Köln | Gestern Abend hat eine Gedenkveranstaltung auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs zum Anschlag auf die Synagoge in Halle stattgefunden. Ein Mann trug nach Augenzeugenberichten ein „Thor Steinar“-Outfit und Tarnfarben-Mund-Nasen-Schutz. Als ihn Menschen aus der Demonstration ansprachen gab er sich als Polizeibeamter zu erkennen. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob verspricht Aufklärung.

Es ist der Vorabend des Jahrestags des Attentats von Halle am 9. Oktober 2019. In Köln versammelten sich Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen und gedachten den Opfern des Anschlags von Halle.

Die Kundgebung wurde vom Rheinischen Antifaschistischen Bündnis gegen Antisemitismus angemeldet und zusammen mit der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Deutsch Israelischen Gesellschaft Köln, dem Bündnis gegen Antisemitismus und der Antifaschistischen Gruppe CGN organisiert. Unterstützt wurde die Kundgebung auch von Mitgliedern der Synagogengemeinde Köln, Seebrücke Köln, dem Sinti und Roma e.V. und dem Autonomen Zentrum Köln sowie vielen Einzelpersonen.

„Besonders gefreut hat uns, dass Michel Friedmann auf dem Weg zu seinem Verlag sich spontan unserer Kundgebung anschloss und einen wichtigen Appell an die Anwesenden gerichtet hat,“ so Maxi Hellfeldt von RABA. Michel Friedmann kritisierte die folgenlos bleibende öffentliche Reaktionen auf Rechtsterror. Die demokratische Gesellschaft müsse verteidigt werden. Er sagte wörtlich: „Wir Demokratinnen und Demokraten haben das letzte Wort!“ Rund 250 Menschen waren gekommen.

Wer ist der Mann mit dem „Thor Steinar“-Outfit

„Antifaschist_innen machten die Kundgebungsveranstalterin auf eine Person in Neonazi-Outfit der Marke „Thor Steinar“ und Tarnfarben-Mund-Nasen-Schutz aufmerksam. Als versucht wurde, ihn von der Kundgebung zu verweisen, wies er sich als Polizeibeamter aus,“ so Maxi Hellfeldt. Die Produkte der Marke „Thor Steinar“ ist besonders beliebt bei Rechtsextremen. Der Verfassungsschutz des Landes Sachsen und der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg sehen in der Kleidung ein Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Szene. Hinter der Marke steht die deutsche Firma Mediatex GmbH. Das Tragen von „Thor-Steinar“-Kleidung ist unter anderem in einigen Fußballstadien in Deutschland untersagt.

Kölner Polizeipräsident reagiert und verspricht Aufklärung

Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob erklärte, dass es sich bei dem Mann um einen Zivilbeamten handele, der im Personenschutz der Kölner Polizei eingesetzt ist. Der Beamte soll 54 Jahre alt sein. Auch der NRW-Verfassungsschutz, den Jacob zitiert, sieht Zusammenhänge zwischen der Kleidungsmarke und der rechtsextremen Szene. Jacob wird in einer Mitteilung der Kölner Polizei zitiert: „ch habe kein Verständnis für ein derartiges Verhalten. Deshalb habe ich den Beamten unmittelbar von seinen Aufgaben entbunden. Er wird künftig einer anderen Tätigkeit nachgehen.“ Zudem soll der Staatsschutz der Kölner Polizei den Vorfall ermitteln.

Autor: Andi Goral