Köln | Die Kölner Dombauhütte darf sich schon vor Weihnachten über ein Geschenk freuen: Eine bis dato unbekannte Engländerin hinterließ dem Kölner Dom 368.890 Euro. Bedingung für die Erbschaft: Das Geld soll zur Beseitigung von Kriegsschäden am Dom verwendet werden. Dompropst Norbert Feldhoff und Dombaumeister Michael Hauck nahmen die großzügige Spende heute von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz entgegen, die das Erbe vermittelt hatte.

„Wir sind überglücklich über diese überraschende Spende,“ sagte Dompropst Norbert Feldhoff. Berta Woodword aus Oxford, die im letzten Jahr im Alter von 80 Jahren gestorben war, hinterlässt dem Kölner Dom 363.890 Euro und damit 90 Prozent ihres Vermögens.  Im Testament war vorgesehen, dass eigentlich die Schwester der Verstorbenen diesen Teil des Erbes erhalten sollte, es sei denn, auch sie wäre schon verstorben. „Wir haben aus England die Sterbeurkunde der Schwester angefordert und konnten das Erbe so entgegennehmen“, erzählt Annette Thewes von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, an die sich eine Agentur aus England gewandt hatte, um das Erbe zu vermitteln. Über die Motivation der älteren Dame für die Berücksichtigung des Kölner Doms in ihrem Testament ist nichts weiteres bekannt. Weder der Stiftung noch dem Dombauverein war sie bisher bekannt, sie hatte vorher noch nie an den Dom gespendet. „Da sie eine geborene Rakowitz ist, vermuten wir deutsche Wurzeln, oder zumindest Kontakte nach Deutschland“, erzählt Annette Thewes.

Restaurierung der Nordseite

„Seit Juni diesen Jahres standen wir mit der Stiftung in Kontakt und haben erst mal versichern müssen, dass es am Kölner Dom überhaupt noch Kriegsschäden gibt, die beseitigt werden müssen, um die Bedingung für die Erbschaft zu erfüllen“ so Michael Hauck. „Da sind wir ganz gut“, scherzte Dompropst Feldhoff. Mit dem Geld sollen nun ab Frühjahr 2013 vor allem die Figuren an den drei Portalen der nördlichen Querseite des Doms restauriert werden. Am Michaelportal, dem Hauptportal der Nordseite, soll es losgehen. „Ohne das Erbe hätten wir diesen lange gehegten Wunsch so bald nicht in Angriff nehmen können,“ führte Hauck aus. Der Dombauverein ist in diesem Jahr an die Grenzen seine Möglichkeiten gekommen und somit könne man in finanzielle Engpässe kommen, so Dompropst Feldhoff. „Es ist nicht immer einfach, das Geld für die erforderlichen Maßnahmen zu bekommen.“ Während der Bauarbeiten soll der Öffentlichkeit Zugang zur Baustelle ermöglicht werden, um einen Einblick in die aufwendige Restaurierung zu bekommen.

Patenschaften für die Portale

Für die Unterhaltung des Doms sind jedes Jahr sechs bis sieben Millionen Euro erforderlich. Außer aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert sich der Dom auch über Einnahmen aus dem Spiel 77 von Westlotto. Seit Mitte November gibt es eine weitere Möglichkeit, den Dombau zu unterstützen:
Für die Archivoltenfiguren an den Portalen können Patenschaften übernommen werden. „25 Patenschaftsverträge haben wir schon abschließen können, weitere 45 sind in Vorbereitung“, sagte der Präsident des Zentralen Dombauvereins (ZDV), Michael Hoffmann, der ebenfalls bei der Übergabe zugegen war.

Der Dombauverein erhält immer wieder überraschend hohe Spenden. So wurden in den letzten fünf Jahren zwischen vier und fünf Millionen Euro gespendet. Dabei ist die Tendenz privater Spenden steigend. Die höchste Einzelspende war eine unangekündigte Überweisung in Höhe von einer Million Euro.

Autor: Charlotte Voß
Foto: Domprobst Norbert Feldhoff (rechts) und Dombaumeister Michael Hauck (links) nahmen heute die Spende aus den Händen von Annette Thewes (Mitte) von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz entgegen.