Köln | Am gestrigen Mittwoch erläuterte der von der Staatsanwaltschaft beauftragte Gutachter, Prof. Dr. Hans-Georg Kempfert, die Ergebnisse seiner Untersuchungen vor. Ein Regelverstoß eines Baggerführers und ein nicht beiseite geräumter Felsblock sollen für den Einsturz des Stadtarchivs verantwortlich sein.

Der promovierte Bauingenieur für Geotechnik Kempfert erläuterte am gestrigen Prozesstag mehrere Stunden seine Vorgehensweise. Sein Fazit: Die mutmaßliche Ursache war ein Loch einer der unterirdischen Schlitzwände. Dies wiederum sei aller Wahrscheinlichkeit auf einen Fehler bei der Bauausführung zurückzuführen. Demnach haben die Bauarbeiter im Jahr 2005 vergeblich versucht, einen Gesteinsblock zu entfernen. Anstatt das aber zu melden, ließ man das Hindernis, wo es war und baute weiter. Die Betonwand, die den U-Bahn-Bau eigentlich abstützen sollte, hatte fortan eine Fehlstelle.

Vier Jahre später kam es dann zu einem „Grundbruch mit hydraulichen Folgen“, so das Fazit. Durch das Loch in der unterirdischen Wand brach Material wie Sand und Kies sowie Grundwasser ein. Das wiederum erzeugte einen Hohlraum unter dem Fundament des Historischen Archiv, das infolge seines Eigengewichts schließlich in den Untergrund stürzte. Bei dem Unglück starben zwei junge Männer, die sich in ihren Wohnungen in benachbarten Häusern befanden.

Verhandlungen gehen weiter

Das Fazit des Gutachters hatte der Vorsitzende Richter Michael Greve bereits in einer früheren Sitzung bekannt gegeben. Die Verteidigung hatte zu Beginn des Strafverfahrens argumentiert, dass auch ein „hydraulischer Grundbruch“ für den Einsturz verantwortlich sein könnte. Eine plötzliche Bodenverschiebung wäre jedoch eine Art Naturereignis und könnte den bauausführenden Unternehmen nicht angelastet werden.

Mit dem Gutachten und den eindeutigen Aussagen zur Ursache des Einsturzes ist ein natürlicher Grundbruch jedoch nahezu auszuschließen. Die technischen Fragen dazu seien geklärt, ließ der 72-jährige Gutachter wissen. Ausführlich legte er dazu seine Untersuchungsmethoden und Nachforschungen dar, die aus seiner Sicht keine Zweifel aufkommen ließen. So kann Kempfert nicht nur den Weg der eingestürzten Materials nachvollziehen, sondern auch die Ursachenfrage klar eingrenzen.

Der Prozess um den Einsturz des Stadtarchivs am 3. März 2009 findet im Saal 142 des Kölner Landgerichts statt. Nach einer zwischenzeitlichen Pause starteten die Verhandlungen zu Beginn dieser Woche. Nächster Verhandlungstag ist der morgige Freitag. Beginn der Verhandlung ist um 10 Uhr.

Autor: rk
Foto: Foto: Stadt Köln