Köln | In diesem Jahr wächst das NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok) um stolze rund 1.000 Quadratmeter. Seit dem 1. August 2012 gehören nun auch ein Innenhof sowie die benachbarte Galerie zum EL-DE-Haus. Die Umbauarbeiten zeigen erste Erfolge – Es fällt jedoch noch schwer, sich die ehemalige Galerie als Ausstellungsbereich und den ehemaligen Müllplatz als Gedenkstätte vorzustellen. Dennoch ist das Ziel gesetzt, die wesentlichen Arbeiten bis Ende 2012 abgeschlossen zu haben.

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Bereits 2008 hatte der Rat der Stadt Köln beschlossen, die benachbarten Galerie-Räume sowie den Innenhof für das NS-Dok anzumieten und die Finanzierung im Rahmen von rund 700.000 Euro bereit gestellt. „Unser Museum arbeitet mit drei Einheit: Lernort, Forschungsort und Gedenkort“ so Werner Jung. Alle genannten Orte sollen im Rahmen der Umbaumaßnahmen vergrößert, verbessert oder verlagert werden. 

Der Innenhof wurde bislang als Park- und Müllcontainer-Platz genutzt. Nun soll er in die Gedenkstätte einbezogen werden. Denn dort befand sich die Hinrichtungsstätte des Gestapo-Gefängnisses, wo rund 400 Leichen zum Abtransport gelagert wurden. Die Mülltonnen auf dem Ort des Gedenkens zu platzieren, war Museumsdirektor Werner Jung schon lange ein Dorn im Auge. „Ich setzte mich schon lange dafür ein, den Innenhof als einen Ort des Gedenkens umzuwandeln“ so Werner Jung. Kurzerhand nahm er diese Herzenssache selbst in die Hand und schob die Tonnen in die Garage, wo sie in Zukunft ihren Platz haben werden. 

Künstlerwettbewerb für die Gestaltung des Innenhofs

Wie in Zukunft der Innenhof gestaltet werden soll, um der großen Herausforderung einer Kombination von Zweckdienlichkeit und einem Ort des Gedenkens gerecht zu werden, soll ein Künstlerwettbewerb entscheiden. Für die Umgestaltung werden 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Wichtig ist mir, dass die Bedeutung dieses Ortes über die Gestaltung des Innenhofs für den Besucher erlebbar wird“, so Werner Jung.

Mehr Barrierefreiheit durch Fahrstuhl

In der angrenzenden Garage soll im Rahmen der Umbaumaßnahmen auch ein langersehnter Fahrstuhl eingebaut werden, der in Zukunft für mehr Barrierefreiheit sorgen soll. „Eine verbesserte Zugänglichkeit für Menschen mit einem Handicap ist mir besonders wichtig und ich bin froh, dass durch die Umbauten auch dieses Projekt angegangen werden kann“ so Werner Jung. Auch der Eingangsbereich soll zweckdienlicher und erweitert werden. Dafür müssen zwei Parkplätze weichen, die, genau wie der weitreichende Eingangsbereich, neu gepflastert werden sollen.

In der benachbarten Galerie im Erdgeschoss soll ein neuer Raum für Sonderausstellungen entstehen, um die Ausstellungen öffentlich präsenter werden zu lassen. Um dies zu realisieren müssen zahlreiche Umbaumaßnahmen folgen, Wände versetzt werden und das Licht- und Wandkonzept des NS-Dok auch dort umgesetzt werden. Die erste Sonderausstellung in den neuen Räumlichkeiten soll sich unter dem Titel „Gold und Asche“ mit der Geschichte der Räumlichkeiten beschäftigen und bereits im November starten. Die Galerie wurde, im Gegensatz zu dem ehemaligen Gestapo-Gebäude des NS-Dok, vollständig zerstört und nachträglich angebaut.

Spielerisch die NS-Zeit entdecken

Mit der Verlagerung des Sonderausstellungsbereichs von der zweiten Etage in die Galerie, findet dort jetzt ein neues pädagogisches Zentrum seinen Platz. Dieses Zentrum soll einen zusätzlichen Lernort schaffen und die Kinder- und Jugendliche spielerisch anregen und die Geschichte erlebbar machen. Wand- und Deckeninstallationen mit Alltagsgegenständen aus der Originalzeit sollen helfen, sich in die Zeit und die Erlebnisse konkreter Figuren hineinzuversetzen. Sie alle haben ihre eigene Geschichte oder Bedeutung im Leben von damaligen Personen. Diese Geschichten gilt es von den Kindern und Jugendlichen aufgespürt zu werden. Dafür finden sie im gesamten Raum Hinweise, die sich letztlich zu einer gesamten Geschichte zusammenfügen. Gelöst werden kann so etwa auch, was ein Bastrock, eine Milchkanne und eine Briefmarke gemeinsam haben.

Darüber hinaus will das NS-Dok die Bibliothek um rund 40 Prozent vergrößern und eine moderne Mediathek eröffnen. In den Gewölben im Keller soll schließlich eine Spielstätte für Theater, Musik und Literatur entstehen – „Das Gewölbe im EL-DE-Haus“.  Die besondere Atmosphäre des Gewölbes soll nicht nur für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden, sondern auch im Rahmen der Sonderausstellungen einen Rahmen zum Nachdenken schaffen.

NS-Dok bleibt während Umbau geöffnet

Der Umbau wird während des laufenden Betriebs durchgeführt. Die Gedenkstätte und die Dauerausstellung bleiben also während der Arbeiten weiterhin für Besucher geöffnet. Die Stadt Köln finanziert die Anmietung der neuen Räume und den Umbau mit 380.000 Euro. Für das pädagogische Zentrum konnte die Stadt jedoch keine Mittel zur Verfügung stellen. Das NS-Dok hatte daher zusammen mit der Bethe-Stiftung zu einer Spenden-Verdopplungsaktion aufgerufen. Im Rahmen dieser hatten auch zahlreiche Künstler vom 15. März bis zum 15. Juni zu verschiedenen Benefiz-Veranstaltungen eingeladen. Bislang konnte das Haus über 65.400 Euro Spenden einsammeln. Die Bethe-Stiftung steuerte noch einmal knapp 58.500 Euro dazu. Insgesamt sind so fast 124.000 Euro zusammengekommen. Diese Gelder sollen nun in den Ausbau des pädagogischen Zentrums und in die Mediathek einfließen.

Autor: hh;cs
Foto: Museumsdirektor Werner Jung entfernt die Müllcontainer aus dem Innenhof – Dort soll im Rahmen des Umbaus eine Gedenkstätte entstehen