Köln | Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat gesprochen: Die Stadt darf die Bäume an der Bonner Straße fällen. Eine Bürgerinitiative hatte vergeblich dagegen geklagt. Grünes Licht also für die 3. Baustufe der Nord-Süd-Stadtbahn. Heute morgen um 7:30 Uhr war es so weit: Der erste Baum sollte fallen. Protest hat die Stadt eingeplant, die Polizei ist informiert.

Wie es weitergeht in der 3. Baustufe, für die 84 Millionen Euro angesetzt sind, weitergeht, erklärte die Stadt am Mittwoch. Kölns neue Verkehrsdezernentin Andrea Blome ließ es sich dabei nicht nehmen, auf die „sehr ausgiebige und ausführliche“ Bürgerbeteiligung im Jahr 2013 hinzuweisen. Da war sie allerdings noch nicht im Amt. Gleichzeitig wehrte sie sich gegen den Eindruck, die geplanten Baumfällungen seien „mutwillig“.

Amtsleiter: Alternativ-Vorschläge hätten den Bau weiter verzögert

Es war Aufgabe von Gerd Neweling, Leiter des Amts für Stadtbahnbau, die von der Stadt abgelehnten Alternativ-Vorschläge der Bürgerinitiative als nicht-umsetzbar darzustellen. Insbeondere hätten sie ein neues Planfeststellungsverfahren erfordert, was zu einer neuen Zeitverzögerung geführt hätte. Im Einzelnen kritisierte er unter anderem das Fehlen von Linksabbiegerspuren für den Autoverkehr, vor allem an den Engstellen nicht genug Platz für Fahrräder und Fußgänger und Eingriffe in das Wurzelwerk der Bäume.

Dabei sollten nach Bürgerwunsch vor allem die Bäume erhalten werden. „Vor allem die Linden waren noch total gesund“, sagte ein Baumschützer nach dem Termin. Neweling hatte dagegen festgestellt: „Die Bäume, die hätten erhalten werden können, waren leidend.“

Über 300 Bäume werden gefällt, noch mehr neue werden gepflanzt

Zur „Baufeldfreimachung“ werden nun also zunächst 233 Bäume entlang der Bäume gefällt, dazu noch rund 70 auf der Gehölzfläche Heidekaul“ an der Ecke Bonner Straße/Militärring. Drei Wochen wird es dauern. Durch das abschnittsweise Sperren einer Fahrspur wird es zu zeitweiligen Verkehrsbehinderungen kommen.

Später werden entlang der Bonner Straße 222 neue Bäume gepflanzt. „So wird es zu einem durchgehenden Alleen-Charakter kommen“, verspricht Neweling. Ausgesucht hat man sich dafür einen besonderen Spitzahorn, „robust, schlank und schnell wachsend“.

Als Ausgleich – gesetzlich vorgeschrieben – werden auch 162 neue Bäume in der näheren Umgebung gepflanzt. Außerdem wird das Areal der ehemaligen Aral-Tankstelle Verteiler-Ost „aufgeforstet“, es ist ungefähr so groß wie die Heidekaul. Das Stadtklima „nachhaltig positiv beeinflussen“ soll auch das begrünte Gleisbett der künftigen Linie 5, insgesamt 12.000 Quadratmeter groß – fast so groß wie zwei Fußballplätze.

Dem Fällen der Bäume folgt der Abriss von drei Häusern. Ursprünglich sollte es zehn treffen, Bürgerproteste verhinderten es. Die Häuser stehen im Großraum der Kreuzung Bonner/Schönhauser. Dazu gehört auch die denkmalgeschützte Villa Lenders. Mit ihr verschwindet eines der wenigen Kölner Bürgerhäuser aus dem späten 19. Jahrhunderts im Schinkelschen Stil.

Erst Rheinenergie, dann Stadtentwässerungsbetriebe, dann die KVB

Bevor die KVB ins Spiel kommt, wird ab Februar nächsten Jahres die Rheinenergie Gas-. Wasser- und Stromleitungen verlegen, insgesamt 18 Kilometer – Darunter auch neue Trinkwasserrohre und eine Erweiterung des Fernwärmenetzes. Es folgen ab Juni 2018 die Stadtentwässerungsbetriebe: Sie müssen, um den Hochwasserschutz in Marienburg zu verbessern, einen Stauraumkanal vergrößern. Dies geschieht auf einem 170 Meter langen Abschnitt zwischen Verteiler und Lindenallee. Ein Jahr soll das dauern, mit größeren Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen.

Erst dann wird die KVB mit dem Ausbau der Linie 5 beginnen können, also der Gleisverlegung, dem Bau der vier barrierefreien Haltestellen und der Stromversorgung. KVB-Mitarbeiter Gunter Höhn setzt als „grobes Ziel“ das Jahr 2022 für die Fertigstellung. Während dieser Zeit wird vor allem die Buslinie 132 die Verbindung vom Kölner Süden zum Heumarkt bedienen. Die Nord-Süd-Bahn ist dabei für ihn nur eine von 13 Maßnahmen, die er für den ÖPNV-Bedarfsplan angemeldet hat. Sie alle umzusetzen, ist ein Paket von einer Milliarde Euro.

Für die 3. Bauphase hat die Stadt einen externen „Anliegermanager“ angestellt. Er wird in einem festen Büro und zu festen Zeiten so wie nach Terminabsprache die Anwohner „über den konkreten Bauablauf informieren und in baulichen Belangen beraten“.

Autor: ehu | Visualisierung: Stadt Köln
Foto: Blick nach Süden: So soll die Kreuzung Bonner Straße/Schönhauser Straße/ Marktstraße aussehen. Auf der linken hinteren Ecke steht die Villa Lenders – noch.