Das Knöllchen an der Supermarktkasse bezahlen

Köln | Mehr als 722.000 Knöllchen im Wert von insgesamt zehn Millionen Euro mussten im vergangenen Jahr in Köln von den Autofahrern bezahlt werden, die ihr Fahrzeug in der Stadt falsch geparkt hatten. Bislang war die Bezahlung nur per Überweisung oder einer der wenigen Zahlstellen der Stadtkasse möglich. Das wird sich ab heute ändern. Wenn jetzt das Schreiben zum Verwarngeld im ruhenden Verkehr im Briefkasten liegt, findet sich dort nicht nur das Überweisungsformular, sondern auch ein abtrennbarer Coupon mit einem Barcode.

Mit diesem kann der Empfänger zum nächsten Super- oder Drogeriemarkt gehen und dort einfach das Knöllchen an der Kasse mit bezahlen. Es wird genauso wie der Barcode zum Beispiel auf einer Packung Nudeln an der Kasse eingescannt. Dort kann die Rechnung in bar oder mit Karte beglichen werden. Am Ende gibt es neben dem Kassenzettel eine extra Quittung, mit der die Zahlung später nachgewiesen werden kann.

Dabei bleiben der Name oder andere personenbezogene Damen sowohl für den Supermarkt als auch für den Systemanbieter, die Cash Payment Solutions GmbH, anonym. Da zum Beispiel auch Mobilfunkanbieter die Zahlung an der Supermarktkasse anbieten, ist nicht erkennbar, welchen Anlass die Zahlung hat. Genutzt wird das System unter anderem auch von der Bundesagentur für Arbeit – hier laufen Auszahlungen über die Kasse im Einzelhandel. Dass eine Stadt diese Bezahlmöglichkeit für Verwarngelder imit diesem Volumen nutzt, ist bundesweit bislang eine Premiere.

Insgesamt 12.000 Filialen im Einzelhandel sind Geschäftspartner von Cash Payment Solutions. Dazu gehören Real-, Rewe- und Penny-Märkte, Drogeriemärkte wie Rossmann oder dm, Baumärkte wie Toom oder auch Tankstellen. Ein QR-Code auf dem Schreiben der Stadt zeigt an, wo sich die nächstgelegene Filiale befindet. Genutzt werden kann der Service zum Beispiel auch von einem Düsseldorfer oder Wuppertaler, der sich in Köln ein Knöllchen eingehandelt hat, er kann dieses direkt in seiner Stadt an der Supermarktkasse bezahlen. Damit steht der Service bundesweit zur Verfügung.

Ziel der Stadt ist es zum einen, die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben und dem Bürger einen einfachen und alltagstauglichen Service anzubieten. „Es kann schnell passieren, dass man bei der Bezahlung die Frist verpasst und dann das folgende Bußgeld höher ausfällt. Das kann man vermeiden, wenn man das Verwarngeld unkompliziert beim Einkaufen mitbezahlt. Das spart der Stadt den Mehraufwand und dem Bürger die Mehrkosten“, sagt Stadtkämmerin Dörte Diemert, die das Verfahren direkt im nahegelegenen Supermarkt selbst testet.

Das Ganze ist ein auf ein Jahr angelegtes Pilotprojekt, in das die Stadt knapp 75.000 Euro an Anlaufkosten investiert hat. Jetzt entscheidet die Akzeptanz beim Bürger, ob das Verfahren beibehalten oder auch noch ausgeweitet wird. Möglich wären zum Beispiel Verwarngelder im fließenden Verkehr oder auch städtische Dienstleistungen wie ein Anwohnerparkausweis künftig im Supermarkt zu bezahlen. Mit anderen Städten, die sich für das Projekt interessieren, steht man bereits im Austausch.

Autor: Von Stephan Eppinger