Köln | Die Bundesanwaltschaft beantragte am 1. August den Haftbefehl gegen Sief Allah H., der in Köln-Chorweiler festgenommen wurde, um die Tatbestände des dringenden Tatverdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der versuchten Mitgliedschaft in der ausländischen terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) zu erweitern. Der Ermnittlungsrichter folgte diesem Antrag. Gegen die Ehefrau Yasmin H. erließ der Ermittlungsrichter ebenfalls einen Haftbefehl, allerdings wegen Beihilfe. Die Bundesanwaltschaft gab heute weitere Details zu den Planungen von Sief Allah H. bekannt.

Die Bundesanwaltschaft nennt vor allem Chatprotokolle, die ihren Tatverdacht gegen Sief Allah H. erhärten. So soll er sich bei einer Person im Ausland, den er für ein IS-Mitglied hielt, in Chats bemüht haben, ebenfalls Mitglied der Terrororganisation zu werden. Die Bundesanwaltschaft schreibt, dass sie Beweise habe, dass er für den IS Propaganda betreiben wollte und einen Treueeid auf den Anführer des IS geleistet habe. Wie und auf welche Art und Weise lässt der Generalbundesanwalt (GBA) allerdings noch offen.

Anschlagsplanung seit Frühjahr 2018

Die beiden Eheleute Sief Allah H. und Yasmin H. sollen in Deutschland autark gearbeitet und keine weiteren Personen in ihre Planungen einbezogen haben. Das Ehepaar, so unterstellt es der GBA, wollte nach Syrien in das Staatsgebiet des IS ausreisen, was aber nicht gelang. Auch der Versuch von Sief Allah H. im August und September 2017 alleine über die Türkei auszureisen scheiterte. Warum, das ist bis heute unklar. Bei Yasmin H. soll es unter anderem daran gelegen haben, dass sie aufgrund der Kinder aus ihrer früheren Ehe nicht ausreisen konnte. Im Oktober 2017 habe Sief Allah H. Kontakt zu Kämpfern des IS aufgenommen, die ihm geraten haben sollen in Deutschland einen Anschlag zu begehen. Seit dem Frühjahr 2018 wollte Sief Allah H. in Deutschland an einem geschlossenen und belebten Ort einen Anschlag begehen. Dazu wollte er eine mit Splittern und Rizin gefüllte Sprengladung herstellen.

Um das Rizin herzustellen kaufte Sief Allah H. ab Mitte April über ein Internetportal in drei Tranchen etwa 175 bis 200 Rizinussamen. Im Mai kaufte er bei einem Internethändler weitere 2.000 Samenkapseln und erhielt 1.000 geschenkt, weil es Lieferschwierigkeiten gab. Seit Mai soll er dann Kontakt zu einer im Ausland lebenden Person gehabt haben, die ihn bei der Herstellung des Rizins aus den Kapseln über einen Messengerdienst coachte. Ende Mai hatte Sief Allah H. 84,3 Gramm Rizin aus den Samen ausgefällt. Das Gift testete er an einem Zwerghamster, den er gemeinsam mit seiner Frau in einer Kölner Zoohandlung erwarb. Chatprotokolle, so der GBA, belegten, dass auch der Tipp für den Test aus dem Coaching stammte.

Coaching via Messenger Dienst, wie man Sprengladungen baut

Ende Mai begann Sief Allah H. mit dem Bau der Sprengladung. Wieder ließ er sich über einen Messengerdienst von einer weiteren im Ausland lebenden Person beraten. Einige Materialien, die er für die Sprengladung benötigte, organisierte Sief Allah H. gegen Ende Mai. Unter anderem 250 Metallkugeln, die als Splittermaterial dienen sollten.

Aus all diesen Tätigkeiten schließt die Bundesanwaltschaft, dass Sief Allah H. und seine Ehefreu Yamin H, die Beihilfe leistete, einen Anschlag in Deutschland plante.

Autor: ag