Köln | Beim Mülltrennen gelten die deutschen als Weltmeister. Glas, Papier – kein Problem. Nur beim Biomüll hapert es. Der landet noch allzu oft beim Haushalts-Restmüll. NABU und Rewe wollen das mit ihrer gemeinsamen bundesweiten „Aktion Biotonne Deutschland“ ändern. In Köln haben sie auch die Stadtverwaltung an ihrer Seite.

Auf diese Zahlen berufen sich der Naturschutzbund NABU und der Handelsriese Rewe: Rund die Hälfte der Abfälle in der Restmülltonne sind kompostierbare Bioabfälle oder können in Biogas umgesetzt werden. Das sind in Deutschland 6,5 Millionen Tonnen, doch nur 4,5 landen in der Biotonne. Nun soll die große Restmenge für den Komposthaufen gesichert werden. Oder anders gerechnet: Jeder Bundesbürger „produziert“ im Jahresdurchschnitt 56 Kilo Biomüll, von denen nur 20 bis 30 getrennt gesammelt werden.

Umweltdezernent Rau sieht in Köln noch „Luft nach oben“

„Luft nach oben“ gibt es – so Umweltdezernent Harald Rau – beim Sammeln für Biomüll auch in Köln. Er geht sogar von 70 Kilo Bioabfällen jährlich für jeden Kölner aus. Um dieses „Potenzial“ zu sichern, hofft er auf die Einsicht der Bürger, will letztlich aber auch keine „Konsequenzen“ ausschließen.

Rewe wird mit Info-Ständen und Faltblättern für diesen Ressourcenschutz in seinen bundesweit rund 2.000 Geschäften werben. Außerdem bietet es eine Mülltüte (1,69 Euro) und einen geruchsdicht verschließbaren Plastikbehälter (9,99 Euro) an, in denen Abfälle wie Kartoffelschalen, Kaffeefilter, Teebeutel, Eierschalen oder Brotreste gesammelt werden können, bevor sie der großen grünen Tonne landen. Dort können dann auch Gartenabfälle landen.

Nicht hinein gehören Glas, Plastik oder sonstige Verpackungen. Dies wieder auszusortieren, ist mit hohem menschlichen und technischen Aufwand verbunden. Dies werde streng kontrolliert, hohe Ordnungsstrafen drohen, erklärte Hartmut Haemig, Geschäftsführer der Kölner AVG Kompostierung GmbH.

Der Komposthaufen im Garten ersetzt keine Biotonne

Der Komposthaufen im eigenen Garten kann – so Experten – die Biotonnen nicht ersetzen. Denn für Küchenabfälle wie Knochen- und Fleischreste oder Zitrusfrüchte sei er nicht geeignet. Biogas- oder Großkompostieranlagen können diese Reste besser verwenden.

Zur Vorstellung von „Aktion Biotonne Deutschland“ fehlte allerdings ein offizieller Vertreter der AWB, die in Köln die Biotonnen „betreut“. Dort kann sie vom Eigentümer eines Hauses kostenlos bestellt werden. Sie wird dann einmal wöchentlich geleert. Aktuell gibt es in Köln rund 80.000 Biotonnen, überwiegend in den Randbezirken.

Damit ist knapp mehr als jedes zweite Grundstück an die Abfuhr angeschlossen – in Rodenkirchen und Chorweiler sind es 70 Prozent, in der Innenstadt nur 13. Die Sammelmenge konnte laut AWB in den letzten Jahren von rund 25.000 auf 45.000 Tonnen im Jahr gesteigert werden.

Kompostiert wird der Müll in Niehl von der AVG, einem mittelständischen Unternehmen, das auch Brennstoff aus Biomasse produziert.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Küchenabfälle wie Möhrenschalen oder Teeblätter sollen nicht mehr im Restmüll, sondern in der Biotonne landen.