Köln | Ein Forscherteam der Kölner Universitätsklinik hat in einem wissenschaftlichen Aufsatz neue Erkenntnisse zur Therapierung der Alzheimer-Erkrankung veröffentlicht. Das könnte ein Schritt sein hin zu einer individualisierten Behandlung.

Wie die Kölner Uniklinik weiter berichtete, basieren die neuen Erkenntnisse auf einer gemeinsamen Forschungsarbeit, an der neben der Kölner Uniklinik auch das Forschungszentrum Jülich und das Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung involviert waren. Im Kern geht es um den Botenstoff Acetylcholin, dessen Mangel als eine der wesentlichen Ursache für Gedächtnisstörungen im Gehirn gilt.

Der Botenstoff Acetylcholin ist für Gedächtnis und Aufmerksamkeit von zentraler Bedeutung. Dies zeigt sich auch daran, dass bei der Demenz vom Alzheimer-Typ Acetylcholin-produzierende Nervenzellen besonders früh und schwer betroffen sind. In einem pharmakologischen Experiment haben Wissenschaftler aus Köln und Jülich nun den Zusammenhang zwischen dem Acetylcholin-Stoffwechsel individueller Patienten und der Wirkung eines Alzheimer-Medikamentes untersucht. Mit einer Kombination mehrerer bildgebender Verfahren wurde die Wirkung auf die Hirnaktivität während der Gedächtnisbildung bei Patienten mit früher Alzheimer-Erkrankung und gleichaltrigen Gesunden dargestellt.

Damit haben die Forscher herausgefunden, welche Patienten bereits in frühen Erkrankungsstadien von einer Behandlung profitieren und welche nicht. „Die Studie ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer individualisierten Behandlung der Alzheimer-Erkrankung. Diese Ergebnisse sind deshalb besonders spannend, da die Entwicklung neuer Therapien für die Alzheimer-Erkrankung bislang nicht erfolgreich war“, betonte der Leiter der Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Juraj Kukolja.

Es konnte erstmalig gezeigt werden, dass das Alzheimer-Medikament Rivastigmin bei einer frühen Alzheimer-Erkrankung nur dann gedächtnisrelevante Nervenzellaktivität normalisiert und die Gedächtnisleistung verbessert, wenn ein Acetylcholinmangel vorliegt. „In frühen Phasen der Alzheimer-Erkrankung liegt allerdings nicht bei jedem Patienten ein relevanter Acetylcholin-Mangel vor. Mit den angewandten Verfahren ließen sich in Zukunft diejenigen genauer identifizieren, die von einer solchen Behandlung profitieren“, ergänzt Dr. Nils Richter von der Arbeitsgruppe „Kognitives Altern und Demenz“ an der Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln.

Die Originalpublikation lautet: Richter, Beckers, Onur, Dietlein, Tittgemeyer, Kracht, Neumaier, Fink und Kukolja. Brain. 2018 Jan 4. doi: 10.1093/brain/awx356.

Autor: Bernd F. Löscher
Foto: Eine Forschergruppe unter Beteiligung der Kölner Uniklinik hat neue Erkenntnisse zur Alzheimer-Erkrankung gewonnen.