NS-Dok zeigt bis zum 9. August eine Ausstellung von Grigory Berstein zum kurzen Leben von Felix Nussbaum, der in Auschwitz ermordet wurde.

Köln | „Felix Nussbaum war ein Maler, der großen Mut gehabt hat. Seine Malerei war Widerstand gegen Angst, Terror und Hass in der NS-Zeit. Er hat gegen diese Pest gekämpft und schließlich hat er gewonnen. Heute bewundern Menschen aus aller Welt seine Kunstwerke“, sagt der in Köln lebende Künstler Grigory Berstein. In seinen Werken hat er sich immer wieder mit den Schicksalen von Opfern der NS-Terrorherrschaft befasst, um sich dem Vergessenen und Verdrängten anzunähern.

Im Hauptteil seiner Sonderausstellung „wächst das Rettende – das kurze Leben des Felix Nussbaum“, die bis zum 9. August im Kölner NS-Dok am Appellhofplatz zu sehen ist, setzt er sich mit der Biografie des 1944 in Auschwitz ermordeten jungen Malers auseinander. Bis zu seinem Tod hat dieser im KZ an seiner Kunst weiter gearbeitet.

Zu sehen war diese Schau 2014 im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück in Form einer Rauminstallation – inspiriert von den Bildern Nussbaums und der strengen, formstarken Architektur Daniel Liebeskinds. „Ich habe seine Kunst dabei nicht kopiert, sondern mit meinen Mitteln in der heutigen Zeit interpretiert“, erklärt Berstein. Ihn beschäftigt dabei vor allem die Frage, wie es Nussbaum gelang, in der Zeit der Diktatur und des Terrors mit seiner Kunst dem NS-Regime die Stirn zu bieten und bis zum Ende weiter zu malen.

Für das NS-Dok wurde die Werke von der Decke auf den Boden und an die Wände geholt. Im zweiten, sehr persönlichen Teil der Schau geht es um das Schicksal der Familie Bersteins und um seine abstrakte Darstellung des Terrors von Auschwitz. Der Künstler, der 1991 nach Deutschland emigrierte und der seitdem in Köln lebt, ist bereits zum zweiten Mal mit einer Ausstellung zu Gast im NS-Dok und hat für das Dokumentationszentrum auch Plakate entworfen. 2011 zeigte er die Arbeit „Backwards-Forwards“, die den Holocaust als Trauma für nachfolgende Generationen thematisierte.

Jetzt jetzt gezeigte Sonderausstellung war eigentlich erst für das kommende Jahr geplant. Die ursprünglich vorgesehene Kunstausstellung im NS-Dok konnte aber wegen der schwierigen internationalen Transportbedingungen in der Corona-Krise nicht realisiert werden. Sie wird jetzt im Frühjahr 2021 gezeigt. Die Werke Bersteins erneut im NS-Dok zu zeigen, war ein langjähriges Vorhaben des Dokumentationszentrums, das jetzt kurzfristig umgesetzt wurde. Der Titel „wächst das Rettende“ ist ein Zitat aus Friedrich Hölderlins Patmos.

Service: NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25. Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa+So 11-18 Uhr, Eintritt für Erwachsene: zwei Euro.

Autor: Von Stephan Eppinger