Köln | Aus der aktuellen Kölner Theaterliste ist das Millowitsch-Theater gestrichen: Am 28. März fiel an der Aachener Straße der letzte Vorhang. Als Dank für „200 Jahre Geschichte“ lud OB Henriette Reker die Familie am Freitag zu einem Empfang ins Rathaus. Im Muschelsaal sollte sie sich ins Gästebuch der Stadt eintragen.

Gekommen waren allerdings nur Peter, der das Theater seit 1998 geführt hatte, und seine älteste Schwester Katarina (verheiratete Eisenlohr). Mariele war wegen Dreharbeiten verhindert, Susanne hatte nach einer Operation kurzfristig abgesagt. Anwesend waren die Familienmitglieder und wenige Kulturpolitiker.

Statt mit dickem Filzstift nur mit dünnem Kuli geschrieben

Peter schrieb sich als Erster ins Gästebuch ein, verzichtete dabei auf seinen Vornamen. Katarina folgte erst nach einigem Zögern. Danach präsentierten beide das geöffnete Buch – „wie Trump“, verwies Peter Millowitsch auf die demonstrativen Dokument-Unterzeichungen des US-Präsidenten vor laufenden TV-Kameras. Und bedauerte: „leider hatte ich keinen dicken Filzstift.“.

In ihrem „Rückblick auf ein einzigartiges Lebenswerk“ zu Beginn der kleinen Zeremonie dankte Reker dem Theater, das „Brauchtum bewahrt und verbreitet“ habe. Sie würdigte die „Lehrstunden in Kölner Mentalität und Lebensart“, die nicht die WDR-Fernsehübertragungen „auch überregional“ bekannt gemacht hätten. Und sie freue sich schon, wenn Peter Millowitsch zum Jahresende mit „Tratsch im Treppenhaus“ – einem Gastspiel des Hamburger Ohnesorg-Theaters – zurück in die Kölner „Volksbühne am Rudolfplatz“, wo er zuletzt nur noch „Mieter“ war.

Peter Millowitsch wirbt für mehr Förderung der freien Theaterszene

In seiner Dankesrede konnte es sich Peter Millowitsch nicht verkneifen, auf die „zurückhaltende“ Förderung der Stadt für die freie Theaterszene hinzuweisen. Immerhin habe man seinen Vater 1989 zum Ehrenbürger ernannt und ihm sogar schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Den Dank für die Anerkennung hatte er schon vorher zurückgegeben und dem Stadtmuseum einige Theaterrequisiten und Schriftdokumente übergeben.

Als Puppenspieler werden die Millowitschs Ende des 18. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1890 standen sie dann „persönlich“ auf der Bühne, wie sie auf einem Fluglatt für die erste Vorstellung warben. Vor über 80 Jahren zogen sie dann in das Haus Aachener Straße 5. Bundesweit bekannt wurde das Millowitsch-Theater unter Willy Millowitsch (1909-1999), dessen „Etappenhase“ 1953 als erstes Theaterstück live im fernsehen übertragen wurde. Alle seine Kinder wurden schon früh von der Schauspielerei angefixt. Doch lediglich Peter und Mariele (ZDF-Krimiserie „Marie Brand“) blieben dabei. Susanne wurde Buchhändlerin, Katarina Lehrerin – nach einem Zwischenspiel als Chefin des Theaters im Bauturm – direkt gegenüber der Bühne ihres Vaters.

Autor: ehu
Foto: Stolz wie Donald Trump: Peter Millowisch präsentiert seine Unterschrift im Gästebuch der Stadt Köln.