Köln | Im Rahmen eines sprachwissenschaftlichen Projektes der Akademie för uns kölsche Sproch/SK Stiftung Kultur wurden 255 Personen zwischen 22 und 92 Jahren auf ihre Kölschkenntnisse hin getestet. Ziel der Untersuchung war es, den Ist-Zustand des Kölschen zu dokumentieren, also herauszufinden wer heute noch wie gut Kölsch spricht – und damit auch Antworten zum Erhalt des Kölschen Dialekts zu kriegen. So entstanden auch die Aufnahmen auf der CD „Op Kölsch gesaht“, mit insgesamt 161 frei erzählten kölschen Anekdoten und Erinnerungen, von nicht-prominenten und prominenten Sprechern aus Köln und dem Umland, die an dem sprachwissenschaftlichen Projekte teilgenommen hatten.

Op Kölsch gesaht“

Die CD-Box „Op Kölsch gesaht“ beinhaltet 161 frei erzählte kölsche Anekdoten und Erinnerungen. Zumeist handelt es sich um lustige, aber auch traurige, hin und wieder etwas schlüpfrige Begebenheiten, sie sich im Leben der Erzählerinnen und Erzähler und ihrer Familie ereignet haben. Neben Menschen aus dieser Stadt berichten auch einige bekannte Kölner Künstler über private Erlebnisse, aber auch über Bühnenauftritte, bei denen es hin und wieder zu Pannen kam. Zahlreiche Kindheitserinnerungen sind ebenfalls dabei, andere Erzähler berichten über historische Ereignisse in Köln, die ihnen teils von ihrer Eltern- und Großelterngeneration überliefert wurden.

255 Personen reagierten auf den Aufruf

Die Aufnahmen entstanden im Rahmen eines sprachwissenschaftlichen Projektes der Akademie för uns kölsche Sproch/SK Stiftung Kultur. Sprachwissenschaftler der Akademie wollten herausfinden, wer heute überhaupt noch Kölsch spricht. Über einen Aufruf der Akademie waren Kölschsprecherinnen und Kölschsprecher gefragt ihr Können unter Beweis zu stellen. Insgesamt meldeten sich 255 Personen zwischen 22 und 92 Jahren. Neben der Beantwortung eines Fragebogens sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer spontan und ohne Vorbereitung auf Kölsch einige kurze Erzählungen über Ereignisse aus ihrem Leben in ein Aufnahmegerät sprechen und so erstand die ab morgen erhältliche CD „Op Kölsch gesaht“.

Ältere Menschen sprechen besser Kölsch

Autorinnen Dr. Christa Bhatt soll bei dem Projekt festgestellt haben: Je älter die Person, desto besser auch die Kölsch-Kenntnisse. Das Durchschnittsalter der 255 Teilnehmer lag bei 57,7 Jahren. „Es war für uns besonders schwierig, an die jungen Leute dranzukommen. Bei den jungen Leuten die an unserem Projekt teilgenommen haben, haben wir zudem eine Mixsprache aus Hochdeutsch und Kölsch, feststellen können“, erklärt Dr. Bhatt. Auffällig soll auch gewesen sein, dass durch die Mischung aus Hochdeutsch und Kölsch, viele nicht korrekte kölsche Begriffe entstanden seien sollen, fügt Autorin Alice Herrwegen hinzu.

Wo lernt man Kölsch und wer spricht es noch?

Von 255 befragten Personen sollen sieben bereits verstorben sein. 88 von den 255 befragten Personen sind zwischen 60 und 69 Jahren. 204 Personen sollen angegeben haben, Kölsch innerhalb der Familie gelernt zu haben und 163 unter anderem durch kölsche Lieder. 175 der befragten Personen sprechen Kölsch noch immer im Alltag. 57 im Beruf. 121 Personen sollen angegeben haben, nur mit bestimmten Personen auf kölsch zu reden und 85 in Kneipen oder anderen bestimmten Orten. „Nun ist die ältere Generation gefragt, die kölsche Sprache auch weiterzugeben“, appelliert Dr. Bhatt.

Ist Kölsch also ein Generationsproblem?

Einige der anwesenden Teilnehmer hatten unterschiedliche Ansichten darüber, ob die kölsche Sprache in den nächsten Jahren möglicherweise aussterben wird oder auch nicht. Doch das Eltern und Großeltern ihr Wissen weitergeben sollen, finden alle mehr als nur wichtig. Auch kölsche Lieder tragen ihren Anteil dazu bei, die Sprache weiterhin zu erhalten, sagt Professor Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur und Leiter der Akademie för uns Kölsche Sproch. Seiner Meinung nach diene die kölsche Musik allerdings nicht zum erlernen der Sprache. Hinzu komme auch, dass sie zwar jeder singt, aber nur ein kleiner Teil wirklich den Text versteht. „Zudem hat sich in der kölschen Musik viel geändert: verkölschte Hochdeutschtexte werden als kölsche Musik verkauft. Das tut mir im Herzen weh“, bedauert Musiker Peter Horn.

Stirbt Kölsch also irgendwann aus?

„Die kölsche Sprache ist auf der Liste der ‚bedrohten Sprachen‘, denn sie ist weitgehend aus dem Alltag verschwunden“, sagt Professor Bögner. Professor Bögner vergleicht die Sprache mit einem Steinbruch: „Jeder nimmt sich ein Teil raus. Das führt irgendwann dazu, dass der Stein einfach komplett verschwindet. Genau so ist es mit der kölschen Sprache.“

Alle anwesenden Teilnehmer wollen die kölsche Sprache weitergeben, genau so wie es ihre Eltern und Großeltern getan haben. Und in einem waren sich alle sicher: „Kölsch ist nicht nur das gesprochene Wort. Kölsch muss man Leben“

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Op Kölsch gesaht“

<UL><LI>CD-Box erscheint am 1. Dezember in Zusammenarbeit mit dem Dabbelju-Verlag.

</LI><LI>161 Anekdötcher en kölscher Sproch auf drei CD’s.

</LI><LI>Erhältlich im Handel für 15,00 Euro- Die Ergebnisse des Gesamtprojektes sind in einer pdf-Datei enthalten, die mithilfe eines im CD-Booklet enthaltenen QR-Codes heruntergeladen werden kann.

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Unter den prominenten Erzählern sind mit dabei Marita Dohmen (Mundartautorin), Stephan Henseler (Spielkreis Fritz Monreal); Hermann Hertling (Kumede-Theater), Udo Müller (Hänneschen-Theater), Peter Horn (Kölsch Fraktion und Ex-Sänger der Höhner), Marion Radtke, Ernst Stoklosa (Bläck Fööss), Franz Wahl (die DREI.1), Karl-Heinz Greuel (Kläävbotze), Manfred Hille (Vajabunde), Jörg Paul „J.P.“ Weber und Franz Martin Willizil (Kölsch Fraktion und Ex-Mitglied der Höhner).

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Autor: Irem Barlin
Foto: Einige der Teilnehmer. Ihre Motivation an der Teilnahme am sprachwissenschaftlichen Projekt: „Ich habe mich angesprochen gefühlt“, „Mein Vater war Karnevalist und durch den Karneval habe auch ich Kölsch gelernt“, „Gewisse Dinge kann man auf Kölsch einfach besser ausdrücken“.