Köln | aktualisiert | Im Kölner Zoo ereignete sich heute ein Todesdrama. Eine Revierpflegerin wurde im Tigergehege von der Raubkatze Altai angefallen und so schwer verletzt, dass verstarb. Anders als bislang gemeldet hatte der Tiger sein Gehege nicht verlassen und wurde dort von Zoodirektor Theo Pagel erschossen. Der Zoo wurde vorübergehend geräumt, öffnete aber dann wieder. Die Sommernacht im Zoo, die heute geplant war, wurde abgesagt. Die Tierrechtsorganisation „Peta“ fordert ein Raubkatzenverbot in Zoos. Die Kölner Zooleitung um Christopher Landsberg und Theo Pagel sprechen den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl aus. Weitere Fragen will die Zooleitung nicht beantworten, es bleiben aber Fragen offen.

20:06 Uhr > Polizei: „Angriff des Tigers erfolgte in einem an das Gehege angrenzenden Wirtschaftsgebäude“

Die Kölner Polizei und Kölner Staatsanwaltschaft erklären, dass der Angriff des Tigers in einem, an das Gehege anschließenden und für Besucher nicht zugänglichen Wirtschaftsgebäude zu dem Angriff auf die Pflegerin kam. „Die Polizei Köln hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um den genauen Hergang des Geschehens zu klären.“ teilte ein Sprecher der Polizei schriftlich am Abend mit.

19:58 Uhr > Oberbürgermeister Roters: „Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der verstorbenen Tierpflegerin“

Mit großer Bestürzung hat Oberbürgermeister Jürgen Roters als Aufsichtsratsvorsitzender der Kölner Zoo AG auf die Nachricht vom tödlichen Unfall der Tierpflegerin im Tigergehege des Kölner Zoos reagiert, schreibt Stadtsprecher Gregor Timmer am heutigen Abend. Der Oberbürgermeister erfuhr am Samstagmittag während eines Städtepartnerschaftsbesuchs in Liverpool von dem tragischen Geschehen und ließ sich sofort von Zoodirektor Theo Pagel telefonisch über den Hergang des Unglücks informieren. „Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der verstorbenen Tierpflegerin“, so OB Jürgen Roters. „Wir trauern mit ihnen. Außerdem denke ich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zoos, die vom tragischen Tod ihrer Kollegin tief betroffen sind.“
In Rücksprache mit dem OB fuhr Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes umgehend in den Zoologischen Garten, um Zoodirektor Theo Pagel und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zoos Zuspruch und Unterstützung anzubieten, heißt es weiter in der Mitteilung der Stadt. OB Roters: „Die Ursachen für diesen Unfall müssen sorgfältig ermittelt und aufgearbeitet werden. Doch ebenso steht die Fürsorge für die Angehörigen und das ganze Team im Kölner Zoo im Mittelpunkt.“

17:47 Uhr > Tierrechtsorganisation Peta fordert Verbot für Raubkatzen im Zoo

Nach der tödlichen Tigerattacke im Kölner Zoo fordert die Tierrechtsorganisation Peta Deutschland die Bundesministerin Ilse Aigner auf, die Haltung von Großkatzen in solchen Einrichtungen zu verbieten. „In diesem Jahr sind bereits drei Mal Geparden aus dem Kölner Zoo und dem Tiergarten Nürnberg ausgebrochen“, hieß es in einer Pressemitteilung von Samstag. „Durch die artwidrige Haltung in viel zu kleinen Gehegen nutzen die Raubkatzen jede sich bietende Möglichkeit, ihrem Gefängnis zu entkommen. Ausbrüche und tödliche Unfälle sind daher vorprogrammiert“, warnt Peta. Die Organisation spricht sich grundsätzlich gegen die Haltung von Wildtieren in Zoos aus.

17:23 Uhr > Zoo gibt Details zum Unfall bekannt – widersprüchliche Meldungslage

In einer schriftlichen Erklärung äußerte sich heute die Zoodirektion zu dem Unfall im Tigergehege. Anders als in früheren oder Berichten anderer Medien, die Pagel zitieren, liest sich die schriftliche Stellungnahme des Zoos so, als habe sich der Tiger nicht aus seinem Gehege entfernt. sondern die Pflegerin dies betreten. Eine Kollegin hätte die Pflegerin der Tiger in deren Innengehege leblos aufgefunden, heißt es vom Kölner Zoo. Man habe dann den Alarmplan in Kraft gesetzt, Polizei und Feuerwehr alarmiert. Die Einsatzleitung habe dann angeordnet den Tiger zu erschießen, der sich nach Auskunft des Zoos noch in dem Gehege befunden habe. Zoodirektor Pagel tötete daraufhin „Altai“. Erst dann konnte der Notarzt ins Gehege und habe dort den Tod der Pflegerin festgestellt. Man trauere mit den Angehörigen und stehe unter Schock: „Diesen gilt unser tiefstes Mitgefühl.“

Wie es zu dem Unfall kam und dieser geschah erklärt der Zoo so: „Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass diese es vor Beginn der täglichen routinemäßigen Reinigungsarbeiten versäumt hat, den Tiger abzusperren. Vermutlich ist sie dann vom Tiger von hinten angefallen worden, der ihr einen tödlichen Biss in den Hals zufügte, danach aber von ihr abließ.“ Zoodirektor Theo Pagel wird in der Mitteilung zitiert: „Wir können uns derzeit nicht erklären, warum der erfahrenen Pflegerin, ein derart verhängnisvolles Versehen unterlaufen konnte“. In anderen Medienberichten und auch die ersten Meldungen sprachen davon, dass der Tiger sich in einem Teil des Zoos befunden habe, auf einem Wirtschaftshof, der an das Gehege angrenze, auf dem er gar nicht sein durfte.

Der Zoo behauptet, dass für die Besucher des Zoos zu keiner Zeit Gefahren bestanden, denn der Tiger habe sein Innengehege nicht verlassen können. Man habe den Zoo dennoch aus Sicherheitsgründen geräumt. Die Sommernacht im Zoo habe man aus Rücksicht auf die Beschäftigten und Angehörigen abgesagt, gleichwohl hatte man den Zoo zwischenzeitlich wieder geöffnet. Wer Karten zur Sommernacht habe, werde auf der Internetseite des Zoos informiert.

Auch wenn die Zooleitung mitteilen lässt, dass man keine weiteren Fragen mehr beantworten will, bleiben Fragen offen. Etwa wie es um die Sicherheitssystematik im Kölner Zoo – auch vor dem beschriebenen Fall Petermann aus dem Jahr 1985 – bestellt ist und warum es nicht Sicherheitssysteme, zumindest in den für Menschen gefährlichen Bereichen gibt, die menschliches Versagen, wie es der Zoo jetzt darstellt, etwa durch elektronische Sicherungssysteme minimieren, die heute auch in anderen sicherheitsrelevanten Bereichen Standard sind? Warum gibt es in diesen hochsensiblen Bereichen kein vier Augen Prinzip? Hier sollte der tragische Tod der Pflegerin Mahnung sein, Verbesserungen herbei zu führen, damit solche Unfälle in Zukunft vermieden werden können.

Aktualisiert 16:40 Uhr > Todesdrama im Kölner Zoo

Ein Tiger hat am Samstag eine Pflegerin getötet und ist anschließend erschossen worden. Der Zoodirektor tötete das flüchtende Raubtier mit einem Gewehr, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dapd sagte. Nach ersten Erkenntnissen war eine Sicherheitsschleuse geöffnet, durch die der Tiger entkommen konnte. Er griff die 43-jährige Pflegerin an und verletzte sie tödlich. Danach waren Besucher in Gefahr. Der Zoo wurde evakuiert. Die Sommernacht im Zoo, anders als auf der Website des Zoos noch aktuell dargestellt, fällt definitiv aus. Der heutige Fall ruft Erinnerungen an 1985 wach, als der Schimpanse Petermann durch eine offene Käfigtüre ins Freie gelang und den damaligen Zoodirektor Nogge lebensgefährlich verletzte. Petermann und Schimpansin Susi, die ihn begleitete, wurden damals von der Polizei erschossen.

Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Das Tier wurde in einem angrenzenden Wirtschaftsgebäude erlegt. „Der Zoodirektor hatte die richtigen Waffen dafür“, sagte der Polizeisprecher. Die Polizei habe mit den üblichen Dienstpistolen nicht viel anrichten können. „Das hätte den Tiger nicht gekratzt.“ Das Wirtschaftsgebäude sei für Besucher nicht freigegeben gewesen. Allerdings hätte das Raubtier durch ein Fenster weiter fliehen können. Der Zoodirektor Theo Pagel zielte von einem Dach und traf das Tier tödlich. Die Sommernacht im Zoo entfällt heute.

Der Kölner Zoo wurde 1860 gegründet und zählt damit zu den ältesten Tierparks in Deutschland. Auf einer Fläche von rund 20 Hektar werden rund 10.000 Tiere aus mehr als 750 verschiedenen Arten gehalten. Pro Jahr werden 1,4 Millionen Besucher gezählt. Erst Anfang August war der 100-millionste Besucher begrüßt worden. Im März war in dem Zoo ein Gepard über eine Gitterabsperrung gesprungen und aus seinem Gehege geflohen. Das Tier konnte in der Flamingoanlage wieder eingefangen werden. Verletzt wurde bei dem Zwischenfall niemand.

Weitere Angriffe in Deutschland

Immer wieder kommt es zu gefährlichen Zwischenfällen in Zoos. Ende 2009 attackierte ein weißer bengalischer Tiger im Tierpark Aschersleben (Sachsen-Anhalt) eine Pflegerin und verletzte sie schwer. Bei der Reinigung des Geheges war das Gitter offen gelassen worden. Das Tier griff die Pflegerin von hinten an, packte sie am Hals und zerrte sie ins Freie. Ein mutiger Mitarbeiter konnte das Tier nach dem Angriff im Käfig einsperren und verhinderte Schlimmeres.

Im Osnabrücker Zoo entkam zuletzt ein Wolf gleich zwei Mal innerhalb von vier Wochen. Beim letzten Mal hatte er einen Elektrozaun abgerissen und war aus seinem Gehege gesprungen. Ein Tierpfleger konnte das Tier mit einem Kescher einfangen.

Der Sprecher der Tierschutzorganisation WWF, Jörn Ehlers, sagte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd, die in Zoos gehaltenen Tiger seien allesamt verhaltensgestört und würden in freier Wildnis nicht überleben. Die Zahl der frei lebenden Tiger wird auf 3.200 geschätzt. Die Einzelgänger durchstreifen große Gebiete nach Nahrung; der Mensch gehöre in der freien Natur nicht zur Beute der Raubkatzen.

Parallelen zum Fall Petermann?

Das heutige Drama mit dem Tiger zeigt Parallelen zum Fall Petermann im Jahr 1985. Der Fall von Petermann führte zu einem deutlichen Umdenken bei der Haltung der Tiere im Kölner Zoo. Beim in Köln so beliebten Schimpansen Petermann, der vermenschlicht und als Werbefigur für den Zoo misbraucht worden war, war am 10. Oktober 1985 die Käfigtür nicht richtig verschlossen. Petermann und Schimpansin „Susi“ nutzten die Gelegenheit und verliesen ihren Käfig. Als der damalige Zoodirektor Nogge das Affenhaus betrat, wurde er von Petermann angegriffen und lebensgefährlich verletzt, überlebte aber. Schimpansin Susi und Petermann wurden von Kölner Polizeibeamten erschossen.

Autor: Fabian Wahl, dapd, ag | Foto: Roberto Pfeil/dapd
Foto: Die Amur-Tiger (Panthera tigris altaica) Hanya (r.) und Altai, der die Pflegerin verletzte und anschließend getötet wurde, gehen in Koeln im Zoo nebeneinander. Das Tigerpaar brachte zu letzt die drei Tigerbabys zur Welt.