Köln | In Minsk soll künftig eine Gedenkstätte an das am 24. Juli 1942 verübte Massaker an 1.164 jüdischen Männern, Frauen und Kindern erinnern, die wenige Tage zuvor aus Köln deportiert worden waren. Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln hat die die regionale Koordination einer Spendenkampagne für das Projekt übernommen und möchte bis Ende des Jahres 50.000 Euro als Anteil für das insgesamt eine Million Euro umfassende Projekt aufbringen. Weil sich die in Köln ansässige Bethe-Stiftung bereit erklärt hat, jede bis 31. Dezember eingegangene Spende zu verdoppeln, sollen 25.000 Euro zusammenkommen. Heute besuchte eine Delegation aus Belarus das NS-DOK um Pläne für die Gedenkstätte zu präsentieren. Der Grundstein soll zu Pfingsten 2014 gelegt werden.

Am 20. Juli 1942 hatten die von den Nazis aus Köln Deportierten mit dem „Transportzug Da 219“ gegen 15 Uhr den Bahnhof Deutz-Tief verlassen müssen. Am Morgen des 24. Juli erreichten sie den Güterbahnhof in Minsk. Der Deportationszug fuhr jedoch nicht weiter ins Ghetto, stattdessen wurden die Deportierten im Wald von Blagowschtschina nahe des Minsker Vorortes Trostenez vor ausgehobenen Gruben erschossen oder auf dem Weg dorthin in Lastwagen mit Gas ermordet. Keiner der 1.164 Männer, Frauen und Kinder überlebte.

Über viele Jahrzehnte war dieses Massaker in Köln kaum bekannt. Auch in Minsk erinnert an der Mordstätte nur ein kleiner Gedenkstein an dieses und andere in Trostenez begangene Verbrechen. Auf Initiative des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerkes Dortmund (IBB), das seit vielen Jahren in Belarus in der Erinnerungsarbeit aktiv ist, soll nun die Gedenkstätte am Waldrand von Blagowschtschina entstehen. Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln hat die regionale Koordination einer Spendenkampagne für das Projekt übernommen, deren Schwerpunkt im Monat November liegt.

Eine Realisierung der Gedenkstätte ist laut IBB nur möglich durch ein gemeinsames zivilgesellschaftliches Engagement sowohl von deutscher Seite als auch von weißrussischer Seite. Eine Delegation aus Belarus stellte heute im NS-DOK die Pläne für die Gedenkstätte und deren Bedeutung für die europäische Erinnerungskultur vor. Der Delegation gehören Galina Lewina, Mitglied der Werkstatt des Architekten Leonid Lewin, Dr. Viktor Balakirev, Direktor des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Minsk, Anna Aksjonowa, Leiterin des Projekts „Gedenkstätte Trostenez“ bei Minsk, Erzbischof Tadeush Kondrusiewicz, Katholische Kirche Belarus, und Erzpriester Fjodor Powny, Orthodoxe Kirche Belarus, an.

Neben Städten und Gemeinden, Firmen und Institutionen sowie kirchlichen Einrichtungen sind alle Kölnerinnen und Kölner aufgerufen, sich an der Spendenaktion zu beteiligen. Im Juni 2014 soll der Grundstein für die Gedenkstätte gelegt werden.

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Zum Hintergrund:

Das IBB Dortmund hatte im September eine Spendenaktion für die neue Gedenkstätte ins Leben gerufen. Zwei Initiativkreise – denen  Vertreter der Kommunen, der Kirchen sowie Akteure der Erinnerungsarbeit aus dem Raum Köln-Bonn sowie Düsseldorf angehören – begleiten das Projekt auf lokaler Ebene mit großem Engagement. Leonid Lewin, Architekt und Künstler aus Belarus, hat einen baureifen Gestaltungsentwurf vorgestellt. Der Grundstein soll zu Pfingsten 2014 gelegt werden.

Die Delegation aus Belarus besucht auf ihrer Deutschland-Reise auch die Städte Köln, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Berlin. In Berlin werden die Gäste am Samstag, 9. November, an einem Schweigemarsch anlässlich des Jahrestages der Pogromnacht teilnehmen.

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Autor: dd