Köln | Oberbürgermeisterin Henriette Reker will zunächst die Zahlen der Corona-Neuinfektionen unter 50 bei der 7-Tage-Inzidenz drücken und erst dann über Lockerungen sprechen. Zudem soll es über die Straßenkarnevalstage an den Hotspots ein Alkoholverkaufs- und konsumverbot geben, dass etwa an Weiberfastnacht ab 11 Uhr gelten soll. Positiv: Köln sollen bald die ersten Impfdosen von AstraZeneca erhalten.

Die Verantwortlichen in der Stadt, OB Reker, Feuerwehrchef Dr. Miller und der Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Nießen sehen die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie in Köln tendenziell positiv und bewerten die Lage als stabil. Aber die Lage im Hinblick auf die Mutationen des Virus bezeichnen sie als angespannt. In den Kölner Kliniken und in der Belegung der Intensivbetten kann für Köln noch nicht von einer entspannten Situation gesprochen werden. So waren am Montag gerade einmal 5 Prozent der Kölner Intensivbetten frei. Dieses, so Miller, läge aber nicht nur an den Covid-19-Patientinnen und -Patienten, sondern an einer saisonal hohen Erkrankungswelle unabhängig von der Pandemie. Seit Oktober ist die Belastung in den Kölner Kliniken und vor allem in den Intensivstationen hoch und in der Spitze waren maximal nur 10 Prozent der Kölner Intensivbetten frei.

Ab Montag startet das Kölner Impfzentrum

Ab Montag soll das Kölner Impfzentrum seinen Betrieb aufnehmen. Dieses steht seit 15. Dezember 2020 zur Verfügung und die Frage nach den aufgelaufenen Kosten in Millionenhöhe beschäftigt bereits die lokale Politik. Zunächst werden dort die über 80-Jährigen geimpft. Köln-Pass-Inhaberinnen und -Inhaber, sowie Menschen mit Pflegestufe 1 und 2 können sich kostenfrei mit dem Taxi zum Impfen fahren lassen. Die Kosten übernimmt die Stadt. Betroffene, so OB Reker, sollten dies am „Counter“ im Impfzentrum abklären. Im Kölner Impfzentrum an der Messe soll auch der Stoff von AstraZeneca verimpft werden. NRW erhält rund 130.000 Dosen und Köln anteilig seiner Bevölkerungsanzahl die entsprechende Anzahl. Daher werde im Kölner Impfzentrum eine Impfstraße eingerichtet in der Personal aus Hospizen, der Tagespflege und aus Behinderteneinrichtungen geimpft werden. Die Terminkoordination erfolgt durch die Stadt Köln.

Um bis zum 21. September eine Herdenimmunität herzustellen müssten im Kölner Impfzentrum, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, täglich 8.000 Kölnerinnen und Kölner geimpft werden. Die aktuelle Kapazität sei derzeit auf 5.000 Personen ausgelegt, so Miller, der gleichzeitig zu verstehen gab, dass aber in der Messe eine Erweiterung der Kapazitäten möglich sei. Wenn es gelänge mehr als 5.000 Kölnerinnen und Kölner pro Tag zu impfen, dann könnte die Zahl der Todesfälle erheblich gesenkt und eine 3. Infektionswelle verhindert werden, so Miller.

In Köln sind derzeit rund 80 Prozent der Alten- und Pflegeeinrichtungen durchgeimpft. Das sind derzeit 26.166 Impfungen. Davon wurden 14.000 Personen mit der Erstimpfung und 6.000 zum zweiten Mal geimpft.

Stadt Köln setzt Ethik-Kommission ein

Am Dienstag den 02. Februar ist die Kölner Ethik-Kommission für die Verteilung von Impfstoffen das erste Mal zusammen gekommen. Diese erste Sitzung widmete sich dem Verfassen einer Geschäftsordnung. Zukünftig soll die Kommission darüber entscheiden, wer die überschüssigen Impfdosen bekommt. Gemeint ist damit, dass etwa jemand der das 80. Lebensjahr noch nicht erreicht hat, aber weit über 70 Jahre alt ist und an multiplen Vorerkrankungen leidet, so außerhalb der Impfrichtlinien des Bundesgesundheitsministeriums vorrangig geimpft werden kann.

Die Kommission besteht aus städtischen Vertretern, Vertretern der kassenärztlichen Vereinigungen und dem Sozialdienst katholischer Frauen. Personen, die nicht Teil der aktuellen Impfstrategie sind, können sich an die Impfkommission wenden. An mehreren Tagen pro Woche bearbeite die Kommission diese Anfragen. E-Mails, die andere Stellen der Stadt Köln erreichen, werden an die Ethikkommission weitergeleitet. Jede Anfrage erhält eine Antwort, werde allerdings nicht unbedingt der Ethikkommission selbst vorgelegt. Zunächst werde geprüft, ob ein Fall von den bereits bestehenden Regelungen erfasst wird.

Die Corona-Lage in Köln

Derzeit werden 241 Patientinnen und Patienten in Köln mit einer Covid-19-Erkrankung stationär behandelt. 71 von ihnen liegen auf Intensivstationen und 46 werden beatmet. Positiv ist, dass sowohl die Infizierten wie ihre Kontaktpersonen in Köln derzeit innerhalb von 24 Stunden informiert und in Quarantäne geschickt werden können. Das hilft dabei die Infektionszahlen einzudämmen. Auch der Reproduktionswert nähert sich mit 0,74 der Marke 0,7, bei der kein exponentielles Wachstum der Fallzahlen mehr zu erwarten ist. Nach wie vor ist bei den möglichen Infektionsquellen die häufigste Antwort: unbekannt. Die Kontakte im gleichen Haushalt und auf der Arbeit bilden aber ebenso einen Infektionsschwerpunkt in Köln.

Die Lage in der Flüchtlingseinrichtung Herkulesstraße

Nießen wertet aus medizinischer Sicht den Ausbruch in der Flüchtlingseinrichtung in der Herkulesstraße als unter Kontrolle. Aktuell geht die Stadt davon aus, dass die Infektion von außen in die Einrichtung getragen wurde. Zudem sei unklar wie sich das Virus in der Einrichtung so stark verbreiten konnte. Dort könnten 600 Personen untergebracht werden, allerdings seien aktuell nur 108 Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort. Platz, so Nießen, sei also ausreichend. Bei 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde das Coronavirus nachgewiesen, bei 11 von ihnen die südafrikanische Variante. 41 Bewohnerinnen und Bewohner – davon 31 mit der südafrikanischen Mutante – gelten derzeit als Corona positiv. Die Stadt stellt die Unterkunft bis 10. Februar unter Quarantäne und verstärkte dazu den Wachdienst, sowie forderte Unterstützung durch das Ordnungsamt und die Polizei an. Offen blieb die Frage, ob die Stadt Köln so große Einrichtungen wie die in der Herkulesstraße, vor dem Hintergrund der Pandemie beibehalten wolle oder kurzfristig die Geflüchteten in kleineren Einheiten versorgen will.

Zu einer überraschenden Erkenntnis kam OB Reker, die nach fast einem Jahr Pandemie, die Frage stellte ob Pressekonferenzen, wie die Stadt sie seit Ausbruch des Virus in Präsenz abhält vor dem Hintergrund der Kontaktreduzierung sinnvoll seien. Oder ob vorher nicht wenigstens festgestellt werden müsse ob nicht zu viel Personen im Raum seien oder wenigstens bei den Beteiligten im Vorfeld Schnelltests erfolgen müssten.

Autor: red