Köln | Heute haben das NRW-Umweltministerium und die Stadtenwässerungsbetriebe Köln eine Vereinbarung unterzeichnet, die einen neuen Retentionsraum im Kölner Norden definiert. 17 cm kann der Wasserpegel des Rheins bei Hochwasser gesenkt werden. Davon profitieren die nördlichen Rheinanlieger bis in die Niederlande. Das Land Nordrhein-Westfalen wird im Worringer Bruch rund 54 Millionen Euro investieren.

NRW Umweltminister Remmel fand lobende Worte für das bereits 1996 von der Stadt Köln beschlossene Hochwasserschutzkonzept. Danach wurden für 10 Millionen Euro neue Hochwasserschutzanlagen gebaut und im Kölner Süden, in Porz-Langel, einen Retentionsraum angelegt. Der Rückhalteraum „Worringer Bruch“ soll nach den Planungen bei extremen Hochwasser-Ereignissen, die statistisch alle 200 Jahre oder seltener zu erwarten sind, eingesetzt werden. Die Wirksamkeit wurde vom Landesumweltamtes (LANUV NRW) durch zwei Studien festgestellt. Neben dem Rhein investiert das Land auch an seinen Zuflüssen rund 80 Millionen Euro, um Begradigungen zurückzunehmen und auch dort Rückhalteflächen herzurichten.

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Infobox: Köln-Worringen und der Retentionsraum

Schon in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts plante man in NRW einen verbesserten Hochwasserschutz. Auslöser war eine Überprüfung der Rheindeiche an denen viele Kilometer saniert werden mussten. Dann kamen die Hochwasser 1993 und 1995 nach denen der Aktionsplan Rhein entstand. 1996 schließlich initiierte man das „Programm zum nachhaltigen Hochwasserschutz“ in dem auch Retentionsräume, wie der Worringer Bruch festgelegt wurden.

Der Retentionsraum Worringen kann rund 30 Millionen Kubikmeter Wasser bei einem Rheinpegelstand von über 11,90 Metern (200-jähriges Hochwasser) aufnehmen. Die Flutung soll gesteuert werden und beginnt bei einem Pegelstand von rund 11,70m. Der Retentionsraum wird auf einer Fläche von ca. 672 ha zwischen Worringen, Roggendorf-Thenhoven, Fühlingen und Langel ausgewiesen. Die Fläche wird derzeit zu etwa 70 Prozent landwirtschaftlich genutzt, rund 30 Prozent bestehen aus Waldflächen, überwiegend in der Altrheinschleife des FFH-Gebietes (Fauna Flora Habitat) und Naturschutzgebietes „Worringer Bruch“.

Um den Retentionsraum zu definieren werden Deichbauwerke entstehen, die an die bestehenden Rheindeiche angesetzt werden. Roggendorf und Thenhoven sind geschützt durch ihre höhere Lage. Das Ein- und Auslassbauwerk soll südöstlich des Pumpwerkes Werthweg entstehen. Die neuen Bauwerke werden insgesamt eine Länge von 5,7 km haben. Die Deiche können eine Höhe bis zu 6,50 Meter erreichen. Das Wasser soll mit 330 Kubikmeter pro Sekunde in den Retentionsraum und umgekehrt fließen. Für die Entleerung wird es eine weiteres Pumpwerk geben und soll auch über das Pletschbachgerinne im natürlichen Gefälle wieder in den Rhein geleert werden.

Die bestehende Infrastruktur soll weitestgehend erhalten bleiben, die B9 wird im Norden Worringens und Süden von Fühlingen, so umgebaut, dass der neue Deich gequert werden kann. Das landwirtschaftliche Wegenetz, wird dort, wo es nötig ist angepasst. Der Retentionsraum wird bei Extremhochwässern nicht verhindern, dass es zu Überflutungen im Norden kommt. Aber so das Konzept, kann man wichtige Zeit gewinnen, um etwa am Niederrhein Evakuierungen oder weitere Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Wenn alle Genehmigungen vorliegen sollen die Arbeiten vier Jahre dauern.

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Autor: ag | Luftaufnahme: Stadtentwässerungsbetriebe Köln