Köln | Helle Knabenstimmen erklingen im Probensaal des Kölner Domchores. „Stille Nacht, heilige Nacht – alles schläft, einsam wacht“, hallt es im Raum. Der Domchor probt für die Konzerte und Gottesdienste in der Philharmonie und im Kölner Dom an den Weihnachtsfeiertagen. Schließlich soll während der wichtigsten Gottesdienste alles perfekt sein. Deshalb bringt auch die Domverwaltung die Kirche auf Vordermann.

„Ohne die Musik wäre Weihnachten nichts“, sagt Domkapellmeister Eberhard Metternich überzeugt. 70 Jungen im Alter von 10 bis 13 Jahren singen in seinem Chor, dazu kommen noch 40 sogenannte Männerstimmen im Alter von 15 Jahren und mehr. Sie haben in den nächsten Tagen ein strammes Programm: Der Domchor singt in der Philharmonie und im Dom bei Christmette und Pontifikalamt.

Dreimal in der Woche üben sie deshalb. Mehr proben können sie dafür nicht. „Die Kinder müssen zur Schule und haben viel zu tun“, sagt Metternich. Je nachdem, wie die Weihnachtsferien liegen, gebe es auch schon mal ein paar Proben mehr.

Gefällige Melodien in der Christmette

Was gesungen wird, steht schon lange im Voraus fest. „Man hat ein Standardprogramm“, sagt der Domkapellmeister. Dazu gehören Klassiker wie „Stille Nacht, heilige Nacht“, aber auch weniger geläufigere Kompositionen. „Wir machen eher anspruchsvolle Lieder, bei denen nicht jeder mitsingen kann“, betont er. In der Christmette wähle er aber lieber etwas Gefälligeres aus. Diese Messe sei sowieso ein spezielles Thema, weil die Atmosphäre wegen der vielen Besucher besonders sei. „Vor dem Chorpodest ist ein Drängen und ein Schieben“, berichtet der Domkapellmeister.

Metternich weiß, dass die Jungen die Lieder anders singen, je nachdem, wie ihnen das Stück gefällt. Mit energischen Armbewegungen versucht er, den Gesang der Jungen in die richtigen Höhen und Tiefen zu leiten, als sie in der Probe „Engel haben Himmelslieder“ anstimmen und der bekannte Refrain „Gloria in excelsis Deo“ erklingt. „Jetzt müsst ihr mal die Sternsinger vergessen, wo ihr das so gesungen habt, und singt nach Noten“, schimpft der Domkapellmeister.

Den Sängern machen die Weihnachtslieder Spaß. „Die meisten Lieder sind sehr fröhlich“, sagt der zwölfjährige Raffael, der seit fast drei Jahren im Chor singt. Deswegen mag er sie. Sein Lieblingslied sei „Christmas Lullaby.“ Ein bisschen Bammel vor der Messe im Kölner Dom hat er schon. „Es ist schon etwas Besonderes, weil der ganze Dom ja voll ist“.

Küster polieren Leuchter im Dom

Sein Gesangskollege Dariush gibt sich ganz entspannt. „Weihnachtslieder sind schon einfacher zu singen“, sagt der Zwölfjährige. Damit er nicht nervös wird beim Singen, hat er eine eigene Technik: „Ich gucke entweder auf die Noten oder auf Herrn Metternich, nicht auf die Besucher.“

Auch der Dom selbst wird weihnachtlich hergerichtet. „Wir haben zwei Krippen“, berichtet der Domdechant Robert Kleine. An die zehn Tannenbäume gebe es in der Kirche. Außerdem soll es glänzen: „Die Küster sind dabei, alles zu polieren, was es an Kerzenleuchtern gibt.“ Allein an Heiligabend sind vier Heilige Messen und die Christmette mit Kardinal Joachim Meisner geplant.

Am ersten Weihnachtstag gibt es neben dem Pontifikalamt, in dem Kardinal Meisner den päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“ erteilt, fünf weitere Gottesdienste, ähnlich sieht es am zweiten Weihnachtstag aus. Entsprechend viele Besucher erwartet Kleine. Zur Christmette kommen etwa 2.000 bis 3.000 Menschen. „Die gute Stube ist voll“, sagt der Domdechant. Eine stille Nacht wird es an Heiligabend im Kölner Dom also nicht geben.

Autor: Helena Baers, dapd | Foto: Hermann J. Knippertz/dapd
Foto: Der Leiter des Kölner Domchores, Domkapellmeister Eberhard Metternich (l.), probt in der Domsingschule mit dem Knabenchor der Hohen Domkirche.