Köln | Oberbürgermeister Jürgen Roters missbilligte heute öffentlich die vom Bundesinnenministerium initiierte Postkarten-Verteilung innerhalb der Werbeaktion „Vermisst“ gegen die islamistische Radikalisierung Jugendlicher.

Es genüge nicht, nur die Plakataktion zu dieser Werbekampagne zu stoppen, alle Werbemaßnahmen müssten sofort eingestellt werden, so Roters. Es sei in hohem Maße unsensibel, diese Aktion ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt durchzuführen. Ihm fehle außerdem das Verständnis dafür, ohne jegliche Beratung mit der Stadt Köln heute ausgerechnet in der Kölner Keupstraße bei den Anwohnern, die jahrelang unter falschen Verdächtigungen zu leiden hatten, Postkarten aus dieser Werbeaktion verteilen zu lassen. Angesichts der aktuellen politischen Verhältnisse könnten solche Kampagnen missverständlich interpretiert werden und seien damit wenig hilfreich. In einem Telefongespräch mit der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) machte der Oberbürgermeister seine Auffassung deutlich.

Zum Hintergrund:

Heute wurden im Auftrag des Bundesinnenministeriums von Werbeagenturen Postkarten und Werbemittel der Aktion „Vermisst“ in Köln und auch in der Keupstraße in Köln-Mülheim verteilt. Innenminister Hans-Peter Friedrich hatte nach bundesweiten Protesten die Anbringung von großformatigen Plakaten,
die in der grafischen Gestaltung Vermisstenanzeigen ähneln, gestoppt. Der Text lautete zum Beispiel: „Das ist unser Sohn. Wir vermissen ihn, denn wir erkennen ihn nicht wieder. Wir haben Angst, ihn ganz zu verlieren an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen.“

Autor: dd