Köln | Es ist das größte räumliche Experiment, das es im Abenteuermuseum Odysseum je gegeben hat. Gut 16 Meter hoch ist die Kugelbahn auf der die Spezialmurmeln eine Strecke von 1043,6 Metern zurücklegen, bevor sie ins Ziel rollen. Die Idee zur größten Kugelbahn der Welt hatte Klaus Peter Beier, der mit seinen Weltrekorden bereits dreimal im Guinness-Buch vertreten ist. „Vor 25 Jahren fing alles mit einem Turm aus Bierkästen an. Wichtig ist mir dabei immer, dass etwas für den guten Zweck herauskommt“, sagt der Tüftler von Niederrhein.

Vier Wochen hat er zusammen mit Ronny Krüger an der Holzkonstruktion am Aufzug in der großen Eingangshalle gearbeitet, die bis unter die Decke reicht. Die Kugel selbst läuft auf einer roten Kunststoffbahn, die aus mehr als 4500 Steckteilen besteht. „Das Entscheidende ist das richtige Gefälle, das hier bei 1,3 Prozent liegt. Die Kugel darf nicht zu schnell laufen, sonst fliegt sie aus den Kurven. Ist sie zu langsam, bleibt sie liegen“, erklärt der 43-jährige Rekordjäger.

Auch bei den Kugeln ist Hightech angesagt: „Diese werden sonst für Kugellager verwendet. Normale Spielmurmeln würden liegen bleiben, weil sie nicht rund genug sind“, erklärt Beier. Von seinem Erfolg ist er vor dem Weltrekordversuch am Samstagvormittag ist er voll überzeugt: „Nur ein Erdbeben oder andere Naturkatastrophen können die Kugel noch stoppen.“ Diese wird mittels eines von Auszubildenden eines Maschinenbauers entwickelten Spezialaufzugs in die luftige Starthöhe befördert und fällt dann in einen Trichter, von wo aus sie der Schwerkraft folgend nach unten rollt.
Beier hat schon zweimal den Rekord geschafft, zuerst mit gut zweihundert und dann mit 649 Metern. In der Zwischenzeit hatten sich noch Kollegen aus den USA daran versucht, mehr als 500 Meter schafften sie allerdings nicht. „Eigentlich wollte ich nach dem zweiten Versuch aufhören, dann habe ich diese hohe Halle hier in Köln gesehen“, sagt Beier, der um 11.30 Uhr über den Weltrekord jubeln kann, nachdem seine Kugel nach 30 Minuten ihr Ziel erreicht hat. Überwacht wurde alles von einem Notar und einem Vertreter des Guinness-Buchs.

Der Weltrekord ist gleichzeitig der Auftakt zu einer Sonderausstellung im Odysseum, wo die großen und kleinen Besucher mehr als 50 Kugelbahnen bestaunen und selbst testen können. Das gilt auch für die Megabahn, für die 30000 Kugeln an Fans zum selbst probieren verkauft werden. Der Erlös kommt dem Kinderhospiz in Olpe zugute. Zu sehen gibt es bis zum 2. Juni auch die kleinste Kugelbahn der Welt, sowie zahlreiche von Künstlern entworfene Bahnen, die zum Teil auch noch Musik machen können. Dazu kommen Bahnen verschiedener Hersteller aus Holz, Metall oder Plastik – darunter auch eine Legobahn und eine riesige Wasserbahn.

Die Begeisterung von jung und alt für die kleine Kugel ist übrigens schon uralt: Die ersten Murmeln wurden ins Jahr 3000 vor Christus datiert. Die erste Kugelbahn gab es vor 1800 Jahren im alten Byzanz. Glasmurmeln wie sie heute gespielt werden, wurde um 1850 erfunden. Sie waren ein Abfallprodukt bei der Produktion von Glasaugen und wurden schnell zum Renner. Daran hat sich bis heute wohl nichts geändert.

Autor: Stephan Eppinger