werden.

Auf dem betroffenen Areal wird zukünftig eine Straße verlaufen, die das Quartier vom Norden nach Süden, also von der Xantener zur Franz-Clouth-Straße, erschließt.

Autor: ch