Köln | Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat nach seinen Äußerungen über muslimische Familien seine Wortwahl bedauert. „Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten“, heißt es in einer Stellungnahme des Geistlichen. „Meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich.“

Er habe bereits mehrfach gesagt, „dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben“, so der Kölner Kardinal weiter. Der 80-Jährige hatte am vergangenen Freitag auf einer Veranstaltung einer konservativen katholischen Bewegung muslimische Familien mit katholischen verglichen: „Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien“, sagte Meisner auf der Veranstaltung. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte ein Video der Veranstaltung ins Internet gestellt.

In der Stellungnahme erklärte Meisner, dass seine Äußerung als „Wertschätzung für die Familien“ der konservativen katholischen Bewegung und „ihr beispielhaftes apostolisches Wirken“ gemeint gewesen sei. Vertreter von muslimischen Verbänden hatten mit Entsetzen auf die Äußerungen Meisners reagiert.

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Stellungnahme Meisners im Wortlaut:

„Bedauerlicherweise hat meine Äußerung über muslimische Familien für Irritationen gesorgt. Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten – meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich. Meine Äußerung war als Wertschätzung für Familien gemeint, in denen der Glaube lebt und fruchtbar wird. Ich habe schon verschiedentlich gesagt, dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben. Es ging mir darum, meine Wertschätzung für die Familien des Neokatechumenalen Wegs und ihr beispielhaftes apostolisches Wirken hervorzuheben. Dort erlebe ich eine außergewöhnliche Glaubenskraft, die für die Weitergabe des Glaubens vorbildlich ist. Denn die Familie ist als Kirche im Kleinen für die Weitergabe des christlichen Glaubens unersetzlich.“

Statement des DITIB-Vorsitzenden zu Meisners Äußerungen im Wortlaut:

„Die Äußerung von Herrn Kardinal Meisner „Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien“ (Maternushaus, 24.01.2014) an den „Neokatechumenalen Weg“, eine katholischen Bewegung gewandt, steht in direktem Widerspruch zu dem seit Adam bestehenden Verständnis der Gleichheit der Menschen. Vor der Gegenwart des einen Schöpfers sind alle Menschen gleich.
Keines der heiligen Texte kategorisiert auf diese Weise die Menschheit. Diese Auslassung ist für unsere DITIB-Gemeinden, für die Muslime in Deutschland sehr betrüblich und verwirrend. Diese Gefühle wollen wir mit der Öffentlichkeit teilen.

Dass Herr Kardinal Meissner sich nun über seine darauffolgende Äußerung, seine Wortwahl sei vielleicht unglücklich, indirekt entschuldigt, wird von der muslimischen Öffentlichkeit sicher mit Wohlwollen entgegengenommen werden.“

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Autor: dts